Lass uns fliegen

Autor*in
Bongard, Katrin
ISBN
978-3-8415-0416-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
234
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Die 16jährige Paulina ist eine hervorragende Schülerin, aber sie leidet schwer unter dem Unfalltod ihrer geliebten Schwester Bea und ist deshalb in ärztlicher Behandlung. Der 18jährige Vincent ist ein Schulverweigerer, der regelmäßig mit seinem Freund Hendrik zusammen kifft. Seine Zulassung zum Abitur ist gefährdet. Aber Vincent würde am liebsten nur Gedichte schreiben. Die beiden kommen sich in der Schreibwerkstatt der Schule näher.

Beurteilungstext

Dieser Roman ist eine etwas komplizierte Liebesgeschichte, die sich zwischen Paulina und Vincent entwickelt. Schwierig ist sie deshalb, weil die beiden Protagonisten komplizierte Persönlichkeiten sind, die sich schwer damit tun, sich anderen gegenüber zu öffnen. Nur Vincents Freund Hendrik weiß, wie es bei Vincent zu Hause aussieht: Der Vater ist Alkoholiker, die Mutter zieht mit der kleinen Schwester aus, und Vincent muss notgedrungen den „Krankenwärter“ spielen und versuchen, der Familie gelegentlich etwas Normalität zu verschaffen – der kleinen Schwester Fee zuliebe. Für Paulina war die ältere Schwester Bea stets die Kluge, die Schöne, die Fehlerlose und ihre einzige Vertraute. Als die beiden nach einer Party einen schweren Autounfall erleiden, bei dem die Fahrerin Bea ums Leben kommt, bricht die ganze Familie auseinander. Paulina bleibt mit ihrer Mutter in der großen Villa zurück. Mit Bea hält sie immer wieder „Zwiesprache“ über ihr Smartphone. Die lange Reha-Pause macht es Paulina schwer, wieder den lauten Schulalltag zu bewältigen – sie schafft es nur mit den heimlich eingenommenen Psycho-Pillen. Zum 75. Jubiläum der Schule soll ein E-Book mit Schülertexten produziert werden. Aus diesem Grund ist eine Schreibwerkstatt gegründet worden, und Frau Berger, die Koordinatorin der Oberstufen, bittet Paulina und Vincent um ihre Mitarbeit. Paulina soll sich hier durch Schreiben „befreien“ können. Für Vincent ist es die letzte Chance, die Zulassung zum Abitur zu bekommen, denn seine Deutschlehrerin ist die einzige, die noch an ihn glaubt. Paulina und Vincent erzählen selbst in längeren und oft auch ganz kurzen Kapiteln, was sie in den wenigen Wochen bis zur Jubiläumsfeier erleben und was sie bewegt. Beide Jugendliche stehen jeweils durch ihre familiäre Situation unter großem psychischem Druck, und beide sind fast immer „benebelt“, Paulina durch ihre Tabletten und Vincent durch Drogen. Sie besuchen die Schreibwerkstatt, schaffen es aber nicht, fristgerecht einen Text abzugeben. Als Hendrik bei einer Überdosis fast ums Leben kommt, und durch das furchtbare Beispiel des alkoholkranken Vaters schafft es Vincent, von den Drogen loszukommen. Beim Räumen von Beas Zimmer entdeckt Paulina ein verstecktes Päckchen Speed und erkennt, dass ihr Idol den Unfall unter Drogeneinfluss verursacht hat. Beide Jugendliche werden durch diese Schockerlebnisse „frei" und offen für ihre Gefühle zueinander. Allein durch die Erzählweise gewinnt dieser Jugendroman Tempo und ist sehr abwechslungsreich. Er nimmt die Lesenden unmittelbar in die Gefühle und die Erlebniswelt von Paulina und Vincent hinein. Viele junge Menschen werden diese oder ähnliche Probleme kennen, wie sie die beiden durchmachen. In vielen Familien dürften Alkohol- und Drogenprobleme versteckt sein, und oft sind es auch die Kinder, die ihre Eltern betreuen müssen. Dass es so leicht ist, von Drogen loszukommen wie es Vincent gelingt, darf bezweifelt werden. Was Süchte anrichten können, wird in diesem Roman überdeutlich, was dagegen helfen kann wird aber recht einfach dargestellt: Selbsthilfegruppen, Psychologen, Schreiben… In der Szenerie dieses Romans klappt das ja, aber die Beteiligten leben in Villen und sind, bei aller Erbärmlichkeit, wohlhabend und gebildet. Damit können sich nicht alle Lesenden identifizieren. Aber immerhin ist das vermittelte Wissen in der Schreibwerkstatt so ausführlich beschrieben, dass es gut für eigene literarische Werke verwendet werden kann. Die Autorin hat es jedenfalls in hervorragender Weise getan, und ihre Sprache ist den unterschiedlichen Jugendlichen gut angepasst. Der Roman ist spannend und inspirierend.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 05.08.2017

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