Kellerkind

Autor*in
Dieltiens, Kristien
ISBN
978-3-8251-7970-0
Übersetzer*in
Schweikart, Eva
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Seitenanzahl
413
Verlag
Urachhaus
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Michael hat versagt. Etliche Male hätte er seinen Auftrag ausführen können, doch jetzt holt ihn die Vergangenheit ein. Mit dem Auftauchen Kaspar Hausers in Nürnberg beginnt Michaels Untergang.

Beurteilungstext

1828 tauchte der etwa 16-jährige Kaspar Hauser in Nürnberg auf. Ärzte, Journalisten, Kriminologen und viele andere selbsternannte Fachleute stürzten sich auf seine Geschichte, die in ganz Europa verbreitet wurde. Viele glaubten, dass Kaspar ohne jeden menschlichen Kontakt in einem dunklen Verlies aufgewachsen sei. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, dass es sich bei ihm um den angeblich als Säugling verstorbenen Erbprinzen von Baden handele. Kristien Dieltlins hat sich eine Geschichte ausgedacht, wie Kaspars Leben ausgesehen haben könnte. Die eigentliche Hauptperson ihrer Erzählung ist allerdings Michael, dessen Schicksal eng mit dem Kaspars verknüpft ist.
Kristien Dieltiens wählt eine Handlungsvariante, die sowohl davon ausgeht, dass Kaspar der badische Erbprinz war, als auch, dass er rund zehn Jahre seines Lebens isoliert in einem Keller gelebt hat. Beides gilt heute als widerlegt. Von daher ist dieser Handlungsverlauf etwas unglücklich.
Der Hauptprotagonist der Erzählung ist Michael. Wenn er sich selbst charakterisieren würde, würde er sich wohl als minderwertigen Menschen mit Hasenscharte und Hasenherz beschreiben. Zwar wurde er in ein liebevolles Elternhaus geboren, doch sein Vater starb früh, und in seinem weiteren Leben war Michael permanenten Misshandlungen und Demütigungen ausgesetzt. Erst im Militärdienst kann er sich einigermaßen behaupten, bleibt aber zeitlebens ein Außenseiter. Wohl gerade deswegen wählt ihn sein Vorgesetzter Hennenhofer für eine heikle Mission aus. Michael wird Spion am badischen Hof. Als der neugeborene Erbrinz wegen einer Verwechslung einen Mordanschlag überlebt und mit seinem Kindermädchen, der heimlichen Liebe Michaels, verschwindet, erhält Michael von Hennenhofer den Auftrag, den Prinzen zu töten, wenn er jemals die Gelegenheit dazu haben sollte. Michael hat Gelegenheiten, nimmt sogar maßgeblich Einfluss auf das Leben des Prinzen, doch stets lässt er den Jungen am Leben - aus Feigheit, wie er selbst glaubt. Als Kaspar Hauser in Nürnberg auftaucht, durchschaut Hennenhofer Michaels Spiel.
Die Autorin nutzt verschiedenen Erzählperspektiven. Neben dem allwissenden Erzähler lässt sie sowohl Michael selbst zu Wort kommen, als auch "zitiert" sie lange Passagen aus Kaspar Hausers Tagebuch. Einige Abschnitte des Buches sind recht spannend, viele andere jedoch haben deutliche Längen. Charakteristisch für die Erzählung ist eine düstere, oft bedrückende Stimmung, die Michaels Lebenssituation und seinen seelischen Zustand abbildet.
Kristien Dieltiens ist ein interessantes Psychogramm eines Außenseiters gelungen. Sie gibt Einblicke in das Leben und Denken der Menschen im frühen 19. Jahrhundert. Die Einbettung der Handlung in die fiktive Geschichte um die historische Person Kaspar Hauser ist jedoch weniger gelungen.
Insgesamt ist "Kellerkind" ein empfehlenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 19.08.2017

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