Ich sitze hier im Abendlicht...

Schlagwörter

• Familie
• Historisches
• Nationalsozialismus

Teaser

Eine illustrierte Sammlung von Briefen, Faxen, e-Mails und Zetteln bekannter und unbekannter Herkunft, als Eriinerung und Lehrstück zur aussterbenden Kultur des Briefeschreibens.

Beurteilungstext

Ein AUCH für Kinder und Jugendliche geeignetes Buch, wenn sie es denn zu schätzen wissen...
Denn schätzen muss man die Kunst des Briefeschreibens wie die beigefügten Illustrationen, um dieses Buch genießen zu können. Und es ist ein Genuss! Ob eher alltägliche Berichte aus dem “normalen” Leben, ob zu Herzen gehende Abschiedsbriefe von NS-Häftlingen oder kunstvoll illustrierte Reiseberichte - alle Spielarten sind mit Verstand und Liebe ausgesucht und dazu noch mit den gewohnt perfekten und doch wie mühelos hingeworfen wirkenden Blei- und Farbstiftillustrationen Jutta Bauers vertieft und erweitert, dass man sich gar nicht für einen Favoriten entscheiden kann. Das muss auch nicht sein, dennoch beeindruckt der Vaterbrief Umberto Ecos wegen seiner ungewohnten pädagogischen Tiefe besonders. Hier wie auch in anderen Fällen zeigt sich eine Vorliebe der Herausgeberin für das Unangepasste, Nicht-Gebügelte, für die Fähigkeit, nicht nur in vorgegebenen Mustern zu denken und zu handeln. Von daher erklärt sich auch die Vielzahl der NS-Widerstandsbriefe, in denen das hocherhoben bleibende Haupt der Schreiber angesichts von Terror und Todesdrohung besonders berührt.
Für jüngere Leser dürfte nur die Einordnung der aus sehr unterschiedlichen Epochen stammenden Beispiele in das zugehörige soziale, zeitgeschichtliche und persönliche Umfeld ohne Begleitung schwierig sein - einer schulischen Begleitung steht allerdings der hohe, wenn auch angemessene Preis entgegen.
Als Quintessenz bleibt ein liebevoll und aufwändig editiertes Schatzkästchen zum häppchenweisen Stöbern und Lesen - am liebsten, wie der Titel andeutet, sitzend im Abendlicht... Schön!