die meute

Autor*in
Pausewang, Gudrun
ISBN
978-3-473-34478-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Paul, 14, reist alleine zu seinen geliebten großeltern. Vor dieses bild der großeltern schiebt sich zunehmend die folie der altnazis. Es kommt zu dem unausweichlichen eklat.

Beurteilungstext

Das erzählmuster ist routiniert und gelungen: der 14-jährige Paul erzählt selbst von seiner reise und den vorbehalten seiner mutter gegen ihre eltern, was Paul nicht so richtig versteht. Er liebt besonders seinen Großvater, der immer wieder situationen schafft, die dem jungen die welt öffnen - zunehmend aber spürt er, dass das irgendwie nicht so richtig stimmt. Deutlich wird ihm das besonders an der rolle, die die großmutter einnimmt: die der passiven hausfrau, die nur die küche und den haushalt kennt. Da Paul aber offen durch die welt geht, also auch freunde hat, die nicht weißer hautfarbe sind, registiert er um so klarer, welche vorbehalte der großvater den fremden gegenüber hat. Und je mehr das verhältnis vertrauter wird, desto eher entlarven sich diese vorbehalte als regelrechter hass.
Im dorf soll ein jugendclub vom großvater gegründet werden und erst als Paul gegen seinen willen die haare geschoren werden und die jungs unsinnige mutproben bestehen sollen, wird ihm klar, was gespielt wird: eine nazi-aufbaugruppe ist im entstehen. Zuletzt eskaliert die situation, als die jungen einen schwarzen “abklatschen”, der dabei ein auge verliert. Paul holt dann zwar die polizei, helfen kann er aber nicht mehr. Der großvater nimmt hier die besonders unrühmliche rolle des hilfe-verhinderers ein.
Besonders gelungen ist die charakteristik der jungen, von intelligent-borniert bis zum tumben schläger sind archetypen der jugendlichen gezeichnet, ihre zuwendung zu rechtsradikalen ideen nachvollziehbar und gleichzeitig wird deutlich, dass neonazis durchaus attraktive rezepte anwenden, die jungen an sich zu binden, weil alternativen einfach fehlen. Folglich machen auch einige jungen mit, die wie Paul erst spät erkennen, wo das ganze hin führt, dann aber abspringen.
Der großvater ist ein altnazi, der zeigt, was menschen brauchen, um junge anzuziehen. Aber auch einer, der buchstäblich über leichen geht, um seine ziele zu erreichen.
Die großmutter aber halte ich für völlig unglaubwürdig. Ich kenne noch viele nazi-frauen, die ihre ideen nie aufgaben. Das aber waren eben nicht die grauen mäuschen, die Gudrun Pausewang hier skizziert, sondern aktive, frauen, die deutlich allen menschen der umgebung zeigten, dass sie sich als die eigentlichen “herrenmenschen”(sic!) fühlten. Sie waren empört und laut, wenn sie sich falsch verstanden fühlten (dabei sind die in solchen momenten eben gerade richtig verstanden worden) und tränenreich ihren verschollenen idealen und gebieten nachweinten.
Auch die sprache Pausewangs ist eher die einer großmutter, die versucht so zu schreiben, wie es junge täten. Aber die tun das nicht so. (Das zeigen in ganz anderen zusammenhängen autorinnen wie Juli Zeh oder Sibylle Berg)
So bleibt eine gute und lehrreiche story in einem text, dem man den moralinsauren zeigefinger doch arg ansieht.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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