Die Bücherdiebin

Autor*in
Zusak, Markus
ISBN
978-3-570-13274-6
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
592
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nachdem die neunjährige Liesel Meminger ihren Bruder verloren hat und von ihrer Mutter nicht mehr betreut werden kann, kommt sie zu einer Pflegefamilie, die in Molching in der Himmelsstraße wohnt. Liesel hat eine besondere Eigenart, sie stiehlt Bücher.Diese Bücher und die Menschen in der Himmelsstraße werden zu ihren Begleitern durch Bombennächte, Verfolgung und Solidarität im faschistischen Deutschland von 1939 - 1945.

Beurteilungstext

Auf der Leipziger Buchmesse standen viele junge Leserinnen und Leser am Messestand von Markus Zusak, um nach der Lesung aus seinem Buch ein Autogramm zu erbitten und um ihre Fragen an den Autor zu stellen.
Also ist der Roman, der von Buchhändlern nicht unbedingt als Jugendbuch empfohlen wird, doch eine Lektüre, die Jugendliche besonders anspricht?
Die Fabel des Buches ist schnell erzählt: Zwei Personen bestimmen den Inhalt des Buches : der Tod als Erzähler und Liesel als Protagonistin des Geschehens. Am Grab ihres Bruders stiehlt Liesel ihr erstes Buch, ein “Handbuch für Totengräber”.Nachdem sie mit ihrem Pflegevater das Lesen gelernt hat, lässt sie die Faszination, die von der geschriebenen Sprache ausgeht , nicht mehr los. Bücher werden dann auch immer mehr zum Mittler zwischen den Menschen, mit denen sie zusammen lebt und leidet. Dazu gehören ihre Pflegeeltern, ihr Freund Rudi und dann später der Jude Max, den die Eltern im Keller versteckten und der für Liesel ein dreizehnseitiges Buch auf ausgerissenen,geweißten Seiten aus Hitlers “Mein Kampf” geschrieben hat. Viele Gefährten von Liesel werden während der 6 Jahre in die Arme des Erzählers, des Todes, genommen, bis schließlich im Oktober 1945 eine neue Zeit für die Überlebenden beginnt, zu denen nach der Bombennacht in der Himmelsstraße ihre Pflegeeltern nicht mehr gehören.
Es ist kaum möglich, in einer Rezension alle Facetten des Romans zu berücksichtigen, die der Autor kunstvoll miteinander verbindet.
Damit ist die Beziehung von Form und Inhalt dieses ganz besonderen Buches zum Thema Nationalsozialismus in Deutschland angesprochen. Da fällt zunächst der Tod als fiktiver Erzähler auf. Er tritt uns so ganz ungewöhnlich entgegen. Er spricht den Leser direkt an, führt durch die Handlung, gibt Erklärungen und klärt auf. Dabei sind seine Wahrnehmungen sowohl grausam als auch leise, einfühlsam und mitfühlend. Das betrifft besonders Liesel, die er wohl lieb gewonnen hat und sie gerade deshalb nicht endgültig in seine Arme nimmt.
Das Figurenensemble ist übersichtlich gestaltet. Alle verbindet irgendwie das Verhältnis zu Liesel. Zu dem Pflegevater hat Liesel von Anfang an Vertrauen, er führt sie in die Welt der Buchstaben , Wörter und Sätze ein.
Die zunächst ruppige Pflegemutter, die Liesel nur “Saumensch” nennt, wird nach zu nach zu einer liebevoll Vertrauten. Freund Rudi mit den roten Haaren ist ein verständnisvoller und aktiver Helfer bei den Bücherdiebstahlen und beim Umgang mit den Nazis. Er ist der erste Junge, den sie küsst. Und da ist der Jude Max Vandenburg. Sein Vater Erik hat Liesels Pflegevater im ersten Weltkrieg das Leben gerettet. Nun steht sein Sohn Max vor der Tür der Hubermanns in der Himmelsstraße und hofft auf Hilfe vor der Verfolgung der Nazis.
Sie verstecken ihn im Keller. Die beiden jungen Menschen werden enge Freunde. Liesel pflegt Max bei dessen Krankheit, bringt ihm Geschenke und liest aus Büchern vor. Sie hält Wache , wenn Razzien der Nazis drohen.
Ungewöhnlich ist auch die sprachliche Gestaltung des Buches. Im Text sind kurze berichtende Passagen durch Vignetten und fett gedruckt hervorgehoben, um wichtige Informationen zum Verständnis des Textes zu vermitteln.


Oft wird episch breit erzählt, manchmal sind lyrische Gestaltungsmittel eingefügt, manchmal werden Vergangenheit und Gegenwart eng miteinander verknüpft, manche Sätze erscheinen abgehackt und stark verdichtet, müssen zwei Mal gelesen werden, damit sie ihre Wirkung voll entfalten können.
Anzumerken sei auch, dass der Autor beim Schreiben des Buches auf Erzählungen seiner Eltern, die während der Nazizeit in Süddeutschland lebten, zurückgreift. Ort der Handlung ist so auch der kleine Ort Molching in der Nähe von München.

Die Fülle des Geschehens und die künstlerische Gestaltung machen die Lektüre nicht einfach und doch, wenn man sich eingelesen hat, lässt einen das Buch nicht mehr los.
“Die Bücherdiebin” ist ein hervorragend geschriebener Roman, der erfahrene Leserinnen und Leser im Alter von 14 - 99 Jahren begeistern kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl..
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Zusak, Markus

Zusak, Markus

Underdogs

Weiterlesen
Zusak, Markus

Underdogs - Die Wolfe-Trilogie - Underdog/ Vorstadtfighter/ When Dogs Cry

Weiterlesen
Zusak, Markus

Wilde Hunde

Weiterlesen
Zusak, Markus

Wilde Hunde

Weiterlesen
Zusak, Markus

Die Bücherdiebin

Weiterlesen
Zusak, Markus

Wilde Hunde

Weiterlesen