Der Drohnenpilot

Autor*in
Nesch, Thorsten
ISBN
978-3-95854-024-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
287
Verlag
Mixtvision
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Darius erhält ein unglaubliches Angebot: Ein Job als Drohnenpilot! Geld, eine eigene Wohnung, angesagte Clubs - Darius fliegt auf der Erfolgsspur. Doch er bezahlt einen hohen Preis.

Beurteilungstext

Der 17-jährige Darius ist arbeitslos, wie viele Menschen in seiner Gesellschaft. Er lebt von Sozialleistungen, teilt sich mit seinem alkoholabhängigen, ebenfalls arbeitslosen Vater die Wohnung, hat eine lose Beziehung mit Evelyn. Seine Zeit schlägt er mit “Raid” tot, einem interaktiven Flugsimulator. Darius ist gefesselt von dem hochanspruchsvollen Spiel. Viele Stunden am Tag sitzt er im abgedunkelten Zimmer vor seinem PC, voll konzentriert, abgekoppelt von der Welt. Als er nach etlichen Monaten alle Levels erfolgreich durchlaufen hat, geschieht das Unglaubliche: Er, der Loser, der zwar einen Schulabschluss hat aber keine Perspektive, er bekommt einen Job als Drohnenpilot bei D-Air, einer weltweit operierenden privaten Sicherheitsfirma. Der unpolitische Darius ist mit Feuereifer bei der Sache. Er glaubt daran, mit seinen Einsätzen Gutes zu tun, Flüchtlinge im Mittelmeer vor Schleppern zu beschützen, Terroristen zu bekämpfen. Evelyn allerdings steht plötzlich nicht mehr auf seiner Seite. Sie engagiert sich in einem Protestcamp und verurteilt die auch in Deutschland allgegenwärtigen Drohnen als Werkzeug eines menschenverachtenden, nicht rechtsstaatlichen Systems. Darius arbeitet hart, erfüllt seine Aufgaben mit Bravour, bekommt in der Firma Anerkennung und eine hervorragende Bezahlung. Doch die Belastung fordert ihren Tribut. Darius fühlt sich ausgelaugt und erschöpft, er bekommt Halluzinationen, die er mit einem “Medikament” bekämpft, das er ohne Arztbesuch von seinem Chef erhält. Und noch etwas zehrt an ihm: Kommen bei seinen Missionen wirklich keine Menschen ums Leben, wie sein Vorgesetzter ihm immer wieder versichert?
Thorsten Nesch entwirft eine Gesellschaft, die nach seiner Einschätzung nur noch wenige Jahre in der Zukunft liegen könnte. Ein Großteil der Bevölkerung ist von allen Entscheidungen abgekoppelt, wird als “Fußvolk” mit Sozialleistungen ruhiggestellt und mit komplexen digitalen “Service”-Geräten überwacht. Hoheitliche Aufgaben des Staates wie innere und äußere Sicherheit sind an private Firmen outgesourcet worden, die sich längst jeglicher Kontrolle entzogen haben. Proteste im eigenen Land werden mit Gewalt niedergeschlagen; bewaffnete Einsätze außerhalb des eigenen Staatsgebietes gehören zum Alltag. Eine wichtige Rolle dabei spielen verschiedenste Arten von Drohnen: Von schwer bewaffneten Kampfdrohnen für den Auslandseinsatz über hubschraubergroße Modelle, mit deren Luftturbulenzen man Menschenmengen auseinandertreibt, bis hin zu fliegengroßen Kleinstgeräten, mit denen man Einzelpersonen ausspäht, hält der Markt alles bereit. Moral spielt keine Rolle.
Darius ist jung und bestechlich. Der Erfolg und die Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen als Pilot tun ihm gut. Er träumt wie so viele von einem besseren Leben. Doch Darius hat auch moralische Prinzipien. Er will keine Menschen töten und schon gar keine Unschuldigen. Darius will glauben, dass seine Einsätze dem Wohl der Menschheit dienen, und sein Arbeitgeber bestärkt ihn in diesem Glauben. Erst als die gesundheitlichen Folgen seiner Arbeit für Darius immer schlimmer werden und als einer seiner Einsätze tragisch endet, öffnet er die Augen. Im selben Moment wird er selbst zur Zielscheibe. Als Gegner des Systems wird er nun gnadenlos verfolgt.
Thorsten Nesch beschreibt differenziert und mit etlichen technischen Details, wohin die Weiterentwicklung technischer Systeme uns führen könnte. Stellvertretend stehen zum Beispiel das “Device” der Menschen als Zukunftsmodell des Smartphones oder eben die allgegenwärtigen Drohnen. Vielen jungen Lesern wird vor Augen geführt werden, dass positive Aspekte technischer Neuerungen wie Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten durch ein Smartphone, erhöhte Sicherheit durch geschwindigkeitsbeschränkte Autos oder Kriminalitätsbekämpfung durch Luftüberwachung mit Drohnen immer auch eine negative Seite haben. “Der Drohnenpilot” beschäftigt sich also mit einem absolut aktuellen Thema. Darius und sein Lebensumfeld sind gut auf die Zielgruppe abgestimmt. Die Darstellung des Sachgebietes ist reflektiert und informativ.
Insgesamt ist “Der Drohnenpilot” ein sehr gutes Buch, das sich auch für den Einsatz im Unterricht eignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von spra.
Veröffentlicht am 01.07.2015

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