Das eiskalte Paradies

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Religion
• Tiere

Teaser

Nach dem frühen Tod der Mutter und der Wiederverheiratung des Vaters mit Roswitha, einer Zeugin Jehovas, wächst Hannah in der Sekte auf. Bis zu ihrem 15ten Lebenesjahr fühlt sie sich dort wohlbehütet, doch zwei Ereignisse werfen sie aus der Bahn, und sie fordert ihre Freiheit ein. Da lernt sie alle Zwangsmaßnahmen der Zeugen Jehovas kennen. Aber es gibt jemanden, der ihr beisteht...
Nach einer wahren Begebenheit.

Beurteilungstext

Selten hat man als Außenstehender die Möglichkeit, hinter die Kulissen einer Sekte, die sich Religionsgemeinschaft nennt, zu blicken.
Diesen Blick eröffnet Jana Frey mit “Das eiskalte Paradies” nach einer wahren Begebenheit. Interessant dabei ist nicht nur, die Gedankenwelt und ein Teil des Schrifttums kennenzulernen (z.B. das “Aufklärungsbuch” für Mädchen), sondern auch, wie über Jahre hinweg die Kinder beeinflusst werden. Die Mechanismen der geistig-religiösen Infiltration erkennen zu können, ist ein weiteres Verdienst der Autorin. Ihr gelingt es ferner, die Gefühlskälte und Härte im Umgang mit “Abtrünnigen” ebenso sehr gut nachvollziehbar zu schildern wie den inneren Kampf des Mädchens bis zum Versuch der Lösung. Von daher eignet sich die Erzählung beispielhaft für einen Einsatz im Religions- oder Ethikunterricht zum Thema Sekten. Andererseits kann auch Toleranz gegenüber den Zeugen Jehovas geweckt werden, wozu Hannahs intolerante Widersacherin in der Klasse und ihr Verhalten als Ansatzpunkt der Themenbehandlung dienen kann.
Ob allerdings betroffene Jugendliche dieser Sekte mit dem Buch erreicht werden, ist fraglich. Das Nachwort mit den Ausführungen über die Zeugen Jehovas und die Adressen der Sektenberatungsstellen dürften wohl nur Nicht-Zeugen lesen. Diese werden aber dann wichtig, wenn Nicht-Zeugen abtrünnigen Zeugen Jehovas helfen wollen.
Eine Lektüre ist unbedingt zu empfehlen. Das Buch gehört in jede Bücherei, auch in die Handbibliothek eines Lehrers.