Das Mädchen mit den vier Namen

Schlagwörter

• Familie
• Kindheit
• Liebe

Teaser

Ein herzerwärmendes Buch darüber, wie wichtig (Mutter)-Liebe für einen guten Start ins Leben ist.

Beurteilungstext

Knut und Ida kommen aus dem Staunen nicht heraus: das neue Mädchen in der Nachbarschaft hat nicht nur vier Vornamen, sondern darüber hinaus auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Lebenserfahrung. Sie hatten das muntere Mädchen zunächst nur aus der Ferne taxiert, ohne es anzusprechen. Eigentlich sind sich Ida und Knut nämlich selbst genug. Luna Debora Gretel Victoria geht offen auf die Geschwister zu. Die drei treffen beim Wagen des Eisverkäufers aufeinander und nun bekommen sie bereitwillig erzählt, wie es zu jedem der vier Vornamen gekommen ist. Es gibt eine Bauch-, eine Finde-, eine Pflege- und eine Adoptivmutter. Die Bauchmutter hat das Kind bei einer Babyklappe abgegeben und dann ist es von einer Mutter zur nächsten gewandert, bis es schließlich bei der "Herzensmutter" angekommen ist. Jede hat dem Kind ihre Liebe und Fürsorge - symbolisiert durch einen entsprechenden Vornamen - mit auf den Lebensweg gegeben. Knut und Ida haben zwar auch schon Erfahrung mit einer "Stiefmutter", jedoch ist das, was sie jetzt von Luna hören, eine ordentliche Horizonterweiterung - und die Einladung, ein bisschen über den Tellerrand der eigenen Lebenswelt hinauszublicken.

Pippilotta Viktualia Pfefferminz Rollgardina Efraimstochter Langstrumpf ist vielleicht so etwas wie die geistige Vorfahrin dieses Mädchens. Beide haben Sommersprossen und Zöpfe und blicken sehr selbstbewusst und optimistisch in die Welt. Und wie Thomas und Annika sich gern auf Pippis Einfälle einlassen, werden auch Knut und Ida im Kontakt mit Luna aufgeschlossener im Denken und Handeln. Auch wenn es erst einmal nur darum geht, eine andere Eissorte zu wählen, als immer nur Zitrone.

Die Illustration von Mehrdad Zaeri steht gleichberechtigt neben Frauke Angels Text. Die Bilder setzen die anfängliche Reserviertheit und die vorsichtige Annäherung der Nachbarskinder auf vielfältige Weise in Szene. Vor den Augen der Betrachtenden entwickelt sich Lunas Lebensgeschichte. Jede Mutter wird wenigstens mit einer Doppelseite gewürdigt und Zaeri zeigt in den Bildern anrührend, wie viel Liebe Luna von jeder einzelnen Mutter entgegengebracht wurde. Bereits das Bild auf dem Buchcover macht deutlich, dass wir es hier mit einem fröhlichen, sich seiner selbst bewussten Kind zu tun haben. Den schwierigen Start ins Leben merkt man ihm nicht an.

"Das Mädchen mit den vier Vornamen" ist von den Autoren als Liebeserklärung an alle Mütter gedacht. Das Buch hat Erwachsene wie Kinder gleichermaßen im Blick. Darauf weist schon die kleine Amorfigur auf der ersten Seite hin. Auf schlichte und leichtfüßige Weise erzählt es, wie unabdingbar es ist, Kinder von Anfang an mit Liebe zu umgeben, um sie zu stärken. Nicht so wichtig ist, ob es die "leibliche" Mutter ist, die sich um das Kind kümmert. Es ist eine große Stärke des Buches, dass die "Bauchmutter" gewürdigt wird, auch wenn sie das Mädchen nicht bei sich behalten hat, so wie auch die Zuwendung der Finde- und der Pflegemutter zu würdigen sind. Für viele Adoptivkinder ist es eine wichtige Frage, ob sie sich von den leiblichen Eltern oder auch Pflegeeltern geliebt fühlen können, obwohl sie nicht bei ihnen bleiben konnten. Gänzlich ausgespart bleiben die Väter. Ihre Rolle auf dem Lebensweg mag ein eigenes Buch wert sein.

Lunas Geschichte ist eine wunderbare Anregung, mit Kindern, vor allem auch mit Kindern, die nicht bei den leiblichen Eltern aufwachsen, über all das ins Gespräch zu kommen: Wie sieht es in meiner Familie aus? Wer sorgt bei mir für Liebe und Fürsorge? Wie nehme ich das in anderen Familien wahr? In den wenigsten Fällen wird es so rosarot aussehen, wie bei Luna Debora Gretel Victoria. Gerade deswegen ist "Das Mädchen mit den vier Vornamen" ein wichtiges Buch.