Limonade im Kirschbaum
- Autor*in
- Raidt, Gerda
- ISBN
- 978-3-8369-6023-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Raidt, Gerda
- Seitenanzahl
- 144
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 13,00 €
- Bewertung
Teaser
Otto, ein etwa 8-jähriger Junge, fährt mit seinen Eltern über das Wochenende ins Sommerhaus auf dem Lande und wandelt sich dabei vom Stubenhocker zum unternehmungslustigen Freizeitler mit neuem Freund, erzählt und illustriert von Gerda Raidt.
Beurteilungstext
Gerda Raidt studierte erfolgreich Grafik und Buchkunst. Und diese Fertigkeit zeichnet ihr Kinderbuch auch durchgängig aus: Beginnend auf dem farbigen Einband mit Otto und Finn im Kirschbaum und in der Folge etwa alle drei Seiten finden sich Schwarz-Weiß-Illustrationen, Bleistiftzeichnungen ähnelnd, im realistischen Stil gestaltet. Sie visualisieren die jeweilige Erzählsituation, erstrecken sich mitunter über eine Doppelseite, verklammern den Text und verleihen ihm Zusammenhalt. Durch interessante Anschnitte und variierende Perspektiven freut man sich immer wieder über die aussagekräftigen Illustrationen.
Dass die Autorin mit dem Text auch zugleich ihr Debut als Erzählerin vorlegt, ist unverkennbar. Allerdings in dem einschränkenden Sinne, dass dabei nicht alles stimmig konzipiert und überzeugend begründet ist. Zunächst zeigt sich das Gerüst als überschaubar: Handlungszeit ist ein Wochenende, Handlungsort ist das Wochenendhaus auf dem Lande, das die dreiköpfige Familie mit dem Auto von ihrer Stadtwohnung aus ansteuert.
Die Figurenkonstellation besteht aus dem etwa 8-jährigen Otto als Hauptperson, aus dessen Perspektive erzählt wird, ferner aus seinen Eltern sowie dem Grundstücksnachbarn, Herrn Schwartz, und Finn, Ottos neuem Freund. Das Geschehen konzentriert sich auf den grundlegenden Wandel von Ottos Vorlieben und Verhaltensweisen. Bisher zeichnete er sich als Stubenhocker aus, der am liebsten in seinem Zimmer Hörbuch-CDs konsumiert. Freizeitunternehmungen oder sportliche Aktivitäten liegen ihm fern, was insbesondere seinen Vater ärgert. Der möchte ihn gerne zu Letzterem animieren und hatte ihn auch schon mit Slackline und Trampolin ziemlich erfolglos nach draußen zu locken versucht. Als neuesten Anreiz haben die Eltern jetzt einen Bausatz für ein Baumhaus bestellt, der von Vater und Sohn im Kirschbaum aufgebaut werden soll. Dabei gibt es, wie zu erwarten, gehörige Komplikationen, die schließlich zu den Verhaltensänderungen Ottos führen.
Allerdings treten diese erst ein, als seine Eltern zum Krankenhaus fahren, weil der Vater sich beim Fallen von der Leiter vermutlich den Arm gebrochen hat. Während dieser Zeit knüpft Otto Kontakt zu dem Dorfjungen Finn, der sein neuer Freund wird. Und Otto ist es auch, der freundschaftlichen Kontakt zum Nachbarn, Herrn Schwartz, herstellt. Zuvor hatte der Vater überheblich diesen über den Zaun hinweg abgekanzelt. Überhaupt ist Otto die emphatische und besonnene Hauptfigur, wohingegen die vordergründig alternativ eingestellten Eltern sich unsensibel gegenüber Sohn und Mitmenschen zeigen. Auf diese Weise bildet Otto zwar eine sympathische Identifikationsfigur, die Charaktere der Eltern werden aber als wenig glaubwürdig gezeichnet, und auch die Wandlung Ottos erfolgt nicht schlüssig nachvollziehbar.
Gerd Raidt hat ihre Debuterzählung also ansprechend illustriert, den Handlungsverlauf allerdings suboptimal gestaltet, so dass dieser sich als "eine leichtfüßig erzählte Sommergeschichte" erweist, wie der Klappentext zutreffend ankündigt, als mehr aber auch nicht!