Der König und das Meer

Autor*in
Janisch, Heinz
ISBN
978-3-8363-0118-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Erlbruch, Wolf
Seitenanzahl
48
Verlag
Sanssouci
Gattung
BilderbuchFantastikMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 21 "Kürzestgeschichten", wie sie genannt werden, sind poetische und beinahe gleichnishafte Minigeschichten, die man rasch liest und über die man sehr lange nachdenken muss.

Beurteilungstext

In den 21 "Kürzestgeschichten", wie sie genannt werden, vergewissert sich ein kleiner König ob er, was er annimmt, wirklich der mächtigste ist. Eigentlich ist es sonnenklar, denn schließlich ist er der König, aber vorsichtshalber fragt er noch mal nach. "Ich bin der König", sagt er zum Meer, und die Frage ist eine Behauptung, in der unterschwellig eine kleine Frage mitschwingt. Das Meer rauscht seine Antwort. Da wird der König still und nachdenklich und murmelt " Ich weiß".
In allen 21 Geschichtchen wird dieses Baumuster jedes Mal wiederholt. Eigentlich sind es Minidialoge mit jeweils einer Frage, einer Antwort und einer Nachdenklichkeit oder auch Zufriedenheit am Schluss. Der König fragt jemanden oder beobachtet etwas, er erhält eine Antwort und bleibt nachdenklich zurück. Er fragt die Katze, den Baum und den Regen, den Schatten, die Wolke und den Wind, ja sogar die Müdigkeit wird zum Gegenüber und ein Geist, der allerdings bleibt geisterhaft imaginär.
Dieses Durchspielen von Frage und Antwort erinnert an das erfolgreiche Bilderbuch von Wolf Erlbruch " Die große Frage". Auch dort werden nicht nur lebendige Personen, sondern auch die belebte Natur und imaginäre Gestalten in den Dialog einbezogen.
Im Bilderbuch vom kleinen König ist die Grundfrage die nach dem Wesen der Königlichkeit, die wiederum symbolisch für etwas ganz Besonderes, Allmächtiges, Großartiges steht. Königlich ist eben nicht nur der König selbst, der sich so fühlt, sondern wahrhaft königlich ist auch die Natur, die uns umgibt. Großartig sind die Wolken, die immer weiterziehen und der Schnee, der wie eine weiße, glitzernde Decke auf die Erde fällt. Erstaunlich ist die Sonne, die einen wärmt und das Salz des Meeres, das unerschöpflich scheint.
All diese Erkenntnisse werden nicht etwa ausgesprochen und wortreich entwickelt. Die Geschichten von Heinz Janisch sind Miniaturen von meist nur vier oder fünf Sätzen, und die Collagen von Erlbruch sind ebenso minimalistisch. Aber der Raum, den Text und Bild mit diesem Wenigen aufmachen, der ist wundersam weit. Es ist ein Raum zum Nachdenken, zum Lächeln, zum Träumen und zum Staunen.
Sind diese kleinen Texte und Bilder wirklich für Kinder gedacht? Nicht nur, aber wahrscheinlich wohl doch, würde ich gern antworten. Ihre Kindlichkeit ist künstlich, und die bewusst stilisierte Naivität lässt mich, die Erwachsene, lächelnd und doch auch nachdenklich zurück. Ein wenig ist es, als ob ich Gedichte gelesen hätte.
"Das Kind ist der poetische Mensch, und vielleicht ist der poetische Mensch einfach der kindliche", sagt Peter Hacks in seinem Essay. "Was ist ein Drama, was ist ein Kind?".
So meine ich, kann man dieses Bilderbuch nicht nur Kindern in die Hand geben, sondern auch einem Freund schenken oder einer Freundin, denn es ist wie ein Fenster, das sich in die Natur öffnet und Licht und Schatten gleichermaßen bestaunen lässt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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