Regentropfenglück

Autor*in
Frey, Jana
ISBN
978-3-401-60004-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schneider, Frauke
Seitenanzahl
352
Verlag
Arena
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Würzburg
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ben verliebt sich in Nisha und wird aus ihr nicht schlau. Sie verhält sich oft so sonderbar und doch kommt er nicht von ihr los. Alles an ihr fasziniert ihn. Für Nisha bedeutet Liebe vor allem Gefahr und doch kann sie nicht anders, sie muss Ben zurücklieben. Seien Sie gespannt auf einen Liebesroman der besonderen Art!

Beurteilungstext

Der Liebesroman ist sehr unterschiedlich. Teils sehr spannend, dann aber auch langatmig, teils sehr emotional aber auch verwirrend und immer wieder schwer durchschaubar. Was ist Liebe? Für Nisha bedeutet Liebe vor allem Gefahr. Was man liebt, kann man auch verlieren. Als sie jedoch den sechzehnjährigen Ben trifft, kann sie ihn nicht mehr vergessen. Ben mit den blättergrünen Augen, der für sie Spagetti im Regen kocht. Ben, der ihr mitten auf der Straße und einfach so ein Liebeslied vorsingt. Ben, der sie buchstäblich von den Füßen reißt. Nisha kann nicht anders, sie muss ihn einfach zurücklieben. Und sie möchte ihm das Kostbarste vorstellen, was sie hat: ihre Familie. Für Ben bedeutet Nishas Version von unendlicher Liebe eine lange Durststrecke mit Durchhaltevermögen. Die Autorin lässt den Leser lange Zeit erst einmal im Ungewissen. Wir werden Zeugen von dem Liebesverhalten und dem offenen Umgang, der Liebe mit verschiedenen Partnern bei Bens Eltern. Diese finden das für sich OK und normal, aber Ben kann damit sehr schlecht umgehen. Seine Schulkameraden bespötteln ihn und er schämt sich umso mehr dafür. Warum kann seine Familie nicht normal sein wie andere, fragt er sich. Andererseits regt es aber auch zum Nachdenken an und zum Diskutieren, gerade auch für Jugendliche. Was ist eine normale Familie? Wie stellst du dir Partnerschaft vor? Was hältst du von Treue? Etc. Mir erscheint das Verhalten von Bens Eltern sehr eigennützig und manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, sie wären in ihrem egoistischen Vorgehen besser kinderlos geblieben. Umso mehr bin ich erstaunt darüber, wie feinfühlig und besorgt sich Ben verhält. Mit so viel Einfühlungsvermögen geht er behutsam mit Nisha um und drängt ihr nichts auf. Er selbst ist noch unerfahren in Liebesdingen; ja er hatte sogar einst den „ Antisexschwur“ mit seiner bekannten Lola geschworen. Aber seit er Nisha kennt, fühlt er sich wie verwandelt und er weiß jetzt, dass er etwas“ Gutes“ ist! Er?! Nie wieder wollte er Nisha loslassen. Wie schön das war, wenn sie seinen Namen sagte. Es war ein bisschen wie sterben. Man gab alles auf, alles hin. Ben fühlte sich von köpf bis Fuß außer Kontrolle. Alles an ihm war Liebe. Und Sorge, Angst, Zärtlichkeit, Wahnsinn, Stille, Explosion, Musik, Irrenhaus, Ewigkeit, Feuerwerk, Sinn und Begreifen. So war das also: LIEBE. LIEBE. LIEBE. Und Ben durchwandelt im Verlauf der Handlung sämtliche Stationen der Liebe, die ihn fast an den Rand des Wahnsinns bringen, die ihn viel Kraft und Durchhaltevermögen kosten und auch menschliche Aufopferung abverlangen, aber er kann einfach nicht anders. Für Nisha und ihre Liebe wird er das durchstehen. Und Nisha wirkt sehr in ihrer eigenen Welt. Um sie kursieren Gerüchte, dass sie in einer Klinik war und sich umbringen wollte. Sie kleidet sich immer schwarz und Ben darf sie nicht nach Hause bringen. Von ihrer Familie erzählt sie nichts. Der Leser erfährt durch die Textpassagen, dass sie in einer intakten Familie lebt und der Auszug des Bruders durch die Volljährigkeit bevorsteht, mit entsprechender Party. Ihre kleine Schwester Aysel schläft neben ihrem Zimmer und liebt Pferde. Oft wacht diese im Schlaf auf und dann müht sich Nisha, dass sie wieder zur Ruhe kommt. Das und noch mehr wird unter den Abschnitten „Nisha“ Stückchen für Stückchen an familiärer Idylle beschrieben. Umso erschreckender spitzt sich das letzte Drittel der Geschichte dann zu. Von der Verliebtheit und den Schmetterlingsgefühlen schlittern wir in ein psychisches menschliches Desaster, wie wir es nicht für möglich hätten halten können. Es stellt sich heraus, dass Nishas Familie schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam und sie die einzige Überlebende der Familie ist. Torte, der Familien Hund, wurde von Tante Sandra, der Schwester ihrer Mutter und ihr jetziger Vormund als Bezug zur Familie am Leben erhalten. Für die Tante hat sich auch alles seitdem verändert und sie lebt in einer „Marry Poppins-Welt“, die ihr verhilft zu überleben. Nisha sieht in ihr Herr Vandegen, den man den Umschreibungen und Gefühlen nach, die er bei ihr auslöst, für einen Missbrauchstäter halten könnte. Überhaupt fragt man sich die ganze Zeit, was Nishas Problem ist?! Warum hat sie mit Nähe solche Probleme? Warum ist ihr immer kalt….? Und dann wird die traurige Wahrheit und der Überlebenskampf um Nisha so offen gelegt, dass man nur sprachlos und fassungslos ist und staunt, was ein Mensch wegstecken kann/ muss und wie die Psyche sich derart verändern kann, dass nur Fachleute einen Zugang finden. Doch Ben hält zu Nisha und glaubt an ihre gemeinsame Liebe. Gemeinsam werden sie es schaffen. Die Liebe glaubt alles, die Liebe erträgt alles, die Liebe hört niemals auf. Ich bin erstaunt über die Zielstrebigkeit des Jugendlichen, der sein ganzes Leben noch vor sich hat und es viel leichter ohne Nisha haben könnte. Aber dank Ben lichtet sich der Nebel um Nishas Angehörige und sie lernt, sich von ihnen zu lösen. Eine Scheinwelt, die sie über viele Jahre hat überleben lassen, wird sie hinter sich lassen, mit Bens Hilfe. Sie war das schönste und beste und warmherzigste Mädchen der Welt. Und sie hatte so Schlimmes erlebt. „Draußen ist Glück, Nisha!“, schwört ihr Ben. Ihnen gehörte die ganze Welt. Lassen Sie sich verzaubern, anrühren und aufrütteln von der berührenden Liebesgeschichte von Jana Frey: zart, romantisch und einfach wunderschön! Lobenswert ist auch das anspruchsvolle Cover, das unzählige bunte Regenschirme zeigt in zarten Aquarellfarben. Wenn man das Buch schräg hält, werden auch die zarten Regentropfen sichtbar, die die ganze Seite füllen. Alles wirkt so himmlisch leicht. Nisha liebt das Regenwetter und Ben und sie begegnen sich im Regen. Der Regen bedeutet für sie Glück. Wie eine Metapher, als könnte er alles wegschwemmen und Neues zum Wachsen und Blühen bringen. Als würde alles rein und frisch durch einen Regenguss.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 22.09.2016

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