Esther und Salomon

Autor*in
Steinkellner, Elisabeth
ISBN
978-3-7022-3917-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Roher, Michael
Seitenanzahl
336
Verlag
Tyrolia
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Innsbruck
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ist es nur ein Urlaubsflirt oder ist es mehr, was die beiden 14-Jährigen Esther und Salomon verbindet?

Beurteilungstext

Esthers Urlaub ist am schönsten, wenn sie die Zeit ohne ihre Eltern mit ihrer kleinen Schwester Flippa am Strand verbringen kann. Die Eltern streiten sich nur noch oder haben sich wenig zu sagen und die Trennung ist für die beiden Geschwister unerträglich. Doch als Flippa Aisha am Strand kennenlernt und auch ihren 14-jährigen Bruder Salomon, sieht die Welt gleich ganz anders aus. Aus den flüchtigen Treffen werden bewusste Verabredungen und im Schutz der Nacht werden erste Küsse ausgetauscht. Doch das Ende des Urlaubs rückt näher und keiner der beiden weiß, wie es weitergehen wird. Salomon schreibt sich Briefe mit Esther. Aber dann passiert ein Unglück. Salomons Mutter wird angefahren und liegt im Krankenhaus. Da kann ein Besuch lebenswichtig werden.
Der Versroman von Elisabeth Steinkellner nimmt sehr einfühlsam die Innenwelt beider Jugendlichen in den Blick, indem im ersten Teil, dem Urlaub, aus Esthers Perspektive berichtet wird und der zweite Teil, nach dem Urlaub, von Salomon erzählt wird. Beide sind in familiäre Probleme verstrickt und man merkt, wie sie sich gegenseitig Halt geben. Während Esther mit der Trennung ihrer Eltern zu kämpfen hat, ist es ein neuer Mann, der im Leben von Salomons Mutter immer wichtiger wird. Für beide ist die Veränderung schmerzhaft. Besonders bewegend ist die Fluchtgeschichte, die Salomon in Form von Rückblenden erzählt und die sein Verhalten und die Fürsorge um seine Schwester und Mutter erklärt.
Die Verse deuten aber viele Aspekte (z.B. räumliche Verortungen) nur an, so dass die Leser:innen immer wieder aufgefordert werden, weiter zu denken und hinter das Gesagte zu blicken. Begleitet wird Esthers Stimme von Polaroid-Bildern der Autorin, die häufig auch mit Untertiteln versehen sind und die Stimmung der Erzählung gut ergänzen. Beispielsweise wird das Foto einer toten Maus kommentiert mit der Feststellung, dass man auch innerlich sterben kann. Oft schafft es Steinkellner mit ganz wenigen Worten, wie in einem Gedicht, einen Raum aufzuspannen und die Emotionen durch knappe Beschreibungen greifbar werden zu lassen. Beispielsweise wenn auf einer Seite die Worte: „Nie war Dunkelheit schöner.“ zu lesen sind und diese sich auf die nächtlichen Treffen der Jugendlichen beziehen.
Der zweite Teil, der das Getrenntsein nach dem Urlaub thematisiert, zeigt aus Salomons Sicht ein tiefes Verständnis für den jeweils anderen und ein großes Vertrauen, auch wenn er nicht immer in seinen Briefen ausdrücken kann, was er fühlt. Begleitet wird seine Sicht durch Zeichnungen und Skizzen von Michael Roher, die genau wie der Text vieles nur andeuten und doch emotional bewegen.
Was ist ein Zuhause? Wer bin ich? Was ist eine Familie? Solche Grundfragen des Seins thematisiert der Roman und gleichzeitig bietet er keine einfachen Lösungen, sondern komplexe Figuren, die uns ein Stück auf ihrem Weg mitnehmen.
Die Wiener Autorin hat jüngst mit ihrem Buch „Papierklavier“ und die Verweigerung des katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises, weil es nicht den Statuten des Preises entspreche, viel Aufsehen erregt (#causapapierklavier). Sie ist eine vielseitige Autorin, die sowohl Bilderbücher, Lyrik als auch Jugendbücher schreibt und mehrfach bereits dafür ausgezeichnet wurde. Dieses Buch hier ist nachdenklich, dennoch emotional bewegend und in seiner Schlichtheit und Offenheit eine wunderbare Gelegenheit, als Leser:in seinen Horizont zu öffnen und in die Gedankenwelt dieser zwei sympathischen Jugendlichen hineinzublicken.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ar; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 15.06.2021

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