Ich bin (d)ein Buch, pack mich aus!
- Autor*in
- Frixe, Katja
- ISBN
- 978-3-401-71683-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Tine Schulz,
- Seitenanzahl
- 155
- Verlag
- Edition Bücherbär
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- –
- Preis
- 12,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Das Buch spricht mit Erstlesern. Es stellt ihnen vor, was sie mit zunehmendem Lesealter mit ihm tun könnten. Es nimmt die Angst vor schwierigen Texten, indem es mit einfachen beginnt, sodann erst die Anforderungen steigert. Kinder könnten auch sofort auf höherem Niveau beginnen. Alles ist erlaubt, doch das Buch will im Zentrum stehen, mitgenommen und in der Klasse vorgestellt werden. Dazu wird es, durch seine Aufforderungen, seine auch comichaften Bilder, und dem Lob bei Erfolg, selbst aktiv.
Beurteilungstext
Hier spricht ein Buch mit dem lesenden Kind. Nicht über den Text, sondern indem es in direkter Ansprache Kontakt aufnimmt. „Hä? Wer redet da….?“.
„Das bin Ich! Dein Buch… ein sprechendes Buch .. seltsam.“
Diese ersten Sätze stehen großzügig in weiße Felder gesetzt auf kräftig gelbem Hintergrund mit vielen Illustrationen. Ein großes rundes sprechendes Gesicht, smiley-artig symbolisiert das Buch. Kurze Sätze sind so zerlegt, dass sie in Sinneinheiten lesbar sind. Durch die kleinen weißen Felder entsteht auch optisch der Eindruck, dass der Inhalt bewältigt werden kann. Schrittweise leiten das Buchgesicht und die Bilder zu den nächsten Lese-Schritten. Je Lesefähigkeit fordert es dazu auf, viel weiter hinten weiterlesen zu können.
An diesen Stellen erwarten geübte Leser endlich einen Hinweis auf die Geschichte, die im Buch erzählt wird. Doch die Geschichte oder Episoden gehören zusammen. Das Buch will in die Klasse, will bewusst ausgewählt werden, will Interesse wecken. Dazu braucht es ein Kind, das die Erzählung weitertreibt und einen Katalysator. Diese Rolle übernimmt eine kleine Spinne, die Isi heißt, die auch sprechen kann und in der Schule wohnt. Beide übernehmen ab Seite 45 die Steuerung der Handlung.
Für Erwachsene kommt das „Buch“ zunächst didaktisierend daher. Es fragt die Lesefähigkeit wie in Übungsbüchern und -heften ab. Aber, es bietet ein Überspringen an.
Die Lehrerin geht im Umgang mit Büchern einen anderen Weg. Sie schlägt vor, dass jedes Kind ein besonderes Buch vorstellen soll. Das gelbe Buch landet durch eigenes Zutun ausgerechnet bei Emma, die Schwierigkeiten hat, im Mittelpunkt zu stehen. Vielleicht auch, weil sie nicht sicher ist, wie viel sie schon lesen und verstehen kann. Das Buch nimmt nun Kontakt zu ihr in direkter Ansprache auf. Es will z.B. gedrückt werden, will geschaukelt werden.
Nun ist der Text etwas länger und aufgebaut wie andere Bücher mit vielen Zeichnungen. Einige Seiten haben weiterhin die weißen Einrahmungen, ähnlich wie Sprechblasen. Diese Seiten richten sich dann direkt an das lesende Kind. Es dürfen z.B. Wörter eingefüllt werden. Es wird nachgefragt und ermuntert, z.B. schwierige Wörter zu erlesen wie das Wort „ABLENKUNGSMANÖVER“.
Im letzten Drittel geht es um die Buchvorstellungen vor der Klasse. In der Klasse geschehen merkwürdige Dinge, seitdem das Trio Buch, Emma und Isi zusammengehören. Das Buch macht Emma Mut, Isi lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Es geht um Buchstaben, die schon mal herauspurzeln können. Emma muss beweisen, dass ihr Buch Buchstaben durch die Luft fliegen lassen kann. Doch beim Schütteln passiert dieses Mal nichts. Aber was ist das? An der Fensterscheibe sind plötzlich Spinnenweben zu lesen. Dort steht deutlich sichtbar „PAUSE“.
Emma ist gerettet. Die Kinder haben Pause und die Lehrerin akzeptiert ihre Vorstellung. Das Buch ist dennoch für Emma wichtig geworden. SIE hat es ja gelesen und sich mit ihm im echten Sinne beschäftigt.
Sie drückt es nochmal, nimmt es auf seinen Wunsch überall mit hin und zeigt es den Kindern gerne, die neugierig geworden sind.
Unauffällig ist Emma bei einer letzten Geschichte gelandet, die im Fließtext mit eingefügten Bildern zu lesen ist. Das Buch ist sicher, dass Emma alles lesen können wird.
Eine Zirkusgeschichte folgt unvermittelt. Das Buch und Isi werden wieder eine Rolle spielen. Auch die Lehrerin muss einmal etwas ungewollt vorführen. Allen gelingt ihr Auftritt. Das Buch wird berühmt. Es will u.a. wieder gedrückt werden.
Wenn Emma nun bald in die dritte Klasse kommt, muss das Buch zurückgegeben werden. Es will auf keinen Fall mehr in den Bücherschrank zurück. Emma hat die Idee, es wieder einzupacken und zu verschenken.
Es ist ungewöhnlich schwierig ist, den Inhalt dieses Buches widerzugeben.
Der Inhalt ist kaum zusammenzufassen. Ist es eine Schulgeschichte? Oder ist es die Spinne, die kommunizieren und lesen kann? Ein Buch, das direkt spricht?
Oder geht es um die Absicht? Das Mutmachen? Ist es das Lesenlernen, das Sprechen über Gelesenes? Wohin gehört der Zirkusteil? Ist der die Geschichte, auf die alles hinausläuft.
Das Kind Emma kann ebensowenig seinen Inhalt zusammenfassen, nur seine besonderen Tricks. Es kann die Aufgabe gar nicht erfüllen und ist eigentlich damit überfordert. Hat sie nun alles gelesen und verstanden oder ist alles nur ein Ablenkungsmanöver? Stellenweise geraten die Aufforderungen sogar zu Übungen wie in Schulbüchern, was beim Vorlesen Erwachsene verärgern könnte. Die Absicht scheint zu deutlich.
Doch die Praxisprobe belehrt durch ein anderes beobachtetes Erlebnis:
Ein Kind - allerdings extrem gut lesend, Bücher liebend - der zweiten Klasse, las von Anfang an, übersprang keine Seite und führte auch alle Aufträge für Aktionen aus, in das Buch tief versunken. Das allein spricht für sich und zählt mehr als die Beurteilung von Rezensierenden.
Das völlige Durchlesen und Umsetzen spricht für die Intention der Autorin und auch der Gestalterin, für Aufmachung und Umsetzung durch die affirmativen und erzählenden Textarten. Die vielfältigen Zeichnungen zu den handelnden Personen und die unterschiedlichen comicartigen Gestaltungen von Tine Schulz, die Personifizierung von ‚Buch : Gesicht‘, motivieren stark zum Blättern. Es ist ein gelungener Comic, doch was ist nun sein Inhalt? Ein Kind, das diesen Inhalt nicht erklären kann, stellt vor, dass Lesenlernen Zeit braucht und es kein Scheitern ist, wenn es in Sequenzen erschlossen wird? Zeitweises Weglegen, dann aber Durchhalten und Weitermachen sind eine große Aufgabe.
Es fehlt vielleicht, dass auch Texte sprechen können, wenn sie erschlossen werden, wenn man sich in einen Satz oder Geschichten Stück für Stück hineinbegibt.