Die Einsamkeit der Astronauten

Autor*in
Beuse, Stefan
ISBN
978-3-446-27592-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
222
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)DystopieErzählung/Roman
Ort
München/Wien
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Teenager Jonah lebt in einer Kleinstadt, in der die sogenannte CoffeeCompany jeden Aspekt des alltäglichen Lebens regelt. Erst durch die neue Klassenkameradin Lia bringt Jonah den Mut auf, etwas gegen seine immerwährenden Zweifel zu tun. Gemeinsam machen sie sich auf, um herauszufinden, was es mit der CoffeeCompany auf sich hat und geraten dabei unweigerlich in Gefahr.

Beurteilungstext

Jonah lebt zusammen mit seinen Eltern in der Siedlung, die abgeschnitten von einer zerstörten Außenwelt - die der Autor bezeichnenderweise DraußenWelt nennt - in Eintracht besteht. Dafür sorgt die hiesige CoffeeCompany, ein Konzern, der jeden Bereich des Lebens seiner Bewohner wohlwollend überwacht. So zumindest wird die allumfassende Kontrolle den Menschen verkauft. Gefügigkeit wird mit körperlichem Wohlbefinden gleichgesetzt; so nehmen alle Bewohner der Siedlung Pillen zur Regulierung des emotionalen Haushalts ein und trinken schwarzes Wasser, Kaffee genannt. Daneben werden Glück und Liebe als Mantra verkauft und sind in der Siedlung allgegenwärtig, das LoveCulture-Grinsen bei den täglichen MorningCalls mit Vertretern des Konzerns ist Pflichtprogramm. Zweck der MorningCalls scheint neben der engmaschigen Überwachung der Bewohner auch die Indoktrination ebendieser zu sein. Dass hier auch ein gewisser Gruppenzwang mitschwingt, ist zumindest dem Protagonisten klar:
„Jedenfalls gibt es täglich eine Videokonferenz. MorningCall nennt die CoffeeCompany das. Nur für die, die wollen, natürlich, aber ich habe noch nie von jemandem gehört, der nicht wollte. Also, der sich getraut hat, nicht teilzunehmen. Zwar weiß keiner, ob man bestraft wird, wenn man mal eine Konferenz versäumt, aber wir wollen unser Glück besser nicht auf die Probe stellen.“ (Beuse 2023, S. 23)
Trotzdem scheinen alle außer Jonah nicht aus ihrer lethargischen Einstellung herauszufinden. Und auch Jonah findet den Mut, seine Zweifel laut auszusprechen und ihnen nachzuspüren erst, als Lia in seine Klasse kommt. Sofort verliebt sich der Außenseiter in die neue Schülerin, die so anders ist als alle anderen Bewohner der Siedlung. Die nichts von dem Leben innerhalb der schützenden Grenzen kennt und keine Hemmungen hat, den bestehenden Konsens in Frage zu stellen. Immer mehr weckt sie den Jungen auf und die beiden wachsen in der gleichförmigen Umgebung als Fremdkörper zusammen. Schließlich will Lia herausfinden, was die CoffeeCompany ist. Der ominöse See im Wald hinter der Stadtgrenze scheint ein guter Ausgangspunkt zu sein, auch wenn Jonah verhalten reagiert. Wer in den See blickt, verliert den Verstand, heißt es. Kurz bevor sie sich aufmachen wollen, verschwindet Lia und Jonah macht sich auf die verzweifelte Suche nach ihr. Hing bisher über der Erzählung die unheilvolle Stimmung wie ein Damoklesschwert, so wird spätestens jetzt die Spannung ersetzt durch einen immer undurchsichtigeren Erzählstil, der die Realität aufbricht. Auf seiner Reise trifft der Junge den alten Krons, einen verschroben, etwas verrückt anmutenden Alten, der im Wald hinter der Stadtgrenze wohnt. Jonah erfährt, dass Lia in diesem Wald wohnte, mitsamt einer Gemeinschaft anderer Außenseiter; die jedoch einer nach dem anderen in dem See verschwunden sind. Krons führt Jonah von da an durch den Wald hin zum See und vermittelt ihm eine andere Sichtweise auf die Realität, die ihn umgibt. Die Gefahr, die den See umgibt, wächst und schließlich töten Krons die Schatten, gemacht aus Jonahs Ängsten. Jonah setzt seinen Weg fort und taucht letztlich ein in den See. Dort findet er nicht nur Lia, sondern auch einige Wahrheiten über sich selbst. Mit den nun endlosen Möglichkeiten, die den beiden nun offen stehen, endet auch die Geschichte.

Ob er Leser:innen bis dahin abgeholt hat oder doch eher mit einer Vielzahl an Fragezeichen zurücklässt, hängt stark davon ab, ob man bereit ist, sich auf den Erzählstil des Autors einzulassen. Dennoch finden sich in "Die Einsamkeit der Astronauten" Bereiche, die es wert sind, darüber ins Gespräch zu kommen. Der Überwachungsstaat und die Einflüsse großer Konzerne sind nur zwei davon.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 16.02.2024

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