Die Stille nach Nina Simone

Autor*in
Fretheim, Tor
ISBN
978-3-95854-031-6
Übersetzer*in
Dörries, Maike
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
124
Verlag
Mixtvision
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Simon- 18 Jahre-(Der Ich-Erzähler bzw. Briefschreiber wurde nach der amerik. Jazz-Sängerin so benannt , da seine Eltern sich bei einem ihrer Konzerte kennengelernt haben.) schreibt einen langen Brief an Nina Simone, er schildert ihr, wie seine Mutter verschwand, sein Vater ihm keine Antworten gibt. Wir Leser erfahren auch nur wenig über die Familientragödie, die unter die Haut geht.

Beurteilungstext

Auffällig an dieser Erzähling ist der Sprachstil von Tor Fretheim: In kurzen, teilweise unvollständigen Sätzen (linksbündig untereinander gedruckt wie in Erstlesebüchern) beschreibt der Autor scheinbar sachlich Unvorstellbares, das den Leser tief berührt und zum tieferen Ergründen bewegt.
“Eine menschenleere Wohnung.
In deren Wänden das Unglück saß.
Unsichtbare Spuren lassen sich nicht entfernen.”(S.7)
In einer scheinbar ganz “normalen” Kleinfamilie in Norwegen verschwindet eines Tages die Frau. Der Sohn (Ich-Erzähler)erkennt in einer Zeitung, die vom Fund einer Frauenleiche berichtet, den Ort, wo er zuletzt mit seinem Vater gezeltet hat. Die Tote wurde ermordet und vom Vater identifiziert. Der Körper der toten Mutter wies Spuren von gewaltsamen Körperverletzungen vor dem Tod auf. Der Vater wurde angeklagt und verurteilt, ohne dass Vater und Sohn miteinander geredet haben, Auf der Fahrt des Sohnes zu einem Gefängnisbesuch schreibt er diesen langen Brief an Nina Simone. Ihre Musik erklang oft lautstark aus dem Elternschlafzimmer. Die Mutter lebte sehr zurückgezogen. Bevor sie unter Leute ging, verkleidete und schminkte sie sich zur “Ausgehmama”.
Das Thema häusliche Gewalt wird nur verdeckt beschrieben. Den größten Raum im Buch nehmen die Sprachlosigkeit in der Familie und die unbeantworteten Gedanken und Fragen von Simon ein. Faszinierend umschrieben ist die Annäherung an die Hauptpersonen. Nur wenige äußere Merkmale und Äußerungen lassen Rückschlüsse auf Gedanken und Gefühle zu, Ursachen und Erscheinungsformen häuslicher Gewalt bleiben im Dunkeln. Diese bedrückende Erkenntnis muss auch der Leser verarbeiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von verh.
Veröffentlicht am 01.01.2016

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