Die Ziege auf dem Mond: Oder das Leben im Augenblick

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Teaser

Wie man mit einer Ziege lernt das Glück in den alltäglichen Dingen zu finden und den Augenblick zu genießen. Die Geschichte der Ziege ist eine anspruchsvolle Reise auf den Mond, auf die man sich einlassen muss.

Beurteilungstext

Auf dem Mond gibt es eine kaputte Uhr, die immer auf viertel nach neun steht und so daran erinnert, dass JETZT ist, denn der Augenblick ist das wichtigste auf dem Mond. Auf poetische und sprachlich anspruchsvolle Weise erzählt Stefan Beuse von einer Ziege, die auf dem Mond lebt. Viertel nach neun ist ihre Lieblingszeit, sie isst am liebsten Spiegelei und Rucola und kocht ihren Kaffee in einem kleinen Vulkan. Manchmal träumt sie den ganzen Tag vom Wasser und lauscht den Sternen, manchmal malt sie Bilder von Fischen. Die meiste Zeit beschäftigt sie sich jedoch mit den Dingen, die auf dem Mond landen. Irgendwann landet jedoch etwas im Mondkrater, dass die Ziege vor neue Aufgaben stellt und Ängste überwinden lässt.
Schon der Inhalt macht deutlich, dass es sich bei dem im Hanser Verlag erschienenen Buch „Die Ziege auf dem Mond oder das Leben im Augenblick“ um eine sehr originelle und innovative Geschichte handelt. Diese etwas andere Welt auf dem Mond mit einer ungewöhnlichen Protagonistin und einer Erzählung, die ohne Action auskommt, ermöglicht jungen Leser*innen neue Leseerfahrungen, stellt sie aber auch vor Herausforderungen. Schon über das Setting werden zahlreiche Fragen aufgeworfen -Warum lebt die Ziege allein auf dem Mond? Wie kam sie dorthin, ist es nicht furchtbar kalt? Warum fliegen Gegenstände durch das All und wieso ist Rucola dabei? Doch auch an anderer Stelle eröffnet das Buch immer wieder Denk- und Gesprächsanlässe. Zwischen Ziegen-Teezeremonie, Frühstück und anstrengenden Sukkulenten verstecken sich Weisheiten und philosophische Fragen. Ganz unaufdringlich werden hier große Themen wie Glück, Achtsamkeit, die Bedeutung von Zeit, Gefühle, Erinnerung und Verdrängung angesprochen oder manchmal nur angetippt, manchmal versteckt in Mondkratern. Eine große Stärke des Buches liegt dabei darin, dass es all diese Dinge auf eine sehr eigentümlich witzige Art mit einer unglaublich liebenswürdigen Protagonistin vermittelt. Das Zusammenspiel von Text und Bild sind dabei überaus gelungen. Die oft in Blautönen gehaltenen Aquarellzeichnungen Sophie Greves unterstreichen die träumerische, entschleunigte, weltferne Atmosphäre und geben Raum zum Entdecken.
Das Buch hat einen großen Mehrwert, ist aber auch sehr anspruchsvoll. Will man sein Potential ausschöpfen, ist sicherlich didaktische Vermittlung notwendig. Die Stärke des Erzählens mit den kindlichen Lesegewohnheiten des aktionsreichen Erzählens zu brechen, birgt leider auch die Gefahr, dass Leser*innen das Buch gelangweilt zur Seite legen könnten. Gerade für wenig lesende Kinder ist der Text möglicherweise zu anspruchsvoll. Doch hier könnten die Illustrationen und das außergewöhnliche Setting hilfreich sein. Sie ermöglichen es vielleicht das Buch einfach nur zu genießen ohne einen philosophischen Tiefgang finden zu wollen, so wie es auch die Ziege tun würde. Alles in allem ist es (auf jeden Fall auch auch für erwachsene Leser*innen) eine entschleunigte Abwechslung in einer hektischen Welt.