Die Betrogenen

Schlagwörter

• Angst
• Familie

Teaser

Nina ist als Schattenkind bei ihrer Großmutter und ihren Tanten aufgewachsen, dann lebte sie mit falscher Identität im Mäd-cheninternat. Jemand hat sie verraten, denn eines Tages kommt die Bürgerpolizei in die Schule und inhaftiert Nina. Sie wird gefoltert und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten, aber ihren Freund Jason verrät sie nicht. Ihr Peiniger schlägt ihr einen Deal vor: Sie soll drei Kinder, ebenfalls Schattenkinder, aushorchen, wer ihnen in den letzten Jahren Obdach gewährt hat. Nina kann nur mit Mühe das Vertrauen der Kinder erwerben. Erst als sie ihnen zur Flucht verhilft, kommen sich die vier Kinder näher. Nina muss feststellen, dass sie ohne die Hilfe der drei anderen völlig verloren wäre. Dennoch bleibt eine Spur von Misstrauen. Das Mädchen wird beim Beschaffen von Essen überrascht, kann aber fliehen. Ihr einziger Gedanke ist die anderen zu warnen - Hoffnung auf ihre eigene Rettung hat Nina nicht mehr.

Beurteilungstext

Das Buch ist der dritte Band - so der Hinweis auf dem Buchrücken - aus der Reihe "Schattenkinder". Offensichtlich wird das Wissen, was Schattenkinder sind, unter welchen Bedingungen sie leben müssen und wie die Rechtslage für die Kinder bzw. Eltern ist, als bekannt vorausgesetzt. Die Handlung beginnt in Ninas Gefängniszelle, die Vorgeschichte erfährt der Leser durch Innere Monologe des Mädchens, das sich an ihre Zeit bei den Verwandten und ihre Liebe zu Jason erinnert, und durch Aussa-gen des ‚Hassmenschen', wie er im Buch bezeichnet wird. Die Brisanz der Situation wird dem Leser erst nach und nach be-wusst. Nina wird als verwöhnte Dreizehnjährige bezeichnet, die auf ihr eigenes Wohl bedacht ist. Im Verlauf der Geschichte erfährt dieses Bild eine Veränderung, bedingt durch das Zusammenleben mit den drei Straßenkindern Percy, Matthias und Alia, die eine fest zusammengeschmiedete Gemeinschaft bilden und ohne viele Worte füreinander einstehen. Die Enttäuschung über Jasons Verrat ist so groß, dass Nina sich bereit erklärt die Kinder auszuhorchen und diese dem Todesurteil auszuliefern, um ihr eigenes Leben zu retten. Das Verhalten der Kinder macht ihr bewusst, dass Egoismus völlig unangebracht ist - als erstes Anzeichen einer Veränderung ist zu werten, dass Nina gemeinsam mit den Kindern flieht und diese nicht im Gefängnis zurücklässt. In der Freiheit erkennt sie den Wert von Freunden - sie öffnet sich ihnen immer mehr, auch wenn es schwerfällt. Der Schluss der spannend geschriebenen Geschichte ist für den Leser überraschend: Alle Ereignisse waren Teil einer Prüfung, die beweisen sollte, dass Nina nicht in Jasons Verrat eingeweiht, sondern selbst Opfer war.

Das Buch sollte im Zusammenhang mit dem ersten Band der ‚Schattenkinder' (dtv 78166) gelesen werden, damit die Jugendlichen die Hintergründe der vorliegenden Geschichte verstehen. Diese ist spannend geschrieben, wirkt aber nach der Auflösung, dass alle Gefahren fingiert waren, möglicherweise für den Leser ‚aufgesetzt'. Die Auseinandersetzung des Mädchens mit sich selbst und die Veränderung vom verwöhnten Kind zur verantwortungsbewussten Jugendlichen lassen sich an Hand der Ge-schichte gut nachvollziehen. Die Erarbeitung des Buches sollte in eine Diskussion über ‚das Recht zu leben', eingebunden werden. Insofern ergeben sich Parallelen zum Nazi-Regime, die nur wenige dieser Altersgruppe kennen bzw. nachvollziehen können.