Der einhändige Briefträger

Autor*in
Pausewang, Gudrun
ISBN
978-3-473-40121-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit wehenden Fahnen zieht Johann 1943 in den Krieg. Nur wenige Monate später kehrt er ohne seine linke Hand zurück in sein Heimatdorf. Er erlebt das letzte Kriegsjahr als Briefträger in seiner ländlichen Heimat.

Beurteilungstext

Hautnah erlebt der 17-jährige Johann die Veränderungen, die der Krieg auch fernab der Front mit sich bringt. Er kennt alle Menschen in seinem Zustellbezirk, und die Menschen kennen und mögen ihn. Zu Fuß zieht Johann jede Tag viele Kilometer durch die Dörfer. Er sieht Kinder aus der Kinderlandverschickung und Zwangsarbeiter kommen, er trifft die verstümmelten Kriegsheimkehrer und die vielen zurückgebliebenen Frauen, die ihre Höfe und Kinder alleine versorgen müssen. Am schlimmsten aber sind für Johann die “Schwarzen Briefe”, die Todesnachrichten, die er immer öfter zustellen muss.
Gudrun Pausewang bleibt auch in ihrem neuesten Buch ihrem Image treu. Johanns Geschichte ist ein Plädoyer für Frieden und Menschlichkeit. Pausewangs Sprache ist dabei einfach strukturiert und leicht zu verstehen; ihr Erzählstil ist schnörkellos, fast schlicht. Ihr Erzähler beschreibt, was Johann sieht und erlebt, und verzichtet weitestgehend auf Interpretationen. “Der einhändige Briefträger” ist ein für Gudrun Pausewangs Autorengeneration typisches Jugendbuch, das so auch vor 50 Jahren hätte veröffentlicht worden sein können.
Johann hat die Grausamkeit des Krieges als Soldat erlebt, als junger Briefträger sieht er das Elend, das der Krieg in die Dörfer bringt, und beim Einmarsch der Russen wird er erneut Zeuge - und später Opfer - von Gewalt. Doch Gudrun Pausewang verzichtet darauf, Gräueltaten zu beschreiben. Die Verstümmelten, die Zwangsarbeiter, die aus den Städten Geflohenen, die “Schwarzen Briefe”, sie sind eben da, und die Leser können sich ihren Reim darauf machen. Die Vergewaltigungen von Frauen durch russische Soldaten werden angedeutet durch “den Schrei einer Frau in der Nacht”, und was in Dachau mit dem Mann einer Bäuerin passierte weiß Johann nicht, und wenn die Leser nicht wissen, was Dachau war, erfahren sie es in diesem Buch auch nicht.
Johanns Geschichte spielt für heutige Leser in einer anderen Zeit, was bisweilen zu Verständnisproblemen führen kann. Das Denken und Leben in einem Dorf der 40er Jahre unterscheidet sich eben sehr stark vom Leben heutiger Kinder. Doch gerade diese authentische Darstellung durch eine Zeitzeugin macht den Charme dieser Erzählung aus.
“Der einhändige Briefträger” ist ein sehr empfehlenswertes Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von spr.
Veröffentlicht am 01.07.2015

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