Halbe Helden

Schlagwörter

• Außenseiter
• Behinderung

Teaser

Die zwei Helden Dane, ein Rabauke eines Grades, und Billy, ein Junge mit Down-Syndrom, entwickeln sich von Fremden zu echten Freunden. Dane ist kurz davor, von der Schule verwiesen zu werden, auf Grund seines aggressiven Verhaltens. Billy imponiert der Respekt, den die Mitschüler vor Dane haben und versucht, in seinen Schutzraum miteingeschlossen zu werden, was eine Entscheidung des Schulleiters begünstigt. Es entwickelt sich zwischen den beiden eine besondere Verbindung.

Beurteilungstext

"Halbe Helden" ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Jungen - auf den ersten Blick könnten sie nicht unterschiedlicher sein: Dane, der immer ein seltsames Jucken in seinen Händen spürt, das erst verschwindet, wenn er zugeschlagen hat und Billy, ein etwas ängstlicher Down-Syndrom-Junge, der seine ganz eigene Vorstellung von der Welt hat.

Die beiden lernen sich auf dem Schulweg kennen. Billy spricht Dane ganz einfach an, weil es ihm imponiert, wie viel Respekt die anderen Kinder vor ihm haben. Er erhofft sich, täglich den Schulweg im Begleitschutz von Dane hinter sich bringen zu können. Diese Idee begeistert Dane überhaupt nicht, er versucht sich vor ihm zu verstecken und geht ihm aus dem Weg, allerdings gelingt ihm dies nicht wirklich. Als er sich in der Schule nicht richtig benimmt und der Schule verwiesen werden soll, rettet Billy ihn, indem er angibt, dass er Dane brauche, weil dieser sich wunderbar um ihn kümmere. Bis zu dem Zeitpunkt handelte es sich bei der Aussage nur um die halbe Wahrheit eines halben Helden, was sich ab dann ändern sollte. Um weiter zur Schule gehen zu können, soll sich Dane in Zukunft auf dem Schulweg um Billy kümmern, so die Ansage des Schulleiters.

Langsam entwickelt sich aus der erzwungenen Nähe eine freundschaftliche Nähe. Zeitnah rückt Billy mit der Sprache heraus, dass er Dane nicht nur für den Schulweg, sondern auch für eine weitaus schwierigere Mission braucht - seinen Vater zu finden. Eine wichtige Gemeinsamkeit der beiden Jungen ist, dass sie bei ihren Müttern leben und zu ihren Vätern keinen Kontakt haben. Dane weiß nichts über seinen Vater und hat diesen noch nie gesehen, während Billy bis vor kurzem mit seinem Vater zusammengewohnt hat, bis dieser einfach verschwand (zumindest in seiner Welt war es genau so). Billy vermisst seinen Vater wahnsinnig, weswegen sich Dane mit ihm auf die Suche nach ihm begibt.

Billys Vater hat einen Atlas mit Rätseln hinterlassen, die es zu lösen gilt, und nach der Lösung würde sein Vater gefunden werden können, ist Billy überzeugt. Dane ist sich sicher, als er Billy durch das ganze Land kutschiert, dass es nur Ärger geben wird. Am Ende ihrer Reise allerdings finden sie etwas, das sie nicht erwartet hätten.

Eine tiefgründige und sensible Geschichte über zwei zentrale Themen unserer Gesellschaft: Behinderung und Aggression. Aber auch über Freundschaft, die sich bilden kann, allen augenscheinlichen Widerständen zum Trotz. Die Wahrheit, der die beiden halben Helden begegnen, ist berührend und traurig, aber dennoch nicht dramatisch dargestellt. Die Gedanken und Gefühle der beiden werden deutlich gezeigt und lassen uns eintauchen in die Gefühlswelt zweier Originale. Einfühlsam und humorvoll erzählt, wird "Halbe Helden" zu einem bis zur letzten Seite besonderen und spannenden Leseerlebnis.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "Dead Ends" und ist nominiert für den Waterstones Children`s Book Prize 2015. Erin Jade Langes ersten literarischen Erfolg erreichte die Nachrichtenredakteurin mit ihrem Werk "Butter". 2016 erscheint ihr nächster Roman, wir dürfen gespannt sein.

Lisa Martje Koch