GloriaFuria und die schlimme Marie

Autor*in
Hartmann, Lukas
ISBN
978-3-312-00934-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
204
Verlag
Nagel & Kimche
Gattung
Fantastik
Ort
Zürich
Jahr
2003
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 10-jährige Marie gelangt in das Reich der Fee GloriaFuria, und lernt dort, ihre Wut in Funken und Flammen zu verwandeln, die ihr aus Haaren, Mund und Ohren sprühen. Marie muss auf dem Schloss der Fee vier Prüfungen bestehen, um zurück in ihre Menschenwelt zu gelangen. Sie lernt den Menschenjungen Timon kennen und gemeinsam bestehen sie viele Gefahren, bevor sie zurück nach Hause finden.

Beurteilungstext

Marie hat immer wieder unkontrollierbare Wutanfälle. Sie ist unglücklich darüber, andererseits fühlt sie sich aber auch im Recht gegenüber ihren Eltern, die ihren kleinen Bruder Robert bevorzugen. Als sie wieder einmal zur Strafe in ihrem Zimmer sitzt, schreibt sie einen unfreundlichen Brief an Frau Wut, dass diese sie in Ruhe lassen solle. Sie lässt ihn aus dem Fenster fliegen. Damit beginnt für Marie ein gefährliches Abenteuer in einer Zauberwelt. Die Fee GloriaFuria bringt Marie auf ihr Schloss. Sie soll dort lernen, ihre Wut in allerlei Licht- und Feuereffekte und in Mut umzuwandeln. Erst nach bestandenen Prüfungen dürfe sie versuchen, den Heimweg zu finden. GloriaFuria hat dabei eine gespaltene Rolle. Einerseits ist sie mütterlich und stark und beschützt die Kinder und die menschenähnlichen Tiere, die ihren Hofstaat darstellen. Sie ist es auch, die Marie in die Lage versetzt, ihre Wut zu verwandeln und mutig zu sein. Andererseits sind die Kinder letztendlich gegen ihren Willen im Schloss der Fee gefangen und großen Gefahren ausgesetzt. Nach und nach bekommen die Kinder auch den Verdacht, dass schon viele Kinder vor ihnen im Schloss waren, nie den Heimweg gefunden haben und möglicherweise jetzt GloriaFurias Hofstaat darstellen. Dieser Verdacht wird sich erhärten, als sie bei der Heimreise merken, dass GloriaFuria ihren ohnehin schon schwierigen Weg zurück in die Menschenwelt sabotiert. Ähnlich zwiespältig ist auch der Ort des Geschehens, das Schloss gestaltet. Einerseits ist es bedrohlich, labyrinthartig, ungemütlich und von vielen düsteren Gestalten bewohnt. Die Kinder sind oft eingesperrt oder werden daran gehindert, sich frei zu bewegen. Andererseits bietet das Schloss auch Sicherheit und Schutz vor dem gefährlichen Blitzfritz. Er ist GloriaFurias Ex-Mann und bedroht mit seinem unberechenbaren Feuerkalb die Bewohner des Schlosses. Blitzfritz lebt von der Wut der Anderen. Er vermag nur zu überleben, wenn er anderen Wesen die Kraft ihrer Wut aussaugt und somit ihre Stärke übernehmen kann. Deshalb möchte er die starke GloriaFuria und ihren Hofstaat unterwerfen. Auch auf die Kinder Timon und Marie hat er es abgesehen. Zum Glück erweist sich Marie in Zauberdingen als Naturtalent. Sie lässt sich von keiner Seite vereinnahmen und behält ihr Ziel im Auge, wieder nach Hause zu kommen. Gemeinsam schaffen es Marie, Timon und das Stoffnilpferd Nils mit Intuition, Klugheit, Mut und oft auch mit der Hilfe Dritter dem Schloss zu entkommen und stärker in ihre Menschenwelt zurückzukehren, als sie vorher waren.
In der Zauberwelt, in die Marie gerät, ist es wie im wirklichen Leben. Gut und Böse, Schwarz und Weiß sind oft schwer auseinander zu halten. Wesen, Handlungen, Dinge tragen meist beide Seiten in sich, und oft erweisen sich Schaden oder Nutzen nicht auf Anhieb. Selbst Maries Wut, unter der sie am Anfang so gelitten hat, wird zur Quelle ihrer Kraft und ihres Mutes. Nur die Kinder Marie und Timon, die Identifikationsfiguren für die Leser, sind unschuldig und gut. Und es ist wichtig für die Leser, dass diese aufwühlende und beängstigende Geschichte für die beiden ein gutes Ende nimmt. Auch für´s wirkliche Leben können die Leser eine Weisheit mitnehmen: Alles kann sein Gutes haben, auch das, was vordergründig schlecht erscheint. Wäre Marie nicht so wütend gewesen, wäre sie nie stark genug gewesen, all die schweren Aufgaben zu meistern.
Lukas Hartmann ist ein außerordentlich spannendes Buch gelungen. Er schreibt mitreißend, fantasievoll und in sich schlüssig. Der Stil der Handlung erinnert an die Harry-Potter-Bücher, nur dass alles überschaubarer ist und für eine jüngere Zielgruppe geeignet. Es handelt sich hier auch um kein Plagiat, sondern der Autor hat seine eigenen Ideen eingebracht. Die Handlung kann allerdings von den kindlichen Lesern durchaus als bedrohlich und beängstigend empfunden werden, zumal manche Frage offen bleibt, z.B. ob GloriaFurias Hofstaat wirklich verzauberte und gefangene Kinder sind. Auch die Tatsache, dass Marie und Timon ja regelrecht entführt und in GloriaFurias Schloss gefangen gehalten werden, ist eine schwere Kost für die Leser. Aber diese Vorgehensweise passt auf der anderen Seite auch wieder zum gespaltenen Wesen der Fee. Das Buch zeigt eben keine platte Schwarz-Weiß-Welt, sondern Marie und Timon müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, sich ihre eigene Meinung bilden und ihre eigenen Ziele verfolgen, genau wie jeder Mensch im richtigen Leben, und die Leser können dies in ihrer Phantasie losgelöst vom Alltag mit den beiden üben.
Bei den Illustrationen handelt es sich um drei verschiedene Zeichnungen, die im Wechsel über den Kapitelüberschriften platziert sind. Sie spiegeln nicht im Geringsten die prickelnde Spannung der Texte wieder und passen nicht zum Stil des Autors.
Insgesamt ist “GloriaFuria und die schlimme Marie” ein absolut lesenswertes Buch, nicht nur für wütende Kinder.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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