Habt ihr schon vom Wolf gehört?
- Autor*in
- Gréban, Quentin
- ISBN
- 978-3-423-76457-5
- Übersetzer*in
- Sievi, Seraina Maria
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Gréban, Quentin
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- dtv
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)
- Ort
- München
- Jahr
- 2023
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Woher kommt eigentlich das Gerücht, Wölfe seien böse? Aus der Zeitung, aus dem Märchen oder doch von einer ganz harmlosen Begegnung? Das Bilderbuch zeigt wie haltlose Behauptungen alle Tiere in Schrecken versetzen.
Beurteilungstext
„Ein grausames Monster streift durch die Gegend und vernichtet jeden, der ihm in die Quere kommt.“ Diese Warnung übermittelt eine Meise an eine Wölfin, die sich prompt ihre Kinder schnappt, davonrennt und nie wieder gesehen wurde – dabei war sie selbst der Ursprung dieses Gerüchtes. Gerahmt durch eine direkte Leser:innenansprache des Erzählers, der die literarischen Vorerfahrungen der Rezipient:innen aktiviert und sich fragt, warum man denke, ein Wolf sei böse und fresse Lämmchen, Schweinchen und sogar Rotkäppchen, beginnt die Erzählung mit der Begegnung eines Lammes mit der Wölfin, die ihm zulächelte und dabei versehentlich ihre Zähne zeigte. Ängstlich floh das Lamm und erzählte seinen Freunden von dem gefährlichen Wolf, der es angegriffen hatte. Doch ein Lamm übertreibt gerne ein bisschen und ebenso die anderen Tiere, die das Gerücht des bösen Wolfes vom Schwein bis zur Gans, über den Esel zur Maus und den Hühnern weitertragen, anreichern und eine Schreckensgestalt erschaffen, die Zähne wie Lanzen hat und über ganze Schafherden herfällt.
Der Autor und Illustrator Quentin Gréban, der unter anderem bereits „Pinocchio“ von Carlo Collodi illustriert hat, ist bekannt für seine realistischen Aquarellzeichnungen, in denen der Untergrund und die Umrisslinien der Vorzeichnungen noch sichtbar bleiben. Durch die entsprechenden Größenverhältnisse, die natürlichen Farben und die Details erzeugt er Wirklichkeitsnähe, auch wenn er wie hier die tierischen Figuren durch niedliche Züge stilisiert. Das abwechslungsreiche Layout zeigt sowohl monoszenische Bilder als auch Vignetten, die den Fokus auf die verschiedenen Figuren legen und Hintergründe aussparen. Der Text, der sich in den Weißraum fügt, nutzt verschiedene Typographien, um insbesondere das sich verändernde Gerücht besonders hervorzuheben.
Auf anschauliche aber wenig überraschende Weise wird somit gezeigt, wie sich eine vermeidlich harmlose Begegnung durch Übertreibungen eskalieren und dabei das Image eines Tieres – aber im übertragenen Sinne auch einer Person – in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Das Bilderbuch, das von dtv nun neu aufgelegt wurde, eignet sich daher schon im Vorschulbereich aber auch in der Grundschule, um über solche Mechanismen ins Gespräch zu kommen, indem zum Beispiel am konkreten Fall des Wolfes Medienberichte dahingehend hinterfragt oder persönliche Erfahrungen mit Gerüchten reflektiert werden.