Ich, die Andere
- Autor*in
- Frey, Jana
- ISBN
- 978-3-7855-7158-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 352
- Verlag
- Loewe
- Gattung
- –
- Ort
- Bindlach
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 7,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Kelebek ist Türkin, wächst in Deutschland auf und fühlt sich oft wie mehrere Personen gleichzeitig. Mit ihren Freundinnen benimmt sie sich wie ein deutscher Teenager und in ihrer Familie folgt sie den Traditionen türkischer Mädchen. Sie trägt ein Kopftuch und ordnet sich den patriarchalen Strukturen unter. Als sie sich verliebt hält sie es geheim, doch ihr Bruder Sercan ahnt etwas. Ihre Liebe wird entdeckt und sie in die Türkei geschickt, damit sie einen anständigen türkischen Mann heiratet.
Beurteilungstext
Ein Buch, das sensibilisiert für die Situation türkischer Mädchen in fundamentalistisch islamistisch orientierten Familien. Das aber gleichzeitig den Islam wertschätzt, die Werte türkischer Familien achtet und meist nur durch die Augen des Mädchens Kelebek wertet.
Kelebek verkörpert in diesem Roman mehrere Personen, die unterschiedlich fühlen und sich verschieden verhalten. Ihre deutsche und türkische Identität, sowie auch ihre Kindlichkeit und das Heranwachsen stehen im ständigen Wettstreit zueinander. Sie ist Kelebek, das türkische Mädchen; Siri, die den Sonnenschein liebt; Daphne, die schwerfällige Schnecke und Aviva, die kraftvoll und lebendig ist. Die Wechsel sind fließend.
Ein von Jana Frey gut gewähltes Stilmittel, um die innere Zerissenheit ihrer Protagonistin verständlich zu machen.
Zur Spannungssteigerung benutzt sie kurzeSequenzen am Anfang jedes Kapitels, die Textstellen zitieren, die irgendwann später im Buch wieder auftauchen. Während Kelebek noch ahnungslos fröhlich ihr Leben lebt, ahnt der Leser bereits, dass sich etwas für sie Unerwartetes zusammenbraut. Das gibt dem Buch die nötige Erzähldichte.
Persönliche Freiheit und Liebe sind Grundthemen des Buchs. Kelebek erlebt ihre Familie nicht als konservativ. Ihre Großmutter, eine selbstbewusste Frau, hat nie ein Kopftuch getragen.Sie lebt wohlbehütet im Familienkreise, während ihre Freundinnen in Einelternfamilien und ohne zahlreiche Onkels, Tanten, Omas etc. auskommen müssen. Sie empfindet ihre türkische Familie nie als Last. Bis zu dem Moment, an dem sie sich in den “silbernen Jungen” verliebt, der Janosch heißt, ihre Gefühle teilt und ihr klar wird, dass sie diese Liebe um jeden Preis vor ihrer Familie verheimlichen muss. Doch durch den Einfluss eines Onkels aus der Türkei, die Krebserkrankung ihrer Mutter und die konservativ-islamistisch motivierten Ideale ihres Bruders entsteht ein Rückzug hin zu alten Idealen. Kelebek trägt ihr Kopftuch erst ohne es abzulehnen, doch im Verlauf des Romans wird ihr innerer Zwiespalt immer größer. Die Liebe zu Janosch verändert alles. Ein sehr bekanntes Gedicht von Erich Fried über die Liebe: “Was es ist” und der Liedtext von Cat Stevens (alias Yusuf Islam) “If you want to sing out” sowie Textstellen aus dem berühmten Liebesroman “Dshamilja” von Tschingis Aitmatow tragen außer Janosch und ihren Freundinnen dazu bei, Kelebeks innere Haltung zu verändern und ihr zu einer Entscheidung Mut zu machen, die ihren persönlichen Werten und Gefühlen folgt.
Das Buch verfügt über ein sehr ansprechendes Cover. Es zeigt ein Viertel eines Gesichts - nur ein Auge ist zu sehen, fast verdeckt von einem Kopftuch. In der Iris spiegelt sich das Antlitz eines jungen Mannes.