Die Brück' am Tay
- Autor*in
- Fontane, Theodor
- ISBN
- 978-3-934029-78-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Krejtschi, Tobias
- Seitenanzahl
- 24
- Verlag
- Kindermann
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Teaser
Die bekannte Ballade von Theodor Fontane ersteht in den neuen Illustrationen von Tobias Krejtschi in neuem Gewand... Magisch!
Beurteilungstext
Zu Weihnachten warten die Eltern auf ihren Sohn Johnie, der mit dem Schnellzug über die neue Brücke kommen soll. Doch die Vorfreude mündet in Entsetzen, als die Brücke angesichts eines Unwetters zusammenbricht und den Zug und seine Insassen in die Tiefe reißt. Theodor Fontanes Ballade entstand 1880 nach einem tatsächlichen Zugunglück in England. Er stilisiert den tragischen Vorfall zu einem elementaren Kampf Mensch gegen Natur. Die menschliche Selbstüberschätzung glaubt, die Elemente gebändigt zu haben und ihrer Herr zu sein. Nichts wissen die Hochmütigen von den elementaren Geistern, die am Anfang und Endes des Gedichts zu Wort kommen und die wahren Herren über das Schicksal zu sein scheinen. Damit werden die Urkräfte der Natur magisch überformt und in stilisierter Form der menschlichen Hybris gegenübergestellt, deren Verletzlichkeit in der tragischen Geschichte der auf ihren Sohn wartenden Eltern ihren Gipfelpunkt erreicht.
Die bekannte Ballade ist wichtiger Bestandteil der literarischen Tradition des magischen Realismus und unterläuft eine blauäugige Fortschrittsbegeisterung, die gerade in den letzten Jahrzehnten angesichts immer gravierenderer Probleme und einer zunehmenden Hilflosigkeit des Menschen der Natur gegenüber wieder aktueller denn je geworden ist. Tobias Krejtschi nimmt diese hybride Atmosphäre in seinen Illustrationen auf. Seine digital bearbeiteten flächenhaften Zeichnungen zeigen naturalistische, wenn auch überzeichnete Charaktere in doch fast fotorealistisch schematisierten Technikwelten. Diesen gegenüber stehen die magischen Urwesen, die halb tierische Urformen, teils technische Schreckensgestalten das Vormenschliche gleichermaßen symbolisieren wie die Monster, die erst durch Menschenhand erschaffen werden. Dazu kommen verschiedene Einflüsse in den Darstellungstraditionen des 19. Jahrhunderts, die technizistische, kolonialistische, aber auch romantisch-magische Motive miteinander verbinden.
Das vorliegende Bilderbuch stellt sich damit als eine innovative, aber ausgesprochen gegenstandssensitive Verarbeitung des alten Stoffes dar. Sehr zu empfehlen.