BIG

Autor*in
Geus, Mireille
ISBN
978-3-8251-7561-0
Übersetzer*in
Bahrendrecht, MonikaCharpey, Thomas
Ori. Sprache
Holländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
107
Verlag
Urachhaus
Gattung
Ort
-
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lizzy geht auf eine Sonderschule, denn viele Dinge macht sie wesentlich langsamer als die anderen. Doch dann taucht Big in ihrem Leben auf und gibt vor, ihre Freundin zu sein. Alles wirkt nun interessanter für Lizzy. Noch nie hat jemand nach der Schule auf sie gewartet. Big macht dies, und Lizzy ist glücklich damit. Deshalb dauert es recht lange, bis sie bemerkt, dass Big sie eigentlich nur benutzt. Und als Lizzy es schafft, sich selbstbewusst gegen Big zu behaupten, ist es fast schon zu spät.

Beurteilungstext

Mit dem Buch "BIG" hat Mireille Geus ihr zweites Werk vorgelegt. Mit ihrem ersten Buch "Virenzo und ich" hat die 1964 in Amsterdam geborene Autorin 2005 den begehrten niederländischen Jugendbuchpreis gewonnen. Für "BIG" erhielt sie den "Goldenen Griffel 2006". Es ist durchaus zu erwarten, dass das vorliegende Buch noch mehr Wirkung erlangen kann als ihr Erstling.
Die Autorin erzählt in einer sehr interessanten Erzählstruktur. Wir erfahren die Handlung aus der Perspektive der Hauptfigur, und zwar ein Jahr rückblickend. Durch diesen zeitlichen Abstand ist klar, dass die Erzählerin Lizzy ein Abenteuer erlebt hat, dass schwierig für sie war, dass aber am Ende für sie noch glücklich endete. Lizzy erzählt dies im Vernehmungszimmer der Polizei. Dadurch gewinnt die Handlung noch einmal zusätzlich an Authentizität.
Durch diese Erzählperspektive erfährt der Leser viel über die Hauptfigur, ohne dass sie eigentlich im Buch genau beschrieben wird. Lizzy sagt selbst von sich, dass sie die Welt langsamer erfasst als andere Kinder. Wenn Dinge zu schnell passieren, dann wird ihr schwindlig. Deshalb nennen die Kinder sie auch Dizzy. Am Beginn der Handlung hat sie sich deshalb damit abgefunden, die Welt von außen zu beobachten, ohne aktiv teilzunehmen. Ihr Stammplatz ist neben einer Laterne in ihrer Straße. Die anderen Kinder in der Straße nehmen sie meist nicht zur Kenntnis, manchmal ärgern sie Lizzy.
Doch plötzlich taucht Big auf. Man erfährt nur sehr wenig von dem Mädchen. Big zeigt plötzlich Interesse an Lizzy, und das Leben wird für Lizzy interessanter. Die Leserinnen und Leser erfahren dies nur durch die Aktionen, die die beiden Mädchen miteinander unternehmen. Von Anfang an ist durch geschickte Andeutungen ein ungutes Gefühl Big gegenüber angelegt, ohne dass man dies genauer begründen könnte. So entwickelt sich eine hochbrisant aufgeladene Figurenkonstellation, die der Leser aus der verlangsamten Perspektive von Lizzy aufnimmt. Am Anfang verbessern sich viele Dinge für Lizzy, und sie greift auch öfter selbst gestaltend in ihr Leben ein. Als dann Big Lizzy als Legitimation dafür benutzt, um ihre Gewaltphantasien an drei Jungen aus der Straße auszuleben, kann sich Lizzy des Einflusses des dominanten Mädchens kaum noch entziehen. Der Schluss wirkt dann wie eine Befreiung, auch für den Leser.
Es gibt nicht viele Kinderbücher, die uns die Welt aus der Perspektive eines Kindes mit einer geistigen Behinderung zeigen. Einzigartig ist allerdings die Tatsache, dass die Krankheit an keiner Stelle explizit thematisiert ist oder für die Rezipienten erklärt wird. Man kann nur die Symptome beobachten. Dies allein wäre lähmend. Allerdings zeigt Mireille Geus in den Handlungsmomenten, wie Lizzy mit diesen Handicaps umgeht. Und plötzlich werden alle diese Dinge fast selbstverständlich und wirken nicht mehr bedrohlich. Das Buch kann dadurch eine wichtige Hilfe dabei leisten, dass Kinder solche Erscheinungen bei anderen objektiver und gerechter beurteilen.
Das Buch ist aber noch aus anderen Gründen lesenswert. Neben der oben schon erwähnten spezifischen Erzählperspektive ist dies vor allen Dingen ein fesselnder Spannungsbogen, der im gesamten Werk erhalten bleibt und sich erst am Ende löst. Und es bleibt eine Sympathie mit der Hauptfigur, die auch dauerhaft wirken kann. Die Lektüre dieses Buches ist aus allen diesen Gründen dringend zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ns.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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