Die Sache mit Finn

Autor*in
Kelly, Tom
ISBN
978-3-551-55499-4
Übersetzer*in
Herzke, Ingo
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
223
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach dem Unfalltod seines Zwillingsbruders, an dem er sich mitschuldig fühlt, ist der 10-jährige Danny stark desorientiert. Er haut von zu Hause ab und braucht mehrere Wochen, um sich wieder auf das Leben in seiner Familie einzulassen.

Beurteilungstext

Ich-Erzähler Danny hat alles verloren, was ihm Sicherheit im Leben gegeben hat. Sein Zwillingsbruder Finn ist tot, seine Eltern trauern, die Familie hat sich noch nicht neu strukturieren können. Ähnlich zerrissen wie Dannys Inneres ist auch der Text des Buches. Im ersten Drittel der Erzählung beschränkt sich die eigentliche Handlung nahezu auf Dannys Weg zum Bahnhof. Der Text gibt seine Gedanken wieder, denen er freien Lauf lässt. Den Lesern bietet er kurze Sequenzen und Erinnerungen an.
Schwierig dabei ist, dass der erwachsene Leser zwar schnell ahnt, was mit Finn passiert ist und warum Danny so abschweifend und chaotisch ist, ausgesprochen wird es aber erst ganz am Ende des Buches. Bis dahin schwimmen die weniger routinierten Leser mit Danny in der Orientierungslosigkeit seiner Gefühle und Gedanken.
“Die Sache mit Finn” ist ein Buch mit eingeschränkter Zielgruppe. Um sich in Danny einfühlen und begreifen zu können, worum es in der Geschichte überhaupt geht, müssen die Leser selbst schon einmal eine schwere Krise durchgemacht haben. Außerdem müssen sie über eine gut entwickelte Fähigkeit zur Selbstreflexion verfügen. Bei den meisten Kindern wird dies erst während der Pubertät der Fall sein. Ob Grundschüler Danny mit seinen 10 Jahren dann noch Identifikationsfigur sein kann, ist fraglich.
Tom Kelly bearbeitet das Thema “Trauer”, insbesondere im Zusammenhang mit Schuldgefühlen, sehr einfühlsam. Dadurch, dass Danny auf einer offenbar unbewohnten Insel für seine Trauerarbeit einen “gesellschaftsfreien” Platz gefunden hat, kann der Autor ihn unabhängig von äußeren Erwartungen und Zwängen agieren lassen. Danny stapelt zum Beispiel nahezu zwanghaft Backsteine, trotz Blasen und blutiger Wunden. Etwas Fürsorge erhält er lediglich vom ebenfalls trauernden Aussteiger Nulty. Im Gegensatz zu diesem gelingt es Danny aber, den Weg zurück in die Gesellschaft zu wagen.
“Die Sache mit Finn” ist ein schwieriges Buch, das aber ein Hilfsangebot für trauernde Kinder sein kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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