Als wir einmal Waisenkinder waren

Autor*in
Huppertz, Nikola
ISBN
978-3-86429-345-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bohn, Maja
Seitenanzahl
60
Verlag
Tulipan
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Liv, die jüngste von drei Schwestern, erzählt von einem Urlaubstag aus dem letzten Sommer. Die Kinder wollen ihre Eltern auf die geplante Wanderung ins Teufelsmoor nicht begleiten und bleiben lieber in der sicheren Umgebung der Ferienwohnung. Was hier harmlos beginnt, entwickelt sich in der Fantasie der Kinder zum Horrorszenarium.

Beurteilungstext

Jeden Sommer verbringen die drei Schwestern Liv, Carlotta und Stine mit ihren Eltern eine Woche in dem idyllischen Ferienort Minte. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und die ganze Familie erholt sich in einer traditionellen Gastwirtschaft auf dem Land. Durch liebgewonnene Rituale genießt die Familie das Zusammensein in der Natur: Kirschen naschen direkt vom Baum, Wasserschlachten mit dem Gartenschlauch, die tägliche Eisration aus der benachbarten Wirtschaft.

Die Kinder werden aber älter und teilen nicht mehr alle Unternehmungen mit den Eltern. Stine, die größte, ist ohne WLAN so aufgeschmissen, dass sie sich den ganzen Tag die Nägel lackiert und in Zeitschriften blättert. Carlotta, die mittlere, nimmt den Interessenkonflikt auf und weigert sich, eine Wanderung ins Teufelsmoor mitzumachen, weil ein falscher Schritt den sicheren Weg in den Tod bedeuten könnte. Ihre Angst überträgt sie unbewusst auf Liv. Als die Eltern allein losziehen, beginnt für die drei Schwestern ein nachhaltiges Erlebnis. Während sie zuerst das große Gefühl der Freiheit genießen, wissen sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr wirklich etwas mit der jüngst gewonnenen Freizeit anzufangen. Als Carlotta damit anfängt, sich auszumalen, was den Eltern im Moor alles passieren könnte, steckt sie beide Geschwister mit der Sorge an.

Mit dem Gedanken, als Waisenkinder zu enden, helfen alle drei in der im Ferienhaus beheimateten Wirtschaft und im kleinen Einkaufsladen. In den düstersten Farben denken sie darüber nach, wie sie ein Leben ohne ihre Eltern bestreiten können. Dabei werden sie einerseits noch stärker miteinander verbunden und andererseits so eingespannt, dass sie von der Rückkehr ihrer Eltern überrascht werden. Die große Furcht vor dem Dasein als Waisenkinder löst sich schnell auf und ein gemeinsames Picknick am Abend rettet die positive Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Ferientag.

Bereits der Titel lässt das Happy End vorausahnen. Denn Waisenkind ist man nun einmal nicht für kurze Zeit. Das hier verwendete Präteritum in Verbindung mit dem märchenhaften „einmal“ verweist bereits darauf, dass es sich um eine einzigartige Begebenheit handeln muss. Huppertz erzählt in klassischer Manier von den Verlustängsten der Kinder. Eingebettet in eine idyllische Urlaubsgeschichte ist der Plot auch für jüngere Leserinnen und Leser geeignet. Denn die Gefühle kleiner Meinungsverschiedenheiten, die Erfahrung, alleine ein paar Stunden am Ferienort zu verbringen und auf sich selbst gestellt zu sein, können wohl viele Kinder nachvollziehen. Auch das geschwisterliche Spiel der Zu- und Abneigungen kann mitgefühlt werden. Das Wechselspiel von Realität und Fantasie lässt Raum für Anteilnahme und Imagination. Die pointierte Sichtweise der jungen Ich-Erzählerin mit ihrer Ausdrucksweise, die oft an den mündlichen Sprachgebrauch erinnert, wirkt authentisch und treffend. Lediglich die nostalgischen Erinnerungen zeugen davon, dass die Autorin einer anderen Generation angehören muss.

Zusammen mit den schlichten, aber aussagekräftigen Illustrationen, die sich auf die Farbtöne Rot, Schwarz, Weiß reduzieren, werden die jungen Leserinnen und Leser aber handlungsführend durch das Geschehen getragen und auf eine abenteuerliche (Lese-)Reise mitgenommen. Eine mitfühlende Familiengeschichte, geeignet für die erste eigene Lektüre, zum Vorlesen und auch als sommerliche Klassenlektüre.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 13.07.2018

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