Die Bücherdiebin

Autor*in
Zusak, Markus
ISBN
978-3-570-13274-6
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
586
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 10-jährige Liesel Meminger verbringt die Kriegsjahre 1939 - 1943 bei Pfegeeltern in Molching bei München. Sie erlebt die Judenverfolgung, Tod, Verzweiflung und Zerstörung. Sie findet Trost in Büchern, die sie sich z.T. stiehlt.

Beurteilungstext

Auf den ersten Blick ist “Die Bücherdiebin” eine von den vielen Geschichten, die es inzwischen gibt, in denen am Schicksal eines Kindes die Verbrechen der Nazi-Zeit verdeutlicht werden. Dieser Roman geht aber weit darüber hinaus. Vor allem durch die Art und Weise, wie erzählt wird, ragt er heraus. - Erzähler ist der Tod. Er tritt auf wie ein auktorialer Erzähler, führt den Leser bei der Hand, erlaubt sich Vorgriffe (die einen langen Leseatem verlangen), macht Andeutungen, Kommentare, humorvolle Bemerkungen und greift entschieden in den Handlungsablauf ein. - Tod und Sterben in der Jugendliteratur zu thematisieren, das ist ein schwieriges Angehen. Hier wird es überzeugend und auf sehr poetische Weise gelöst. Im Prolog stellt der Tod sich vor: “Ich kann wirklich fröhlich sein. Ich kann angenehm sein. Amüsant. Achtsam. Andächtig. Und das sind nur die Eigenschaften mit dem Buchstaben “A”. Im Folgenden erlebt der Leser, wie der Tod zart und liebevoll die Seelen der Gestorbenen einsammelt und in seinen Armen hält. Am Ende stellt sich Akzeptanz ein, man stimmt ihm zu, wenn er sagt: “Ich bin nicht gewalttätig. Ich bin nicht bösartig. Ich bin das Ergebnis” (S. 13). - Der Roman ist kunstvoll komponiert. Er umfasst 10 Kapitel, deren Titel auf die Bücher verweisen, die für die Hauptperson (Liesel Meminger) von Bedeutung sind. Das 4. Kapitel fällt etwas aus dem Rahmen; es enthält das mit der Hand geschriebene und gemalte Buch des Juden Max Vandenberg. Er hat es in dem Kellerversteck der Pflegefamile von Liesel hergestellt. Das 10. Kapitel bezieht sich auf ihre selbst verfasste Lebensgeschichte. Das Heft wurde vom Tod gerettet und als Grundlage für den vorliegenden Roman genommen. - Im Prolog werden Schlüsselszenen und Bilder entworfen, die am Ende wiederholt und erst dann im Zusammenhang verständlich sind. Die Anforderungen an den Leser sind erheblich. Als handle es sich um ein Drama steht vor jedem Kapitelbeginn: “Es wirken mit:...” Aufgezählt werden aber nicht nur Personen; Kommentare des Todes/Erzählers unterbrechen immer wieder den Lesefluss. Sie sind z.T. allgemeinerer Art, hervorgehoben durch Fettdruck und Überschriften mit kleinen Vignetten oder persönliche Ansprachen an den Leser. Vorgriffe sollen die Spannung verlagern auf die Frage nach den Begleitumständen, die zu den grauenvollen Ereignissen geführt haben (vgl. S. 267). - Der Leser wird nicht geschont. Liesels 5jähriger Bruder stirbt in ihren Armen, die Mutter hat sie weggegeben, um sie zu retten; der Vater war Kommunist. Kolonnen von halbverhungerten Juden werden durch die Straßen von Dachau getrieben. Der Tod beschreibt, wie er die Vergasten vorfindet. Er arbeitet mit “geballten Händen” (S. 378). die Menschen in Liesels Straße haben Hunger und Angst, trauern um Söhne und Väter, leiden unter Nazischikanen und kommen alle um in einer einzigen Bombennacht. Aber es gibt auch einzigartige, rührende Momente voll Herzlichkeit und Liebe und Güte. - Es ist ein wunderbarer Roman, nicht nur für Jugendliche. Wer Bücher liebt wird, wird dieses spätestens ab Seite 149 lieben, als Liesel zum ersten Mal eine Bibliothek betritt und staunend die Bücher befühlt: “Es fühlte sich an wie ein Zauber, wie Schönheit, getaucht in strahlende Linien aus Licht von einem Kronleuchter.”

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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