Habt ihr schon vom Wolf gehört?
- Autor*in
- Gréban, Quentin
- ISBN
- 978-3-280-03538-2
- Übersetzer*in
- Sievi, Seraina Maria
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Greban, Quentin
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Orell-Füssli
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2017
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Teaser
Wie kommt man eigentlich auf den bösen Wolf. Das neue Bilderbuch von Quentin Greban geht einem kulturellen Vorurteil auf den Grund, tiefsinnig und humorvoll.
Beurteilungstext
Woher kommt eigentlich die Geschichte vom bösen Wolf, fragt Quentin Greban in seinem neuen Bilderbuch. Vor langer, langer Zeit lebte eine gutherzige Wölfin in einem Wald. Als sie eines Tages ein Schaf traf und es anlächelte, verstand dieses diese Geste völlig falsch. Verängstigt erzählte es den anderen Tieren vom aggressiven Wolf, der es bedroht habe. Mit der Zeit und nach dem Stille-Post-Prinzip erwächst daraus die Geschichte eines furchtbaren Monsters, das im Wald sein Unwesen treibt und schließlich sogar die Wölfin selbst in Angst und Schrecken versetzt und in die Flucht schlägt. So kann auch niemand mehr mit ihr reden und das Missverständnis ausräumen. Schade eigentlich, denn gerecht ist das Urteil der anderen Tiere offensichtlich keinesfalls.
Ironisch zugespitzt erzählt Quentin Greban diese Geschichte. In einfachen und kurzen Sequenzen entwickelt sich die Handlung, abgerundet wird jede Szene durch eine lakonische Bemerkung, die Tiere würden eben gern ein wenig übertreiben. In den Bildern wird die emotionale Hysterisierung aufgenommen. Linksseitig befindet sich jeweils ein ganzseitiges Aquarell, das in der Regel die Tiere zeigt. Rechtseitig auf Weißgrund eher vignettenartig zeigt sich die Wölfin, anfangs gemäß der Handlung, in zunehmendem Maß aber mutiert zum Schreckensbild der Tiere. So wird die emotionale Belastung in der Situation spürbar und im Gegenspiel von tierscher Angst und eigendynamischer Vorstellung auch handlungsleitend. Die Bildformen sind dabei vielfältig, vom Panoramabild bis hin zur randlosen Panelstruktur eines Comics. Anspielungen auf bekannte Märchen wie Rotkäppchen und die drei Schweine schaffen ein dichtes intertextuelles Netz, das auch zum Entdecken Spaß macht und die Tragweite der Eskalation neu absteckt.
So entsteht ein gleichsam humorvolles und schockierendes Beispiel für eine unangemessene Zuspitzung, das nachdenklich stimmt und tiefsinnig anrührt. Sehr zu empfehlen!