Der Schrei des Löwen
- Autor*in
- Ramadan, Ortwin
- ISBN
- 978-3-551-31017-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 285
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- –
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2011
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der 16-jährige Yoba und sein autistischer 12-jähriger Bruder Chioke leben als Straßenkinder im Süden Nigerias. Yoba nimmt einen Mordauftrag für den lokalen Gangsterboss an, der missglückt, ihn aber in den Besitz einer Tasche mit Dollars bringt. Für die Brüder beginnt eine lebensgefährliche Flucht in den Norden. Ihr Ziel: Europa.
Beurteilungstext
Hunger ist für Yoba und Chioke ein täglicher Begleiter, ebenso wie die ständige Angst vor Gewalt und Willkür. Yoba träumt von einem besseren Leben, und der Ort, an dem dieser Traum in Erfüllung gehen soll, hat einen Namen. Yobas Mutter hat ihn vor ihrem Tod auf einen kleinen Zettel gekritzelt: Hamburg. Dorthin hat es vielleicht ein Onkel geschafft, und dort kann er vielleicht den Kindern helfen. Die Flucht vor den Gangstern ist für die Brüder kein Schicksalsschlag, sondern die Dollars in der Tasche sind ihre Chance.
In Hamburg lebt auch Julian, ein gelangweilter, übersättigter 16-Jähriger kurz vor dem Schulrausschmiss. Seine Eltern haben ihm einen Familienurlaub auf Sizilien verordnet, damit er “zur Besinnung kommt”. Beim Tauchkurs findet Julian einen schwarzen Toten im Wasser und kurz darauf ein kleines Notizbuch mit den Tagebuchaufzeichnungen Yobas. Darin beschreibt der die Stationen seiner langen Flucht durch Nigeria, den Niger und Libyen bis auf ein altersschwaches Fischerboot, das ihn und seinen Bruder über das Mittelmeer bringen soll. Julian und seine Urlaubsbekanntschaft Adria machen sich auf die Suche nach Yoba und Chioke, in der Leichenhalle und auf Lampedusa.
Ortwin Ramadan beschreibt Yobas Flucht mit Einfühlungsvermögen, aber ohne Sentimentalitäten. Die Leser können begreifen, warum sich hunderttausende junge Männer aus Afrika auf den Weg nach Europa machen und wie viel Glück sie brauchen, diese Flucht auch nur zu überleben. Mit Julian und Yoba stehen sich die beiden Welten direkt gegenüber, und Fragen nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Verständigung und vielem mehr drängen sich auf. Tatsächlich finden Julian und Adria im überfüllten Flüchtlingslager auf Lampedusa den halb toten Chioke, ohne Yoba. Seine Zukunft ist grausam gewiss ungewiss: “Wenn er überlebt, wird er zurückgeflogen. Irgendwohin nach Afrika eben.”
“Der Schrei des Löwen” ist ein inhaltlich wie handwerklich hervorragendes Buch, das allein schon wegen seines aktuellen Themas in keiner Schulbibliothek fehlen sollte.