Die Nacht im Zauberwald
- Autor*in
- Hasler, Eveline
- ISBN
- 978-3-314-10580-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Bhend, Käthi
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- Nord-Süd
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Gossau
- Jahr
- 2021
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Eine alte Sage: Einer verhält sich gut, einer verhält sich schlecht – wer wüsste nicht sofort, wie das ausgeht? Aber was mit Leo und dann seinem Zwillingsbruder Meo auf dem beschwerlichen Weg durch den Zauberwald passiert, ist am Ende doch nicht so leicht auszumachen.
Beurteilungstext
Der Inhalt der Sage erscheint auf den ersten Blick ein wenig schlicht und wird mit einfachen Sätzen nacherzählt, so, wie es sich für eine uralte Geschichte gehört:
Da schickt Meo seinen Bruder Leo in die Berge, um dort das Dach einer einsam gelegenen Hütte zu reparieren. Auch wenn Meo eigentlich dran wäre, läuft der gutmütige Leo los. Liebevoll im Kontakt und rücksichtsvoll im Umgang mit den Lebewesen des Waldes bewältigt Leo den unbequemen Weg ohne Angst, repariert das Dach und kehrt nach Hause zurück. Am Ende hat Leo, von ihm selbst kaum bemerkt, eine positive Verwandlung erfahren.
In der Erwartung, ebenfalls in den Genuss dieser Veränderung zu kommen, macht sich Meo sofort auf denselben Weg. Durch Egoismus, Respektlosigkeit und Aggressivität verbaut Meo sich eine gute Beziehung zu seiner Umwelt, so dass er sie als feindlich und gruselig erlebt. Zurückgekehrt, hat Meo eine sehr unvorteilhafte Wandlung durchgemacht. Ob er sich auf die Gründe dafür besinnen kann?
Worte reichen nicht aus, um die Kraft einer solchen Geschichte voll zu entfalten. Es ist hier der Reichtum der Bilder – oder besser gesagt der Bildhaftigkeit – der es den Lesern, Kindern vielleicht noch eher als Erwachsenen, ermöglicht, vollständig in die Magie des Zauberwaldes einzutauchen. Pflanzenelfen, Pilzgörpse oder Viehhexen – wer genau hinsieht, kann sie erkennen im Gewirr des mäandernden Geästs von Bäumen, verschlungen mit sich in alle Richtungen ausbreitenden Wurzeln, eingewebt in die Ruhe und gleichzeitig kaum fassbare Lebendigkeit dieses Waldes.
Gesichter, Figuren und Getier tauchen mal überdeutlich, mal kaum wahrnehmbar oder schemenhaft in ihrer eigenen Welt auf, in der sie miteinander verbunden sind. Da wird der Mensch zu einem kleinen Wesen, auf den ersten Blick nicht immer erkennbar.
Ob schwarz-weiß oder farbig – die Bilder sind großflächig und mit überbordender Fantasie und Liebe zu den winzigsten Details sorgfältig ausgearbeitet, eine schier unerschöpfliche Quelle für kindliche Entdeckerfreude.
Es geht also um eine Botschaft, die durch das Dickicht unserer konsumgesteuerten, gerade viele Kinder verwirrenden Welt im Alltag nur noch selten dringt: Die uns umgebende Natur hat ihre eigene Energie und Belebtheit. Letzten Endes macht sie etwas mit uns – nicht wir mit ihr, so sehr wir das gerne glauben oder gar wünschen würden. Wenn wir Menschen endlich verstünden, dass wir es sind, die sich verändern müssen, nicht aber die Natur, dann, so könnte man die die Botschaft auch verstehen, gibt sie uns womöglich eine zweite Chance. Das Zauberwort heißt Respekt. - Lieblingsbuch gefällig? Dieses Buch könnte eines werden.