Die Augen der Hydra

Autor*in
Terhart, Franjo
ISBN
978-3-423-71370-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Fredrich, Volker
Seitenanzahl
144
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rom zur Zeit Caesars: Vier Freunde, Cornelia, Titus, Gaius und Publius machen sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Lehrer. Bald stellt sich heraus, dass Marcus Antonius entführt worden ist, und dahinter die geheimnisvollen "Augen der Hydra" stecken, und dass ihr scheinbar harmloser Lehrer ein Geheimnis zu verbergen hat. Der Entführer fordert, das rätselhafte "geheime Buch vom Lande Pha" aus dem Besitz des Lehrers, lässt sich aber auf ein Spiel mit den Kindern ein.

Beurteilungstext

Für jeden der vier Teile des Buches will er Informationen über den Verbleib des Lehrers liefern. So beginnt ein Katz- und Maus-Spiel, das die Spürnasen fast verzweifeln lässt und ohne einen Onkel, der sich zum Glück als sehr nett entpuppt und Caesar höchstpersönlich kennt, wohl kaum gut ausgegangen wäre.

Die bereits dritte Detektivgeschichte Franjo Terharts um die vier Spürnasen bietet auch diesmal wieder Bewährtes: sympathische Personen (besonders der skurrile Sklave Demetrios), ein spannender Fall, der Sackgassen bietet und durch geschickt eingestreute auktoriale Bemerkungen dramatisiert, und schlüssig (ohne dass der Zufall allzu viel nachhilft) entrollt wird. Der Leser ist immer auf dem gleichen Stand der Ermittlungen wie die Kinder, wird in die Ermittlungen mit einbezogen. Dazu dienen "Wimmelzeichnungen", denen Hinweise zu entnehmen sind, Schlussfolgerungen, die er aus dem Gelesenen zu ziehen hat, das Entschlüsseln von Geheimbotschaften. Aufmerksamkeit und Köpfchen des Lesers (ab 10 Jahre) werden durchaus beansprucht (die Lösungen finden sich im Anhang).
Das Buch ist aber mehr als eine interessante Kriminalgeschichte. Der Leser taucht wie selbstverständlich ein in die für ihn doch in vieler Hinsicht fremde, auch erstaunliche Welt der Römer: Schule, Magie und Hexerei, Arbeitswelt (Hafen), Freizeit und Vergnügen (Thermen, Theater), Politik (Ägypten, Caesar und Kleopatra), all dies wird wie selbstverständlich mitvermittelt (ein mehrseitiger Sachteil am Schluss hilft, diese Aspekte zu vertiefen).

"Die Augen der Hydra" fällt im Vergleich zu Terharts anderen Büchern aber doch ein wenig ab. Zwar benehmen und sprechen die Kinder meist wie es ihrem Alter entspricht (sie dürften mindestens 12 Jahre sein, da Marcus Antonius wohl ein grammaticus ist, aber auch nicht viel älter - so suggerieren es wenigstens die Zeichnungen), manche Äußerungen sind aber doch grenzwertig. Mag Titus' Vergleich "Die Schule zu besuchen, ist wie an einer Biene zu lutschen" für einen Imkersohn noch durchgehen, so sind Bemerkungen wie "Der Tiber ist in diesem Jahr kaum so tief wie ein Eimer frischer(!) Kuhmilch" oder "Sie haben bekommen, wonach sie dürsteten" doch eher merkwürdig und befremdlich.

Weiterhin ist bei den Aufgaben in Kapitel 7 und 11 ist die Lösung nicht möglich bzw. nicht nachvollziehbar. Auch der Grund, warum der entführte Lehrer das Buchversteck so verklausuliert angegeben hat, dürfte für das Zielpublikum schwer zu verstehen sein. Ebenso ist nicht ganz einzusehen, warum sich die drei Augen der Hydra (Drillinge, wie sich herausstellt) auf das Spielchen mit den Kindern überhaupt einlassen. Drei Topagenten der Kleopatra müssen nicht unbedingt sympathisch sein, aber solche eitle, unbeherrschte Kotzbrocken müssen es nun auch nicht sein.

Schwerwiegender ist, dass der politische Hintergrund höchst fragwürdig ist: Voraussetzung ist Caesars Aufenthalt in Alexandria und seine Affäre mit Kleopatra, danach war er nur im Okt./Nov. 47, von Ende Juli - Anf. Nov. 46 und von Anf. Okt. 45 - März 44 überhaupt in Rom, und dass er jemals vorgehabt habe, Ägypten zu erobern, davon ist nichts bekannt; es ist auch unwahrscheinlich. Hier prägt sich beim jugendlichen Leser also sicher eine falsche Vorstellung ein.
Davon abgesehen aber ist alles andere verzeihbar und tut dem Lesespaß sicher keinen Abbruch.

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Diese Rezension wurde verfasst von PF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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