Esther und Salomon

Autor*in
Steinkellner, Elisabeth
ISBN
978-3-7022-3917-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Roher, Michael
Seitenanzahl
336
Verlag
Tyrolia
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Innsbruck
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Zwei Jugendliche - Esther und Salomon -, beide in einer schwierigen familiären Situation, verlieben sich während der Urlaubszeit ineinander und gewähren über tagebuchartigen Aufzeichnungen Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Im Fall von Salomon ist dieses Erleben zudem stark geprägt durch traumatisierende Fluchterfahrungen und den lebensbedrohlichen Unfall seiner Mutter.

Beurteilungstext

Schon ein erster Blick in das Buch offenbart augenfällige Besonderheiten: Der Text ist in einer Art Versform – einem reimlosen Gedicht ähnlich – verfasst. Die Leserinnen und Leser können so sehr gut "mitgehen" und den eigenen Rhythmus der Sprache aufnehmen. Nicht nur die Zeilen sind unterschiedlich lang. Es variiert auch die Länge der Absätze, die teilweise nur aus einer Zeile bestehen, sich aber auch über eine ganze Seite erstrecken können. Zwischen den zusammenhängenden Versen bleibt viel "weißer Raum", um seine eigenen Gedanken beim Lesen einzubringen.

Auch in Bezug auf die Illustrationen wird ein besonderer Weg gewählt. Die beiden im Zentrum des Bandes stehenden Jugendlichen, zunächst Esther, dann Salomon, erzählen Erlebtes und Gedachtes aus der Ich-Perspektive und fügen ihre jeweils eigene Form der bildlichen Dokumentation hinzu. Im Fall von Esther sind es eigene Polaroids mit selbst verfassten Kommentaren, die das Erlebte aufgreifen, reflektieren oder auch hinterfragen und ihre jeweiligen Gefühle, aber auch ihre Verletzlichkeit sehr gut spiegeln.

Salomons Ausführungen werden begleitet durch selbst gefertigte Skizzen zu Eindrücken von Personen und Gegenständen aus seiner Umgebung und durch seine handschriftlich abgefassten Briefe an Esther.
Im ersten Teil des Jugendromans schildert die 14-jährige Esther den Urlaub am Meer mit ihrer Familie, zu der neben den Eltern auch die kleine Schwester Flippa gehört. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich etwa über zwei Wochen. Getrübt wird diese Ferienzeit dadurch, dass sich die Eltern offensichtlich nicht mehr gut verstehen; häufiger Streit und kaum Zuwendung und Beachtung für die beiden Töchter sind an der Tagesordnung.

Esther – selbst traurig und einsam - wird zu einer Art Bezugsperson für die kleine Schwester und verbringt viele Stunden mit ihr am Strand. Hier trifft Flippa auch ihre neue Spielkameradin Aisha, mit der sie sich gut versteht. Über sie kommt auch Esthers Bekanntschaft mit dem 14-jährigen Bruder von Aisha – Salomon - zustande, aus der heraus sich eine zarte Liebesbeziehung entspinnt, die nur zu bald durch das Ende der Ferien und die damit verbundene räumliche Trennung der beiden einen jähen Einschnitt erfährt.

Salomons Lebensgeschichte offenbart sich erst im zweiten Teil des Romans, die mit der – ebenfalls tagebuchartig abgefassten - Schilderung des bevorstehenden Abschieds von Esther beginnt. Auch in seinen Lebensumständen hat es durch die neue Beziehung seiner Mutter gerade einen „Bruch“ gegeben, der ihn enttäuscht und unsicher gemacht hat. Dabei hat er gerade versucht Fuß zu fassen: in einem für ihn neuen Land, in der Schule, in einer kurzen Beziehung zu einem Mädchen aus seiner Klasse.

Indem er versucht, den Kontakt zu Esther in stets neu und anders formulierten Briefentwürfen wieder aufzunehmen, kommen die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit in ihm hoch: die Erfahrung der Flucht als 6-Jähriger aus einem afrikanischen Land, bei der sein Vater erschossen wurde. Die entbehrungsreiche Strecke durch ein Wüstengebiet, die Überfahrt in der Enge eines Bootes und die Rettung mit dem Schiff werden in weiteren Rückerinnerungen offenbart. Aisha ist auf dieser turbulenten Reise von Salomons Mutter vor dem Ertrinken gerettet worden.

Damit aber nicht genug: Durch einen Unfall wird Salomons Mutter schwer verletzt, und es ist nun ihr Freund Christoph, der sich um die verstörten Kinder kümmert. In dieser wiederum sehr belastenden Situation nimmt Salomon den so häufig verschobenen Kontakt zu Esther wieder auf, die dann auch kommt und für eine Weile bleiben will.

Durch die gewählte Form der Tagebuchführung werden die beiden jugendlichen Protagonisten sehr plastisch dargestellt, und ihre geschilderten Erlebnisse dürften (junge) Leserinnen und Leser unmittelbar gefangen nehmen. Dazu gehört es auch, sich in die sprachliche Versform „hineinzubegeben“ und die von der Autorin eingebrachten besonderen Fotos sowie die feinen, überwiegend in Brauntönen gestalteten Zeichnungen von Michael Roher auf sich wirken zu lassen.
(anei)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anei; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 03.01.2022

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