Für dich soll's tausend Tode regnen

Autor*in
Pfeffer, Anna
ISBN
978-3-570-17155-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
321
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Das Leben kann grausam sein, wenn man es wie Emi unter einem morbiden Blickwinkel betrachtet. Jedem nervenden Mitmenschen wird eine Todesart angedichtet. Sie hat es derzeit nicht leicht. Ihr Vater ist für die neue Freundin mit Emi und ihrem Bruder umgezogen. Das beutet eine neue Schule und Freunde, wenn sich welche finden. Erik scheint nicht die erste Wahl zu sein. Doch beide verbindet mehr als sie ahnen. Eine Strafaktion bringt sie schließlich näher.

Beurteilungstext

Das gesamte Buch läuft scheinbar unter dem Motto, dass unter der Oberfläche oft mehr verborgen ist, als es scheint.
Hier kann gleich bei der Autorin begonnen werden, denn hinter Anne Pfeffer verbergen sich zwei Autorinnen Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit.
Mit dem Titel "Für dich soll´s tausend Tode regnen" und dem originell gestaltete Cover macht das Buch neugierig. Die kleinen über das Cover verteilten Kreise brechen die dunkle Gestaltung.
Der Schreibstil des Autorenduos ist flüssig und leicht lesbar gehalten. Über einen schnellen Einstieg in die Handlung, kann sich der Leser in den ersten Kapiteln an die Ich- Erzählerin gewöhnen, bevor die Geschichte ihren Schwung erhält.
Die Kapitel in ihrer unterschiedlichen Länge bilden jeweils einen eigenen Rahmen, so dass sie fortlaufend aufeinander aufbauen.
Die Geschichte lässt sich damit schnell in kürzester Zeit oder in mehreren Zügen lesen.
Der Leser erhält alle Handlungen und Gedanken aus Emis Sicht. Die Perspektive des Ich-Erzählers im Präsens scheint eine gute Wahl zu sein. Die Mischung ihrer Gedanken und Handlungen lässt genügend Abwechslung zu.
Wenn es anfangs auch originell für die Geschichte anmutete, dass Emi ihren Mitmenschen unterschiedliche Todesarten mit Krankheitsverlauf andichtete, wird es in der Handlung schnell überflüssig und scheint eher zu stören. Oft findet es sich im Buch auch gleich in Klammern. Lediglich die aufbauende Akzeptanz ihrer morbiden Gedanken durch Erik bildet einen sinnvollen Teil im Buch. Die übrigen Todesarten könnten gern auch in der Geschichte fehlen, wenn nicht der Titel des Buches doch eigentlich damit seinen roten Faden durch die Erzählung aufbauen wollte.
„Für dich soll’s tausend Tode regnen“ scheint anfangs auf die beliebigen Ziele von Emi gerichtet zu sein. Im Verlauf der Geschichte wird jedoch klar, dass nur Erik gemeint sein kann. Emi und er durchleben ab ihrem Kennenlernen eine Achterbahn an Gefühlen. Vom egoistischen Mitschüler, zum Arschloch, Gegner in einer Challenge („Nerve“ lässt grüßen), Bruder der Freundin des Bruders, bis zum Seelenverwandten und Anvertrauten lassen die letzten Seiten noch viele weitere unterschiedliche Seiten zwischen den beiden aufkommen.
Die Nebenfiguren der Geschichte sind ebenso sehr gut gelungen. Jede Person hat ihre ganz eigene Art. Man kann sie sich ihre Charaktere und Intensionen sehr gut vorstellen. Jeder hat seinen festen Platz im Geschehen.
Emis Leben vom Umzug bis zum Ankommen wird über viele Charaktere und Ereignisse aufgebaut, dass auch vor logischen und bösartigen Rückschritten nicht zurückschreckt.
Interessant ist der Bezug auf die aktuellen musikalischen und sozial-technischen Medien.
Ganz natürlich werden nebenbei Bezüge zu aktuellen Sängern aber auch WhatsApp, Facebook und YouTube hergestellt, die im Leben der Protagonisten ganz selbstverständlich dazu gehören. Eine kritische Hinterfragung deren Auswirkungen erfolgt lediglich in einigen Gesprächen. Erik hat eine interessante und fast ablehnende Einstellung zu den Facebook-Profilen. Für ihn sind Sie ein Vorspielen falscher Tatsachen. Im Allgemeinen werden die sozialen Medien eher gelebt oder zumindest als alternativlos akzeptiert. Damit ist klar, dass das Buch die Jugendlichen als Zielgruppe ansprechen will, was ihm auch gut gelingt.
In den Hauptcharakteren und deren Entwicklungen zeigt sich zugleich, dass jeder Mensch an seiner Meinung festhalten sollte, jedoch nur so lange es letztlich sinnvoll und vertretbar ist. Die eigene Meinung muss nicht immer die einzig richtige sein. Darauf zu kommen ist letztlich kein einfacher Weg. Das beschreibt das Buch sehr gut und nachvollziehbar.
Leider überschlagen sich zum Ende einige Ereignisse, die die bisher gut erzählten Haupthandlungen scheinbar unterbrechen. Deren Fortsetzung bzw. ordentliche Beendigung wäre zu wünschen gewesen.
Als Jugendroman kann er viele Gefühle und Probleme einer Generation, die sich als Außenseiter fühlt, gut vermitteln und Lösungswege aufzeigen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 12.06.2017

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