Ein Himmel für Oma

Autor*in
Schneider, Antonie
ISBN
978-3-8157-7003-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gotzen-Beek, Betina
Seitenanzahl
32
Verlag
Coppenrath
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Münster
Jahr
2010
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Oma zieht mit Chaja, ihrem gelben Vogel, bei Lena, Valentin, Mama und Papa ein. Anfangs kann Oma noch spazieren gehen und Chaja munter im Zimmer herumfliegen, doch Chaja stirbt nach kurzer Krankheit und auch Oma bewegt sich immer weniger, bis sie stirbt. Dabei wird sie in diesem einen Jahr liebevoll begleitet von Lena und Valentin, die ihrerseits von ihrer Oma viel Liebe und intuitives Wissen über Leben und Tod erfahren.

Beurteilungstext

Ein Grund, warum Oma bei der Familie einzieht, wird nicht genannt. Als Nächstes wird beschrieben, wie Oma bei ihnen lebt, welche Gewohnheiten sie und Chaja haben, nämlich am Fenster sitzen und Opern hören und sich mit Lena und Valentin unterhalten. Chaja und Oma verstärken die positive Atmosphäre in der Familie. Parallel zum Lauf der Jahreszeiten lassen Omas Kräfte allmählich nach, was konsequent aus Sicht der Kinder erzählt wird. Die Autorin hält die Kinderperspektive sprachlich und inhaltlich sehr gut durch, so kommt die Geschichte ohne medizinische Details aus und auch die Begriffe "alt", "krank" oder "schwach" werden nicht in Bezug auf die Oma verwendet.

Chaja wird eines Abends krank und braucht Valentins und Lenas besondere Fürsorge, genau wie Oma zwei Seiten später. Stille und Bewegungslosigkeit stehen für den Tod Chajas am nächsten Morgen im Gegensatz zum Schneesturm draußen. Die Reaktionen der Kinder dürfen von Erschrecken über Weinen bis zu der beruhigenden Vorstellung, dass Chaja im Himmel ist, reichen. Trost und Traurigkeit - ohne gegeneinander ausgespielt zu werden! Nach Chajas Beerdigung werden Omas Bewegungsmöglichkeiten nun immer weniger. Mit dem Tod des Vogels begegneten Lena und Valentin und die lesenden Kinder dem Tod in seiner ganzen Traurigkeit und Unwiederbringlichkeit. Der Gedanke, dass ein geliebtes, in ihrer Vorstellung oft vermenschlichtes Tier stirbt, ist für Kinder sicherlich schlimm genug, aber wohl doch in der Regel eine Vorstufe und hier auch Vorbereitung auf den Tod eines ihnen nahestehenden Menschen. Und Valentin denkt nach, stellt die kindlichen existenziellen Fragen und fragt Oma, ob sie auch einmal sterbe, was sie bejaht. Sogleich übt sie gleichsam mit Valentin Wege zu trauern und sich zu erinnern ein. Denn sie weist darauf hin, dass Chaja in ihren Herzen weiterlebe, wenn sie sie lieb hätten, an sie dächten, ein Foto von ihr anschauten und sich Geschichten von ihr erzählten. Gemeinsam besuchen sie das Grab.
Im Frühling schränkt sich Omas Aktionsradius noch weiter ein, da sie nicht mehr am Fenster sitzt, sondern im Wohnzimmer auf dem Sofa liegt. Nun befindet sich an der Wand auch ein Gemälde mit Omas Portrait. Die Leser können zudem in der Illustration entdecken, dass Oma, Lena und Valentin weiter die Fotos von Chaja gemeinsam anschauen. Ganz zart wird angedeutet, dass Oma vielleicht ein bisschen Angst vor dem Sterben hat, als sie sich unvermittelt vergewissert, dass die Kinder sie nie allein lassen. Da Valentin erschrickt, beruhigt sie ihn sofort. In der folgenden Zeit spielen sie mit Oma am Bett und tauschen sich über ihre Leben aus: Die Kinder bringen ihr Dinge vom Spielen mit, die Oma erzählt "Papa-Geschichten". Ein wunderbar schlicht und berührend formulierter Satz steht vor Omas Tod: "Jeden Tag spürten Lena und Valentin, wie lieb sie Oma hatten."
Den Sterbemoment erleben die beiden nicht, sondern werden morgens von Mama und Papa an Omas Bett geführt, in dem sie tot und auch ganz still wie Chaja liegt. Diesmal ist es Valentin, der einfach feststellt, dass Oma nun im Himmel ist; Lena hingegen muss weinen. So wird ganz nebenbei vermittelt, dass Trauer sich unterschiedlich äußern darf und man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man nicht weint. Die letzte Seite stellt Mama und die Kinder dar, wie sie ein Heft mit dem Titel "Unsere Oma" anlegen und sich bewusst machen, wie sie ihre Oma in ihren Herzen weiterleben lassen können. Dabei schaut Oma aus ihrem Porträt fröhlich, freundlich und sehr lebendig zu.

Überhaupt setzen die in freundlichen Pastelltönen gehaltenen Bilder den Text hervorragend um und ergänzen ihn. Die Personen stehen im Vordergrund vor den großflächig gemalten Räumen, in denen so wesentliche Detail-Elemente wie Chajas Grab oder Omas Gemälde umso besser zur Geltung kommen. An den Personen fallen besonders die leicht hochgezogenen Augenbrauen und recht weißen Augäpfel auf, die sie offen und neugierig erscheinen lassen und den Blickkontakt zwischen den Familienmitgliedern betonen. Besonders berührend ist die Sanftheit und Fürsorge, die in den Handbewegungen zum Ausdruck kommt, zum Beispiel wenn die tote Chaja gestreichelt und beerdigt wird.

So ist "Ein Himmel für Oma" ein ganz wunderbares Bilderbuch über das Leben, das bestimmt von Kindern über das empfohlene Alter von drei bis sechs Jahren hinaus gern gelesen wird. Auch wenn am Ende des Buches Familien direkt mit Ratschlägen zum Thema Trauer angesprochen werden, wäre es schade um dieses Buch, wenn es nur von Familien in akuten Trauersituationen gelesen würde: Kinderseelen können daran immer wachsen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KH.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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