Globalopoly. Keiner wird gewinnen
- Autor*in
- Korn, Wolfgang
- ISBN
- 978-3-96428-116-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 280
- Verlag
- Jacoby & Stuart
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 22,00 €
- Bewertung
Teaser
Vier Jugendliche aus vier verschiedenen Kontinenten sind zu einer UNESCO-Konferenz in Mexiko eingeladen, da sie ein Spiel zum Verstehen der Klimakrise und den Folgen des globalen Kapitalismus sowie der Chancengleichheit der Menschen entwickeln wollen. Die Teilnahme dort ist sehr ernüchternd. Bringt eine dramatische Tat mehr Aufmerksamkeit? Außerdem stellen sich bei der Weiterentwicklung der Spielidee mehr Fragen als Antworten ein und irgendwann bemerken auch die Protagonist*innen, dass sie von außen beobachtet und gelenkt werden. Eine Menge ungeahnter Probleme will und muss gelöst werden.
Beurteilungstext
Die Spielidee für Globalopoly scheint gut: Aufklärung durch möglichst viel Realität. Aber macht ein Spiel Spaß, bei dem von Beginn an die meisten Mitspieler*innen quasi chancenlos sind? Mit Hilfe welcher Spielregeln sollen welche Informationen transportiert werden? Kann man die Komplexität der Wirklichkeit überhaupt im Spiel darstellen? Gibt es für die Probleme dieser Erde einfache Lösungsansätze?
Die vier Jugendlichen, die sich im Rahmen eines internationalen Schulprojekts kennengelernt haben, diskutieren, machen sich klug, können und sollen Expert*innen interviewen. Wieder zu Hause beginnen sie mit Feldstudien und schauen sich die ihnen bekannte Umgebung unter dem Blickwinkel neuer Erkenntnisse an. Das bringt sie ebenso in Bedrängnis wie die geheimen Beobachter und die unsichtbaren Nutznießer der Studien hinter den Kulissen, die ganz andere Ziele als die Jugendlichen verfolgen.
Dem Autor ist es gelungen, ganz viele Informationen und Fragestellungen unaufdringlich in die Geschichte zu integrieren, über die sich gut nachdenken und diskutieren lässt. Kann ein Kind gegen Flugreisen sein, wenn der Vater bei Airbus arbeitet? Kann ein Mädchen Gleichberechtigung fordern, wenn die Eltern religiöse, traditionsbewusste Muslime sind? Kann ein Junge Chancengleichheit fordern, wenn sein Vater das Kastenwesen in Indien nicht in Frage stellt? Kann ein Mädchen ihrem Vater noch trauen, wenn der sie heimlich überwachen lässt, heimlich eine Studie zur Überwachung und zum Verhalten politisch aktiver Jugendlicher vermarkten will und dessen Auftraggeber sagt: "Ich bin Investor, ich verwalte Kapital! Ich kann mir nicht viel Moral leisten!" - Nicht nur die Probleme der Welt gilt es zu lösen, die Probleme in den Familien wiegen auch schwer.
Der Roman ist nicht nur informativ - er veranschaulicht durch aktuelle Beispiele, er stellt Zusammenhänge zwischen Fakten her -, sondern er ist auch spannend. Zunächst setzen sich die vier Jugendlichen in Mexiko City ab und vertrauen einem Jungen, den sie auf der Straße kennenlernen. Dieser führt sie tief in die Zonen der Stadt, die kein Tourist betritt. Sind sie dort sicher?
Können sich die Jugendlichen vor den Verfolgern retten, die sie durch Handyortung immer wieder aufspüren? Wohin kann man sich retten in der digitalisierten Welt?
Zum Schluss wünscht man sich, die vier Jugendlichen noch ein wenig weiter begleiten zu dürfen.
Auch sprachlich ist das Buch interessant. Mal treffen sich die vier vor Ort, mal chatten sie, tauschen Fakten aus, ziehen Zwischenbilanzen, mal sind sie allein unterwegs und die Geschichte wird multiperspektivisch erzählt. Dazwischen gibt es immer wieder kryptische kurze Kapitel aus der Sicht der zunächst unbekannten Beobachter.
Fazit: Eine lohnende Lektüre!