Der rote Wassermann

Schlagwörter

• Adoleszenz
• Familie

Teaser

In den Krottmoorer Teichen wohnt eine Wassermannsippe. Der Ober-Wassermann ist stolz darauf, dass die anderen Wassermänner und -frauen ihm gehorchen. Doch er hat ein Problem: Die „richtige“ Farbe für einen Wassermann ist grün. Doch sein Sohn ist rot! In seiner Not verbietet er den Gebrauch des Wortes „Rot“. Dadurch entstehen viele Probleme, die sich erst lösen, als der Ober-Wassermann bereit ist, seinen Sohn als roten Wassermann zu akzeptieren.

Beurteilungstext

Zunächst geht es beschaulich zu in den Krottmoorer Teichen: Die 27 Familien der Wassermänner und Wasserfrauen wohnen in sechs verschiedenen Teichen, die durch die Krott verbunden sind. Der Ober-Wassermann heißt Gischt und wohnt mit seiner Frau Schwalla im größten Teich. Normalerweise haben Wassermann-Familien viele Kinder! Aber nicht so Gischt und Schwalla! Die Wassermänner machen sich Sorgen, denn der Sohn eines Ober-Wassermanns wird der nächste Ober-Wassermann. Wer soll es werden, wenn Gischt und Schwalla kein Kind bekommen?

Nach Jahren des Wartens wird Schwalla endlich schwanger. Die beiden vermögen es kaum zu glauben und freuen sich riesig. Und es wird ein Sohn! Nur - Wassermänner sind grün! Das Kind von Gischt und Schwalla ist zwar hübsch und kräftig, aber es ist rot! Dabei hatten die beiden schon einen Namen ausgesucht: Grünhilde bzw. Grünhard.
Gischt spielt nun seine Autorität aus: Er ruft alle Familien zusammen und verkündet ihnen die Geburt seines Sohnes, der den Namen Grünhard tragen soll. Er teilt ihnen weiter mit, dass sein Sohn natürlich grün sei. Wer anderer Auffassung sei, habe einen Sehfehler. Wer dennoch behaupten würde, dass Grünhard rot sei, müsse die Teiche umgehend verlassen!
Und noch eine Idee hat Gischt: Er lässt sich von dem Förster Fuchsschwenzel eine Brille besorgen, die für den Träger Rot in Grün verwandelt. Diese Brille muss Grünhard tragen. Sie wird an seinem Kopf so befestigt, dass er sie nicht abnehmen kann.
Grünhard ist natürlich gar nicht erfreut über diese Brille, aber im Lauf der Jahre gewöhnt er sich an sie.

Nun beginnt eine Zeit der Heimlichkeiten und des Flüsterns in den Krottmoorer Teichen. Die Unbeschwertheit ist verschwunden. Einzelne Familien ziehen weg, da sie die veränderte Atmosphäre nicht mehr ertragen.
Zuweilen ergeben sich für Grünhard merkwürdige Situationen, so dass er allmählich an dem Sinn der Brille zweifelt. Er merkt eines Tages, dass ihn sein Vater in dieser Hinsicht belogen hat.
Er fragt seine Freundin Ondula, was denn Rot eigentlich sein. Ondula kann ihn nicht länger belügen und hilft ihm die Brille abzunehmen. Grünhard ist überwältigt von der Welt der Farben. Und er hat Mut genug seinem Vater die Meinung zu sagen. Doch Gischt ist selbst erleichtert und schließt seinen Sohn in die Arme. Ob grün oder rot, Hauptsache sein Sohn ist glücklich. Und aus Grünhard wird Rothard!

Gudrun Pausewang hat ein bezauberndes Buch geschrieben über die Wassermänner und Wasserfrauen in den Krottmoorer Teichen. Sie erzählt von deren Gewohnheiten, vom Essen und Trinken, von der Erziehung und von den verschiedenen Berufen, die die Wasserleute ausüben. Der Leser kann sich das Leben der Teichbewohner gut vorstellen; er wird dabei von den liebevoll gezeichneten Bildern bestens unterstützt.

Ohne Pathos - aber eindringlich - stellt Gudrun Pausewang die Frage nach der Akzeptanz von Unterschieden. Nach dem Tod seines Vaters wird Rothard Ober-Wassermann und er nimmt jeden Wassermann und jede Wasserfrau in seine Teiche auf, gleich wie sie aussehen.