Der Schattendieb

Autor*in
Isau, Ralf
ISBN
978-3-522-20029-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
478
Verlag
Thienemann
Gattung
Fantastik
Ort
Stuttgart/Wien
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Immer wenn eine Sonnen- oder Mondfinsternis Terra heimsucht, kommen die Schattenjäger aus Osttarra, um den Menschen die Schatten zu nehmen. Corvin ist nicht nur einer der besten Schattendiebe, sondern auch die größte Hoffnung für sein Volk. Denn der despotische Herrscher Saros hat sich verrechnet, als er glaubte, ihn kontrollieren zu können. Corvin macht sich für die Liebe stark. Und die ist bekanntlich ein mächtiger Gegner.

Beurteilungstext

Ralf Isau ist mit "Der Schattendieb" ein fantasievoller Roman gelungen, der den Leser in eine andere Welt führt. Neben Terra, unserer Erde, gibt es eine parallele Welt, Osttarra, das Reich der Zeitlosen. Beide Welten sind immer nur für einen kurzen Moment miteinander verbunden, wenn eine Sonnen- oder Mondfinsternis auf der Erde stattfindet. Dann öffnet sich das Weltentor und die Schattenjäger können zur Erde gelangen. Nur in der größten Dunkelheit einer Finsternis werden aus den fliegenden Schatten für einen kurzen Augenblick echte Menschen, die sterblich sind. Das zweidimensionale Osttarra ist das Reich der Schatten. Die Tiefe fehlt dieser Welt. Ihr Herrscher König Saros will dies ändern. Die Bewohner sind Schatten, die alle von der Erde kommen. Denn vermehren können sie sich nicht. Daher gibt es die Schattenjäger, oder auch Schattendiebe, die nach Terra gehen um dort neue Schatten zu rauben. Den entschatteten Menschen werden Attrappen angehängt. Jeder Menschen besitzt drei Wesenszüge: Liebe, Gerechtigkeit und Weisheit. Davon wird ihm einer zusammen mit seinem Schatten geraubt und lässt den Menschen unvollkommen zurück. Die gestohlenen Schatten werden in Osttarra lebendig und sind unsterblich. Sie bestimmen selbst ihr Alter. Auf ihrem Weg ins Reich von König Saros müssen sie noch eine weitere Hürde nehmen. Wenn sie nämlich dort auftauchen, werden sie zunächst aussortiert. Die Widerspenstigen gehen durch die Schattenmühle und werden zu Attrappen verarbeitet. Wie die ersten Schatten aber dorthin gelangt sind, bleibt offen. Dies ist auch nicht wichtig für den sonst recht schlüssigen Roman.
Erzählt wird die Geschichte vom Schatten Corvin, der von Saros auserwählt wurde um Osttarra zu stärken und Terra zu vernichten. Er wird als John Lamont am 13.12.1805 in Schottland geboren. Maloron, der Anführer der Schattenjäger, holt ihn ein halbes Jahr später und nennt ihn Corvin. Als dieser nach Osttarra kommt, soll auch er ausgesondert werden. Maloron kann das verhindern und wird sein Ziehvater. Corvins Wesenszug ist die Liebe. Er sehnt sich nach Zuwendung und stellt Nachforschungen über seinen Schattenbruder an. Bei seiner Suche trifft er auf Nelia Álvarez, die siebzehnjährige Tochter eines spanischen Grafen. Er ist fasziniert von der unbekannten Schönen. Aber wie sollen eine sterbliche Frau und ein unsterblicher Schatten, die sich nur einmal kurz während einer Finsternis berühren können, glücklich werden? Für Corvin steht fest, dass er ein Mensch werden muss.
Die Schauplätze des Romans wechseln immer wieder zwischen Terra und Osttarra hin und her. Manchmal gibt es auch Überschneidungen. Den Unfall von Johns Vater erlebt man beispielsweise einmal durch Johns und einmal durch Corvins Augen.
Jedes einzelne Kapitel beginnt mit einem Zitat oder einem Sprichwort. Kleinere Rechtschreibfehler kann man verzeihen. Jacque Motier wird auf Seite 121 beispielsweise einmal als Matier bezeichnet.
Spannend ist auch die geschichtliche Entwicklung, die Corvin bei seinen Besuchen Terras miterlebt. Fast alle mächtigen Männer besitzen Schattenattrappen. Hier gibt es reale Bezüge zu unserer Welt. Historische Ereignisse und Personen tauchen auf. Der Roman liefert dabei eine interessante Interpretation der Kriegswirren auf der Erde. So liegt die Schuld dafür bei Saros und seinen Schatten.
Saros greift immer härter bei seinen Untertanen durch. Und so kommt es wie es kommen muss. Rebellen, die sich selbst Hüter der Schatten nennen, rüsten zur Schlacht. Corvin wird als Held gefeiert, der sich Saros erfolgreich widersetzt hat. Dabei wollte er lediglich Terra retten um für seine Nelia eine lebenswerte Welt zu erhalten. Am Ende ist es wieder Corvin, der die Entscheidung herbeiführt.
Das Buch ist spannend und liest sich sehr gut. Es gibt viele Überraschungen, etwa wer alles zu den Hütern der Schatten gehört oder wem Corvin wirklich vertrauen kann. Ralf Isau entwirft seine ganz eigene Sicht über die Zustände auf der Erde und so ruft er am Schluss des Romans dazu auf, doch etwa mehr Respekt vor jenen zu haben, die "wir am meisten mit Füßen treten: unsere Schatten."

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von DaGO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Isau, Ralf

Isau, Ralf

Die unsichtbare Pyramide

Weiterlesen
Isau, Ralf

Das Echo der Flüsterer

Weiterlesen
Isau, Ralf

Minik

Weiterlesen
Isau, Ralf

Der Leuchtturm in der Wüste

Weiterlesen
Isau, Ralf

Die unsichtbare Pyramide

Weiterlesen
Isau, Ralf

Das Netz der Schattenspiele

Weiterlesen