Das Schulschwein

Autor*in
Liebers, Andrea
ISBN
978-3-7795-0621-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Göhlich, Susanne
Seitenanzahl
32
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
Wuppertal
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach "Finn macht es anders" eine neue Schulgeschichte für Erstlesende, in der die Vielfalt in der Klasse eine große Rolle spielt.

Beurteilungstext

Wieder gibt es Konflikte in der Klasse: Darf Laila als Muslima neben Finn sitzen? Mehmet und Yasin finden das nicht, für Rest der Klasse ist das unproblematisch. Für die Lehrerin ist es nicht einfach, diesen Konflikt aufzulösen, doch da kommt der Zufall ins Spiel. Schon lange arbeitet die 3a an dem Projekt, sich ein Klassentier zuzulegen, und darüber möchte auch Finn an diesem Morgen sprechen. Denn er möchte vorschlagen, dass nicht - wie bisher geplant - ein Hase angeschafft wird, sondern ein Minischwein. Und zwar deshalb, weil Finn gerade zu Hause für zwei Wochen das Minischwein seiner Tante hüten darf. Und just in dem Moment taucht das von zu Hause ausgebüxte Minischwein auf. Es geht aber nicht zu Finn, sondern ausgerechnet zu Mehmet, der trotz erster Ablehnung ("Moslems essen kein Schweinefleisch [...] Wir essen keine Schweine [...] Ich bin voll gegen das Schwein!") schnell seine Meinung ändert, weil das Minischwein doch sehr süß ist. So ist der Konflikt erst einmal aufgelöst und am Nachmittag können Mehmet, Finn, Laila und Yasin mit dem Minischwein bei Finn zuhause spielen.

Die Geschichte ist nicht ohne pädagogischen Impetus erzählt, versucht dies aber auch gar nicht zu verstecken. Wird diese pädagogische Absicht akzeptiert, ist das Erzählte ein wunderbarer Anlass, um über interkulturelle oder interreligiöse Konflikte in Klassen ins Denken und auch ins Gespräch zu kommen, wobei "Toleranz" als Ziel deutlich ist. Wunderbar ist auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Vielfalt in der Klasse nicht nur in Bezug auf die kulturelle Herkunft implizit sichtbar und selbstverständlich ist. Schön ist auch, dass die Lehrerin hier eine positive Figur ist und modernen pädagogischen Konzepten folgt statt in veralteten stereotypischen Darstellungen eine Rolle einzunehmen, die zumindest in Grundschulen kaum noch anzutreffen ist. Das ist leider in aktueller Kinderliteratur nicht selbstverständlich.

Gelungen ist das Buch auch als Erstlesebuch. Zwar ist es für den allerersten Lesezugang zu textlastig, doch für Kinder, die in der Synthese weitgehend sicher sind, eignet sich das Buch hervorragend. Da Finns Klasse eine 3. Klasse ist, finden jüngere Schüler*innen den Ausblick nach "oben" interessant. Aber vor allem liegt damit ein leicht zu lesendes Buch auch für Kinder vor, die in Klasse 3 noch nicht so gut lesen können. Sie müssen sich dann nicht in Buchwelten wiederfinden, die in Klasse 1 spielen.

Durch die interne Fokalisierung und Finn als Ich-Erzähler wirkt die relativ einfache Sprache plausibel, wir als Lesende bekommen Einblicke in Finns Gedanken und Gefühle und nehmen das Geschehen aus seiner Sicht wahr. Vielleicht könnte die Erzählung noch ein klein wenig subjektiver gefärbt sein und damit auch noch stärker das Geschehen von Finn gewertet werden.
Die Bilder von Susanne Göhlich setzen visuell Akzente; mal dadurch, dass sie eine Figur oder eine Szene aus dem Text durch die Illustration hervorheben, mal aber auch durch sehr eigenständige Darstellungen, etwa wenn auf dem Pult der Lehrerin ein Kaktus steht oder die "Meldearme" der Klasse in einer Reihe nebeneinandergestellt werden. Wunderbar sind die etwas wulstigen Tiere, die nicht verniedlichen, sondern eher veranschaulichen, dass sie in diesem Buch metaphorisch verstanden werden können.

Wie schon bei "Finn macht es anders", das mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet wurde, wird die Schulgeschichte wunderbar erzählt. Damit gibt es eine aktuelle Nachfolge für die Reihe der "Schulgeschichten vom Franz" (Nöstlinger) oder auch schulischen Geschichten von Kirsten Boie (z. B. "King-Kong, das Schulschwein").

Christoph Jantzen

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.09.2019

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