Ein Teil von uns

Autor*in
Gembri, Kira
ISBN
978-3-401-60228-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
328
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aaron wartet seit Jahren auf eine Spenderniere - Nia wiederum will ihrer totkranken Tante eine Niere spenden. Doch die Tante stirbt bei der Operation - und Aaron erhält Nias Niere. Aaron und Nia sind damit für immer miteinander verbunden. Doch um zu lernen dies zu akzeptieren, müssen sie erst zusammen ans andere Ende der Welt reisen.

Beurteilungstext

Es scheint der Stoff für ein Melodram zu sein. Der neunzehnjährige Aaron leidet seit seiner Kindheit an Nierenversagen und muss täglich für mehrere Stunden zur Dialyse. Ein Leben als Draufgänger ist nur in seinen Träumen möglich. Die Probleme der gleichaltrigen Nia hingegen sind mehr psychischer Natur; sie leidet unter dem enormen Erfolgsdruck, unter den ihre Eltern sie stellen. Die Anforderung in Schule und Studium immer die Beste sein zu müssen, lässt sie buchstäblich seit Jahren nicht mehr schlafen. Doch einmal setzt sich Nia gegen ihre Eltern durch, als sie sich bereit erklärt, ihrer totkranken Tante eine Niere zu spenden. Die Tante überlebt die Operation nicht, statt ihrer erhält Aaron die Spenderniere. Durch einen Zufall erfahren die beiden Teenager, wer Spender und wer Empfänger ist. Nia überträgt ihre Verzweiflung über den Tod der Tante auf Aaron und will nichts mit ihm zu tun haben; Aaron ist jedoch überzeugt, in Nias Schuld zu stehen und erst dann unbeschwert leben zu können, wenn diese Schuld beglichen ist.

Der Inhalt der ersten Kapitel von Kira Gembris "Ein Teil von uns" lässt vermuten, dass sich der Roman in die Tradition erfolgreicher Teenager-Lovestory-Krankheitsdarstellungen einreiht. Und tatsächlich wird einmal explizit auf "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" hingewiesen, und auch die intertextuellen Bezüge zum Bestseller von John Green sind für einen aufmerksamen Leser unverkennbar.

Mit dem Fortschreiten der Handlung (Aaron und Nia reisen gemeinsam nach Australien, wo Nias Tante ihr ein Haus hinterlassen hat) rückt das Thema Krankheit jedoch immer mehr in den Hintergrund - um dann für den melodramatischen Showdown wiederum zentrale Bedeutung zu gewinnen. Das Thema Krankheit und Organspende (auf das im Nachwort noch einmal nachdrücklich hingewiesen wird) ist jedoch nur Aufhänger, eigentlich handelt es sich bei dem Jugendroman um eine klassische Liebesgeschichte, die mit den topischen Versatzstücken dieses Genres arbeitet. Dies gilt insbesondere für die Figurenzeichnung. Der männliche Protagonist erscheint zunächst als cooler, eher oberflächlicher Typ - beweist dann aber doch Tiefe. Die weibliche Hauptfigur erscheint als braves, eingeschüchtertes und dennoch leicht arrogantes Mädchen - lernt dann aber, dass man Wagnisse eingehen muss, um Spaß am Leben zu entwickeln. Der Roman bedient sich des derzeit beliebten Erzählmusters der Ich-Erzählung aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden Protagonisten; allerdings gelingt es kaum, zwei unterscheidbare Erzählerstimmen zu generieren (man muss als Leser schon genau aufpassen, wer gerade spricht, allein am Stil ist es nicht erkennbar); freilich wird das Erzählmuster dazu genutzt, die beiden Hauptfiguren aus verschiedenen Blickwinkeln zu charakterisieren. Auch mit dem immer wieder eingestreuten Einträgen aus Aarons Blog folgt Gembri dem aktuell häufig wiederkehrenden Erzählmuster des Abbilds moderner Kommunikationsformen zur Abrundung des Erzählten; hiermit sollen wohl weitere Facetten von Aarons Charakter aufgezeigt werden. Insgesamt fehlt es der Figurenzeichnung jedoch an echter Tiefe; auch das Einander-Näherkommen der beiden Liebenden, das ja durch das Genre vorbestimmt ist, wird durch das Erzählte nicht tiefergehend motiviert. Letztlich ist es ärgerlich, dass der eigentliche Konflikt zwischen Aaron und Nia - die Tatsache, dass er mit ihrer Niere weiterleben kann, während ihre Tante, für die das Organ eigentlich bestimmt war, tot ist - an keiner Stelle ausdiskutiert wird. Gembri verpasst damit die Chance, ihrem im Nachwort formulierten Anspruch, für das Thema Organspende zu sensibilisieren, auch erzählerisch echten Nachdruck zu verleihen.

Wer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende sucht, dem sei der Roman eher nicht empfohlen. Wer sich dagegen einen unterhaltsamen Jugendroman wünscht, der eine Mischung aus Dramatik, Liebe und Exotik bietet, der hat an "Ein Teil von uns" sicher seine Lese-Freude. Der Roman ist mit Witz erzählt und wird als echtes Lesefutter seiner (wahrscheinlich größtenteils weiblichen) Leserschaft ein paar entspannte Lesestunden bereiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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