Die Kreuzfahrt mit der Asche meines verdammten Vaters
- Autor*in
- Nesch, Thorsten
- ISBN
- 978-3-499-21699-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 334
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- –
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
“Kriechtier”, so bezeichnet Jörns Mutter seinen Erzeuger; Jörn hat ihn nie kennengelernt. Jetzt sitzt ein Fremder im Wohnzimmer, um die Todesnachricht zu überbringen, und mit ihr den letzten Willen des Vaters: Jörn soll die Asche seines Vaters unter einem Olivenbaum in dessen italienischem Heimatdorf bestatten.
Beurteilungstext
Jörn ist 17, hat nach einer Ehrenrunde endlich den Realschulabschluss in der Tasche und will beim Bund Mechatroniker werden. Seine Mutter hat drei Kinder von drei verschiedenen Männern, lebt alleinerziehend mehr schlecht als recht in einer engen Wohnung. Geld ist in der Familie Mangelware, Luxus undenkbar. Eine einwöchige Fahrradtour mit dem Zelt nach Holland, Party machen mit seinem Freund, das sind Jörns Ferienpläne. Doch dann kommt dieser fremde Mann vorbei und bringt einen Rainmaker mit der Asche von Jörns Vater, dazu zehn verschlossene Briefe und ein Ticket für eine Kreuzfahrt im Mittelmeer. Jörn tritt eine Reise an, auf der er sich, seinen verhassten Vater und die wahre Liebe näher kennen lernt.
Jörn ist eigentlich total deplatziert auf einem Schiff, auf dem sich fast ausschließlich gut situierte Rentner aufhalten. Die wenigen Jugendlichen, die er dort im Youthclub, dem Animations- und Betreuungsprogramm für Jugendliche, kennenlernt, besuchen Internate in ganz Europa und bewohnen mit ihren Eltern die Suiten des Schiffs. Jörns Vater dagegen hat vor seinem Tod viele Jahre als Musiker auf der “Athene” gearbeitet und die Kreuzfahrt in der winzigen Innenkabine von der Reederei zum Abschied geschenkt bekommen. Zwischen Elisabeth und Jörn allerdings funkt es über alle sozialen und Bildungsschranken hinweg sofort. Zudem ist Elisabeth eine routinierte Kreuzfahrerin, die Jörn in diese für ihn völlig neue Welt einführt.
Thorsten Nesch beschreibt viele Details der Kreuzfahrt, inklusive Speiseplan und Landgängen. Das gibt der Erzählung einen sehr ambientigen Anstrich und sorgt zudem für Abwechslung bei den Schauplätzen und in der Handlung. Große Anziehungskraft auf die Leser üben sicher auch die diversen mehr oder weniger intimen Szenen mit Jörn und Elisabeth aus. Perfekt wird die Konstruktion durch die absolut witzige Erzählweise Neschs. Er, oder vielmehr sein Ich-Erzähler Jörn, geht mit jeder Menge Humor und Selbstironie auf die Reise. Dennoch fehlt es auch nicht an der nötigen Sensibilität. Jörn ist tief verletzt, weil sein Vater sich nie um ihn gekümmert hat. Überrascht stellt er allerdings fest, dass er auch sauer auf seine Mutter ist, die ihm fast nichts über seinen Vater erzählt hat, für den er sich nun zunehmend interessiert. Auch Elisabeth trägt ihr Päckchen an elterlichem Desinteresse. Gemeinsam erleben die beiden nicht nur ein cooles Abenteuer, sondern auch echte Liebe zu einander.
“Die Kreuzfahrt mit der Asche meines verdammten Vaters” ist ein spannendes, tiefsinniges, differenziertes “Seamovie” und absolut empfehlenswert.