Concentr8

Autor*in
Sutcliffe, William
ISBN
978-3-499-21739-5
Übersetzer*in
Seibert, MoritzKastner, Katharina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
303
Verlag
Rowohlt
Gattung
Taschenbuch
Ort
Reinbek
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

London in naher Zukunft: Jahrelang wurden viele Jugendliche mit dem Medikament Concentr8 ruhiggestellt. Als dessen Verteilung versiegt, kommt es zu Aufständen. Während die meisten Jugendlichen plündern und zerstören, entführt die fünfköpfige Gruppe um Blaze einen Mann.

Beurteilungstext

Angesichts der Ausschreitungen sich ausgegrenzt fühlender Jugendlicher vor einigen Jahren in London ersinnen einige Politiker, Wissenschaftler und ein Pharmaunternehmen einen geheimen, perfiden Plan: Unter dem Deckmantel medizinischer Hilfe gegen die Krankheit ADHS erhalten vor allem in sozialen Brennpunkten zahlreiche Kinder und Jugendliche mit unerwünschtem Verhalten das Medikament Concentr8. Das fiktive Arzneimittel ist eine Weiterentwicklung von Ritalin, das üblicherweise zur medikamentösen Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung eingesetzt wird. In dem Glauben, sie seien krank, nehmen die Jugendlichen Concentr8 regelmäßig ein. Was es mit ihnen macht, schildert Troy: “Ich hatte weniger Energie, ..., womit scheinbar alle zufrieden waren. Als wäre man ständig ein bisschen müde, irgendwie ruhiger. ... einfach was Gemeines, was Lustiges, was Wildes zu machen -, diese vibrierende Stimme in meinem Kopf schwieg.” (Seite 153). Doch nun gibt es plötzlich kein Concentr8 mehr und erneut kommt es zu Revolten.
In seiner düsteren Zukunftsvision konzentriert sich William Sutcliffe auf die Jugendlichen Troy, Femi, Karen, Lee und Blaze, die einen städtischen Beamten kidnappen und als Geisel gefangen halten. Etwas knapper werden die Ausschreitungen mit Vandalismus und Plündereien, die Aufdeckung des Pharmaskandals durch eine Journalistin sowie die Darstellung des machtbesessenen und eitlen Bürgermeisters von London geschildert.
Sechs Tage lang mit ihrer Geisel in einer riesigen Lagerhalle verbringend, schildern die fünf Teenager aus der Ich-Perspektive das Geschehen. Dabei lernt der Leser die unterschiedlichen Charaktere, die Motive und die Gedankenwelt der jugendlichen Akteure kennen. Jeder schätzt sich selbst und seine Mittäter ein, reflektiert die Vergangenheit und macht sich Gedanken um die Zukunft, die wohl ziemlich schwierig wird. Nach und nach wird einigen von ihnen bewusst, wie sie durch die Einnahme von Concentr8 manipuliert wurden.
Ebenfalls aus der Ich-Perspektive erzählen auch die Journalistin, die Geisel, der Verhandlungsführer und der Bürgermeister. So baut sich zunehmend eine fesselnde Stimmung auf, die Erzählung wirkt wie eine Dokumentation. Präzise Beschreibungen der Schau- und Handlungsplätze verstärken diesen Eindruck.
Obwohl es sich bei dem Buch um eine Dystopie handelt, wird den Leser recht schnell das unangenehme Gefühl beschleichen, dass die Geschichte real sein könnte. Dazu tragen die allen Kapiteln vorangestellten Zitate zu wissenschaftlichen Untersuchungen zur Einnahme und Wirkung des Medikamentes Ritalin bei, das heutzutage trotz kontroverser Diskussionen in vielen Ländern immer mehr Kindern verschrieben wird.
Fazit: Eine sehr empfehlenswerte, nachdenklich stimmende Geschichte über die Vielzahl von Jugendlichen, die aufgrund schwieriger politischer und sozialer Verhältnisse in isolierten Wohngebieten am Rand der Gesellschaft aufwachsen und durch das Gefühl der Perspektivlosigkeit schnell in die Kriminalität rutschen könnten. Statt die Ursachen für diese Missstände zu beseitigen und die Jugendlichen zu fördern, werden diese künstlich ruhiggestellt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 24.12.2016

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