GuantanamoBoy

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Teaser

Khalid lebt als 15-jähriger Junge in Rochdale (Nordwestengland). Er ist mit seinen Freunden in der Stadt unterwegs, ist ein Fun von Computerspielen und er interessiert sich auch schon für die Mädchen. Er führt also das ganz normale Leben eines Teenagers. Als er mit seiner Familie zu einem Verwandtenbesuch nach Pakistan fährt, beginnt sein Leidensweg . Er wird von den Amerikanern als Terrorist in das berüchtige Gefangenenlager nach Guantanamo Bay gebracht.

Beurteilungstext

Der Roman von Anna Perera greift ein Thema auf, das in der Kinder- und Jugendliteratur kaum präsent ist. Es ist ein sehr mutiges Buch, in dem die Autorin schonungslos Menschenrechtsverletzungen am Schicksal von Khalid schildert, die im Namen des “Kriegs gegen den Terror” seit Jahren im Gefangenenlager Guantanamo begangen werden. Die USA und ihre Regierung werden zwar nicht direkt in der fiktiven Geschichte genannt, aber der Name Guantanamo Bay ist verbürgt und lässt Schlüsse auf die Verursacher der dort begangenen Verbrechen zu.
Die Autorin erfuhr auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung , dass auch Kinder und Jugendliche in dem berüchtigten Lager auf Kuba gefangen gehalten werden. Das war für sie Anlass, das vorliegende Buch zu schreiben.
Khalids ganz normales Leben verändert sich von einer Stunde zur anderen, als er in den Osterferien bei einem Besuch von Verwandten in Pakistan für ihn völlig unverständlich verhaftet wird. Zunächst glaubt er an eine Verwechslung . Nach brutalen Verhören weiß er immer noch nicht, was man ihm eigentlich vorwirft. Er soll die Vorbereitung von terroristischen Anschlägen zugeben, von denen er nie etwas erfahren hat. Als Beweis dient den Vernehmern ein Foto von einer Demonstration in Karachi, auf der Khalid zu sehen ist, der zufällig am Ort der Veranstaltung war. Alles Aufbegehren des Jungen gegen seine Verhaftung hilft ihm nicht. Der zweijährige Leidensweg führt ihn schließlich ins Gefangenenlager Guantanamo. Dort wird er furchtbaren Verhören unterworfen, bis er schließlich alles zugibt, was man von ihm fordert. Er lernt in Guantanamo aber auch die Solidarität anderer Häftlingen und eines Wärters schätzen und es gelingt ihm schließlich, einen Rechtsanwalt zu finden, der seine Überführung nach England und schließlich seine Entlassung aus der Gefangenschaft erwirken kann. Dieser Rechtsanwalt Harry kann beweisen, dass das erpresste Geständnis von Khalid völlig gegenstandslos ist.
Zu Hause angekommen, verfolgen den Jungen noch lange Albträume, bis er schließlich wieder in seiner Familie neuen Lebensmut schöpfen kann. In den letzten Zeilen des Romans ist zu lesen:
“Und in diesem Augenblick, als er auf dem Küchenboden sitzt und die Schuhe seines Vaters putzt, schmilzt ein Stück der großen Traurigkeit in Khalids Herz. Er spürt wieder so etwas wie Glück. Das Glück, das die Geborgenheit einer Familie mit sich bringt”. (S.381)
Es ist ein Verdienst der Übersetzung von Bernadette Ott, dass das Buch auch durch die sprachkünstlerische Gestaltung seine Wirkung bei den Lesern entfalten kann. Die erzählenden Passagen, aber auch die vielen Dialoge, etwa bei den Verhören, vermitteln den Eindruck von Authentizität dieser spannenden fiktiven Geschichte, der man sich bis zur letzten Seite des Romans nicht entziehen kann.
Ein ergreifender Roman, der Jugendlichen , Lehrern und eigentlich allen Lesern, ob alt oder jung, zu empfehlen ist.