Golmarie online - Im Internetfieber, und jetzt?

Autor*in
Einwohlt, Ilona
ISBN
978-3-401-06684-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
175  Minuten
Verlag
Arena
Gattung
Digitale Medien
Ort
Würzburg
Jahr
2013
Alters­empfehlung
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Cybermobbing, Pubertät, Einsamkeit… die Geschichte der dreizehnjährigen Jenny, deren reiche Eltern sie ständig allein lassen, die in der Schule ausgegrenzt wird und schließlich Trost in den Chatrooms der virtuellen Welt sucht - ein Jugendbuch der neuen Ratgeberromanreihe ""Klara Change"" von Ilona Einwohlt…

Beurteilungstext

Jenny geht es gar nicht gut. Sie lebt als einziges Kind superreicher Eltern in einem Vorort und hat in der Ganztagsschule mit Mobbing und Ausgrenzung zu tun. Mit ihren Eltern kann sie nicht reden, da diese nur mit sich beschäftigt sind. So verbieten sie Jenny den Kontakt zum Nachbarmädchen Alina, da die Mutter deren Mutter ablehnt. Stattdessen fordern sie unbarmherzig, die Tochter möge den ganzen Tag lernen, zwingen sie zum Zusatzunterricht in Chinesisch und Klarinette und erwarten, dass Jenny ausschließlich 1en auf dem Zeugnis hat. Ansonsten sind sie nur mit ihrem beruflichen Leben befasst, sind beide ständig online, gestalten das Abendessen mit Ipad und Smartphone und überlassen ihre Tochter sich selbst.
In ihrer Einsamkeit flüchtet sich Jenny in die virtuelle Welt. Im fiktiven Forum ""Cha Cha"" findet sie zahlreiche Netz-Freunde, mit denen sie sich eine neue Identität konstruieren kann. Nächtelang sitzt die Protagonistin nun vor dem Computer und gibt dort ihr Privatleben preis. Auf diese Weise wird sie Opfer von Cybermobbing. Initiiert durch eine Klassenkameradin werden Hassgruppen gegen sie gegründet, und man dichtet ihr sexuelle Kontakte mit einem Scheich an. Jenny ist verzweifelt. Einen Zenit erreicht ihre Not, als sie sich auf ein Blind Date einlässt, bei dem ihr Traumjunge Marvin aus dem Netz als verkleideter Scheich erscheint und die Mitschülerinnen Fotos von diesem Treffen im sozialen Netzwerk posten.
Mit ihren selbstbezogenen, grausamen Eltern kann Jenny nicht reden. In Ansätzen vertraut sie sich schließlich ihrer Cousine Klara an, zu der sie von Elternseite aus ebenso wenig Kontakt haben soll wie zu der Nachbarin Alina. Klara leitet das ""Change"", eine Art Jugendclub im Ort, den Jenny nicht besuchen darf. Klara ist die Hauptfigur der neuen Reihe der Autorin, tritt hier aber nur als beratende Nebenfigur auf.
Eine Wendung erfährt Jennys traurige Geschichte, als sie mit einem Blinddarmdurchbruch ins Krankenhaus kommt. Mit dem Klinikaufenthalt ergibt sich zwangsläufig eine Medienabstinenz. Jenny öffnet sich Klara und schließlich auch ihren Eltern, die (klischeehaft) herzlos reagieren, aber der Tochter wenigstens von nun an den Kontakt zu Alina erlauben. Außerdem darf Jenny einen Auftritt mit der Klarinette im ""Change"" haben, was die Eltern zuvor auch verboten hatten. Das Ganze mündet in ein Ratgeber-Nachwort, in dem jugendliche Leser eindringlich vor zu viel und unachtsamem Medienkonsum gewarnt werden. Hier findet sich z.B. ein ""Technik 4 U A bis Z"", ein Interview mit der Autorin zum Thema Urheberrecht, aber auch ein Kapitel aus der Sicht des Nachbarmädchens Alina, die (mit moralisch erhobenem Zeigefinger) erzählt, dass sie wenig Chat-Erfahrung habe und lieber ins ""Change"" gehe und sich dort um die Ponys kümmere. Dieser Abschnitt ist deklariert als ""Kapitel, die Probleme lösen"", während die Geschichte von Jenny erzählt wird in den "" Kapiteln, die Probleme machen"". In der Gesamtanlage erinnert der Roman stark an die problemorientierten Romane aus den 1970er Jahren, mit dem Unterschied, dass es hier um ein Thema geht, das damals noch keine Rolle spielte.

Die gesamte Geschichte einschließlich seines pädagogischen (sicher gut gemeinten) Nachwort-Teils wirkt derart konstruiert, dass es dem erwachsenen Leser schwerfällt, sich in das Schicksal der Figuren einzufühlen. Eingeräumt sei, dass es sich bei den intendierten Adressatinnen des Buches, Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren, anders verhalten mag und die Zielgruppe sich von dem Roman angesprochen fühlt. Dennoch bleibt zu bemerken, dass in diesem Text so gut wie kein Klischee und keine Stereotypisierung ausgespart bleiben. Insbesondere die Konzeption der Elternfiguren erscheint überzogen und unrealistisch. So gibt es z.B. keine Situation, in der die Mutter, die sich dringend ein Kind gewünscht hatte und künstlich befruchtet wurde, einmal Verständnis für ihre Tochter aufbringt. Zudem werden implizit auch bedenkliche Klischees bedient, indem Jenny z.B. am Ende positiv vermerkt, sie habe durch die Blinddarm-OP drei Kilo abgenommen.

Ilona Einwohlt, die mit ihrer Familie in Darmstadt lebt, kann durch ihre Sina-Ratgeberromanreihe als ausgewiesene Mädchenbuchautorin der Gegenwart gelten. Sie legt mit diesem Roman den zweiten der neuen ""Klara Change""-Reihe vor. Ihre Texte sind bewusst als Romane mit Rat gebendem Charakter konzipiert und wenden sich explizit an Mädchen in der Pubertät. Es sei dahingestellt, inwiefern sie tatsächlich den Ton der Zielgruppe trifft. In jedem Fall aber ist die Intention ihres Romans positiv zu akzentuieren: Hier wird eine eindeutige Warnung ausgesprochen gegen zu hohen Medienkonsum, vor den Gefahren der virtuellen Welt und den sozialen Netzwerken, vor Cybermobbing und dem gar zu freizügigen Umgang mit privaten Daten - und das sind auf jeden Fall Themen, die Jugendliche beschäftigen und angehen. Aber - muss das wirklich so plakativ erzählt werden?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kku.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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