Das tapfere Schneiderlein

Autor*in
Grimm, Gebrüder
ISBN
978-3-89603-284-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bauch, Erhart
Seitenanzahl
28
Verlag
LeiV
Gattung
FantastikMärchen/Fabel/Sage
Ort
Leipzig
Jahr
2006
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein zeit- und kindgemäß aufgemachtes Märchenbuch zum Zuhören und Ansehen, Vorlesen, Selberlesen und Nacherzählen:
Wie in einem Film mit Untertiteln sind die Erlebnisse des tapferen Schneiderleins ganzseitig spannend in Szene gesetzt. Die in diesem Bilderbuch dominierende Märchenillustration bevorzugt eine humorvolle Darstellungsweise und fußt auf dem Grimmschen Text, der in verknappter Form substantiell erhalten geblieben ist.

Beurteilungstext

Der Text ist zwei- bis fünfzeilig am oberen oder unteren Bildrand jeder Seite angesiedelt und sichert so den fortlaufenden Lesefluss. Lesedidaktische Vorgaben für Erstleser bleiben dabei zum Glück unberücksichtigt, so können sich die Kinder den unverwechselbaren poetischen Ton der Volksmärchen von der Wortwahl und der Satzmelodie her einprägen. Über den ersten Schauplatz der Handlung erzählt der Text:
(1)“An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster und nähte aus Leibeskräften. Da kam eine Bauersfrau die Straße entlang und rief: Gut Mus feil! Gut Mus feil!...
(2) Das Schneiderlein rief die Frau zu sich herauf, besah und beroch alle Töpfe und kaufte schließlich ein Viertelpfündchen süßen Mus...
(3) Es bestrich sich eine Schnitte Brot und legte sie beiseite. Es wollte, bevor es aß, das Wams noch fertig nähen - Da taten sich einstweilen die Fliegen gütlich...
(4) Als der Schneider das sah, wurde er zornig. Er klatschte mit dem Tuch auf das Musbrot, dass es nur so spritzte, und tatsächlich hatte er doch sieben Fliegen auf einmal totgeschlagen...
(5)Da war der Schneider sehr stolz auf sich. In großen Buchstaben stickte er auf seinen Gürtel - Sieben auf einen Streich - und wollte gleich ausziehen, damit alle Welt davon erfahre...”
Jedem dieser Sachverhalte ist ein ganzseitiges, randloses, farbharmonisches Vollbild zugeordnet, das die Atmosphäre einfängt. Heutige Kinder erhalten dabei Verstehenshilfen für das Leben in vergangener Zeit: Sie sehen das Schneiderlein, ein Wams nähend, vor dem Fenster auf dem Tisch sitzend, erleben die Abwicklung eines Straßenverkaufs um ein Viertelpfündchen süßen Mus, entdecken das Flair einer alten Schneiderstube.
Im Mittelpunkt dieser Szenerie steht das Schneiderlein in seiner ganzen Statur - jung, schlank, blondes gegeltes Haar, schwarzer Spitzbart, kecke Stupsnase, neugierig blickende Augen, schick gekleidet - weißes Hemd, graue kurze Weste, schwarze 7/8 Hose, schwarze Slipper, schließlich der gelbe Gürtel mit der Aufschrift “ 7 auf einen Streich.” Auf diese Weise charakterisiert, ist das Schneiderlein auf seinem Weg in die weite Welt auf den verschiedenen Schauplätzen immer wiederzuerkennen.
Bei seinen Begegnungen mit den Riesen wird er zum Winzling, er erscheint nicht größer als eine Riesenfußsohle, der Bildbetrachter muss ihn sowohl aus der Frosch- wie aus der Vogelperspektive orten. Auch am Königshofe unter den vielen bunt gekleideten Gefolgsleuten und Hofschranzen ist er zu finden.
Des Schneiderleins gefährllche Abenteuer - die Kämpfe mit den Riesen, dem Einhorn und dem Wildschwein -
entbehren in der Illustration nicht der Situationskomik und werden in einer Mischung aus realistischen und fantastischen Elementen dargestellt. Dabei stehen immer die Figuren im Mittelpunkt, so dass man sich in ihre jeweiligen Stimmungen hinein versetzen kann. Z. B. merkt man an seinem Aussehen, dass der König dem Schneiderlein seine Tochter nicht gerne gibt. Trotzdem zeigt das Titelbild auf dem Einband einen fröhlichen Hochzeitszug - das Schneiderlein in einer prächtigen Uniform mit Königskrone, und die Prinzessin an seiner Seite sieht auch nicht unglücklich aus.
Ende gut -alles gut. Vom Fliegentöter zum unbesiegbaren Helden. Der Märchenheld findet zuletzt sein Glück. Das Szenenbilderbuch setzt die Hintergründigkeit des Textes auf humorvolle Weise um und hilft den Kindern in Einheit von Text und Bild, sich Schritt für Schritt in die wundersamen Begebenheiten um das tapfere Schneiderlein hineinzuträumen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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