Auf geht’s!

Autor*in
Paul, Baptiste
ISBN
978-3-314-10627-9
Übersetzer*in
Herrmann, Svenja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Alcántara, Jacqueline
Seitenanzahl
30
Verlag
Nord-Süd
Gattung
Bilderbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
17,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Auf geht’s!“ von Baptiste Paul ist ein Bilderbuch, welches die Lesenden zum Genießen der kleinen Insel Saint Lucia einlädt, die sich in der Karibik befindet und zu den Antillen gehört. Gerahmt wird die Entdeckungsreise von einer unkomplizierten Vater-Kind-Beziehung, die andeutungsweise den Umgang mit Medien thematisiert und den kindlichen Lesenden ein hohes Potenzial an Identifikation anbietet.

Beurteilungstext

Der Autor Baptiste Paul beginnt seine Geschichte mit einer recht untypischen Unterhaltung zwischen Vater und Kind. Ob es sich bei dem Kind um ein Mädchen oder einen Jungen handelt, geht aus der Geschichte nicht eindeutig hervor. Aber gerade das erweist sich als vorteilhaft, ermöglicht es doch eine offene Identifikation für jedes lesende Kind Das Kind versucht den Vater zu überzeugen, das gute Wetter zu nutzen, um das Haus zu verlassen und den auf der Insel gelegenen Berggipfel zu erklimmen. Der Vater hingegen hat eher Lust den Tag mit „Fußballgucken“ im Haus zu verbringen. Diese für viele Erwachsene leidige Diskussion kennt man eher mit umgekehrt verteilten Rollen. Meist ist es so, dass Kinder vor einem übermäßigen Medienkonsum geschützt und zu Outdooraktivitäten ermutigt werden müssen. Die Diskussion dauert jedoch nicht lange und „Auf geht´s!“ zur spannenden Wanderung ins Inselparadies. Dabei zieht sich das eher passive Verhalten des Vaters, der mühsam dem forschen Tempo seines Kindes folgt, durch die gesamte Entdeckungsreise. Erst als das Kind plötzlich ausrutscht und sich am Fuß leicht verletzt, wird der Vater aktiv und kümmert sich sogleich besorgt um den Zustand seines Lieblings. Damit ist zugleich der Höhepunkt der Geschichte erreicht, denn die beiden sind am Berggipfel angekommen und werden mit einem atemberaubenden Blick ins Tal belohnt. „Ein Meisterwerk an Mosaiksteinen erstreckt sich vor den beiden. Die Stadt!“ Während auf der Wanderung der Fokus eher auf der einzigartigen Flora und Fauna der Inselwelt lag, bezaubert hier der Blick auf das bunte Panorama der Stadt die beiden Wanderer. Umgeben von unzählbaren Wolken und der Unendlichkeit des Meeres lädt der Gipfel zum Verweilen ein und weckt das Bedürfnis, dieses besondere Erlebnis fotografisch festzuhalten. Dabei wird dem Vater bewusst, dass er während der Wanderung sein Handy verloren hat. Hier wird der Medienkonsum erneut inszeniert, jedoch mit der Intention dem Leser zu verdeutlichen, dass sich im Vater eine innere Wandlung vollzogen hat. Anstatt sich über den Verlust zu ärgern, ahmt er pantomimisch die Benutzung des Handys nach und kommentiert seine Aktion lediglich mit den Worten: „Aber so geht’s auch: Erinnern“.
Auffällig, neben der wunderschön bunt illustrierten Bild-Textparallelität durch die künstlerische Expertise von Jaqueline Alcántara, ist die Sprache des Buches. Der auktoriale Erzähler leitet die Szenen auf den Doppelseiten mit kurzen Sätzen ein und tritt dann hinter den wörtlichen Reden und Gedanken der Protagonisten zurück. Onomatopoetische Fragmente, Ein-Wort-Sätze, kurze Fragen und Ausrufe sowie kleine Einschübe in Kreolisch, der Inselsprache, fließen natürlich zu einem sprachlichen Mosaik zusammen, das dem Geschehen Lebendigkeit und Authentizität verleiht. Damit spiegelt sich die Schönheit des Panoramaausblicks in der Vielfalt der sprachlichen Muster.
Spätestens hier wird ersichtlich, dass es sich nicht um eine Fantasieinsel handelt, sondern höchstwahrscheinlich um den Geburtsort des Autors, die Insel Saint Lucia. Saint Lucia befindet sich in der Karibik und gehört zu den Kleinen Antillen. Die idyllische Insel liegt knapp 33 Kilometer südlich von Martinique.
Damit ist schon eine mögliche kreative Anschlussaktivität benannt, zu der das Buch einlädt, nämlich eine geografische Reise in die Inselwelt der Südsee. An dieser Stelle können Kinder von ihren Reisen und Urlaubserlebnissen erzählen, was für die Wahrnehmung anderer Kulturräume sensibilisiert. Zudem lädt das Buch auf seiner letzten Seite anhand einer Suchaufgabe ein, es nochmals aufmerksam zu durchblättern und den Inhalt erneut auf sich wirken zu lassen. Sicherlich inspiriert der Inhalt auf eine sehr charmante Weise auch zu Gesprächen über Medienkonsum versus Outdooraktivität. Da die Medienaffinität dem Erwachsenen und nicht dem Kind zugeordnet wird, eröffnet sich eine distanzierte und fruchtbare Gesprächsebene, die ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.
Insgesamt eine angenehme Lektüre, die viele kreative Anschlussmöglichkeiten an kindliche Lebenswelten erlaubt und der es gelingt, selbst das Thema „Medienkonsum“ in einen positiven Gesprächskontext einzubetten. Sie nimmt den Leser zum einen in eine unkomplizierte Vater-Kind-Beziehung und zum anderen in die Schönheit einer Inselwelt mit hineinnimmt, bei der Natur und Kultur konfliktlos koexistieren.

Anmerkung

Besondere didaktische Potenziale:
- Sensibilisieren für kulturelle Vielfalt
- kreativer Blick auf Mediendnutzung
- Inspiration für Outdooraktivitäten

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Siglinde Spuller; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 30.10.2023

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