Der Krakeeler

Autor*in
Port, Moni
ISBN
978-3-407-79407-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Waechter, Philip
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Weinheim
Jahr
2010
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Helenes Vater ist ein Krakeeler und das hat fast schon Familientradition: Schließlich waren sein Vater und dessen Vater auch schon stadtbekannte Krakeeler. Doch Helene will auf gar keinen Fall so ein Schreihals wie ihr Vater werden und so packt sie kurzerhand ihre Sachen zusammen und verlässt die Familie.

Beurteilungstext

Der Vater wird ganz traurig und leise und sucht seine Tochter überall. Er verspricht, dass er nie mehr krakeelen will, wenn nur seine Tochter nach Hause zurückkehrt. Tatsächlich gibt es ein Wiedersehen: Auf einer großen Konzertbühne, auf der Helene Trompete spielt. Und wer krakeelt da aus dem Publikum? Ihr Vater - dieses Mal aber aus Begeisterung.

Die Geschichte von Moni Port ist allein schon von der Thematik schwer zu begreifen für Kinder zwischen 3 und 5 Jahren. Schließlich geht es um das Wesen eines Menschen und das sich auch in dem furchtbarsten Krakeeler ein lieber Kerl verbergen kann. Die textliche Umsetzung weist jedoch einige Ungereimtheiten und Schwachpunkte auf. Der Vater wird eindimensional als der Böse dargestellt (“einzig und allein Helenes Vater störte die Idylle”), auch wenn an manchen Stellen seine harte Schale ein wenig aufweicht. An seiner Krakeelerei, die die Tochter ja zum Auszug bewegt hat, ändert sich jedoch schlussendlich nichts - auch wenn sie als Zuspruch und Lob durchaus positiv gemeint ist. Als Helene die Familie verlässt, gibt es von ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder keinerlei Protest. Lediglich der Vater versucht auf seine ihm eigene Art, die Tochter aufzuhalten: “Ihr Bruder schwieg, ihre Mutter wunderte sich und der Vater schrie: HIERGEBLIEBEN HEISST HIERGEBLIEBEN!” Etwas unglaubwürdig erscheint nach dieser Reaktion, dass die Eltern ihre Tochter überall suchen und erst Wochen später diese auf einem Plakat, welches das Konzert ankündigt, wieder finden. Helene findet Unterschlupf bei einer wildfremden Frau, der als Argument ausreicht, dass Helenes Vater ein Krakeeler ist. Die Mutter wird stumpf, fast schon apathisch dargestellt, ein Auflehnen gegen den brüllenden Vater zum Schutz ihrer Kinder findet nicht statt. Den Auszug ihrer Tochter nimmt sie lediglich mit Verwunderung hin. Reflektierte Konfliktbewältigung findet hier an keiner Stelle statt. Das Verlassen der Familie und die Besserungsgelobigungen können nicht die Lösung für den persönlichen Konflikt sein. Auch wird das Verhalten des Vaters nicht hinterfragt bzw. nach der Ursache geforscht: Da seine Großeltern und Eltern auch schon Krakeeler waren, wird das einfach so hingenommen.

Herausragend sind jedoch die Illustrationen von Philip Wächter: Der Vater tobt, wütet und krakeelt mit grimmigem Gesicht und wilder Gestik. Es bedarf der Versalien gar nicht, um ihn förmlich aus dem Buch herausschreien zu hören “Wer hat die Schuhe ihm Hausflur liegen gelassen?” Gleichzeitig schafft er eine Atmosphäre der Geborgenheit und Idylle, wenn er in kontrastreichen Farben und in liebevollen Details das schiefe Häuschen der Familie von innen und außen zeichnet. Seine Zeichnungen spiegeln die Gefühle aller Beteiligten, ob es eine nachdenkliche, betrübte oder fröhliche Helene, ein wütender, trauriger oder stolzer Vater oder eine liebevolle Mutter ist, glaubwürdig wieder.

Die großartigen Illustrationen von Philip Wächter können die textlichen Schwächen leider nicht ausgleichen. Viele Konflikte werden in dem kurzen Text angerissen, aber nicht zufriedenstellend und konsequent zu Ende gedacht. Die Geschichte gibt keine Lösung an die Hand, wie Kinder im Alter zwischen 3 und 5 Jahren auf brüllende Elternteile reagieren sollen. Ein Auszug kann nicht die Lösung sein und ist in diesem Alter ja auch gar nicht möglich. Es fehlt eine reflektierte und glaubhafte Konfliktbewältigung, die Eltern und Kinder wieder zusammenführt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Krisp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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