Aftershock - Die Geschichte von Jerus und Nadira

Autor*in
Verete-Zehavi, Tamar
ISBN
978-3-570-16008-4
Übersetzer*in
Pressler, MirjamStobetzki, Eldad
Ori. Sprache
Hebräisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
208
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die fünfzehnjährige Israelin Ella wird bei einem Selbsmordattentat der siebzehnjährigen Palästinenserin Nadira verletzt, ihre gleichaltrige Freundin Jerus stirbt. Was bedeutet das für sie, ihre Familie und ihre Freunde, welche Folgen hat ein solches Trauma für die Beteiligten...

Beurteilungstext

Amokläufe, Selbstmordattentate Jugendlicher, auch junger Frauen – verstört und fassungslos hören wir die Nachrichten nicht nur aus dem fernen Nahen Osten. Was treibt Menschen zu solchen Taten; wir möchten das Unfassbare verstehen, mehr noch: wir möchten dafür stehen, dass solches Leid enden möge. Wir ahnen, dass es uns selbst direkt angeht.
Tamar Verete-Zehavi, Hochschulprofessorin, u.a. Leiterin von Gesprächsgruppen zwischen Arabern und Juden – ist bei ihrem Buch von einem authentischen Fall ausgegangen. Die fünfzehnjährige Ella gerät mit ihrer gleichaltrigen Freundin Jerus im Supermarkt in das Selbstmordattentat der siebzehnjährigen Nadira. Die Freundin stirbt, Ella überlebt verletzt, hat höllische Schmerzen und nichts ist mehr in ihrem Leben wie vorher. Minutiös berichtet die Autorin nun, wie Ella „aftershock“, mit dem Trauma weiterlebt.
Wir erfahren viel über das Leben in Israel: über den Zusammenhalt jüdischer Familien, über politische Auseinandersetzungen, über die Bedeutung der Feste. Im Vordergrund steht das Lebensgefühl der Jugendlichen, der „Sabras“ (=Kakteen =innen süß und außen stachelig).
Aber Hauptthema bleibt, wie das erlebte Trauma Ella verändert und ihre Umgebung, Eltern, Freunde, Nachbarn fordert. Wie das bis dahin lebenslustige, Mädchen durch Angst und Panikattacken Hass entwickelt, Trauer um die Freundin in Wut umschlägt. Wir erfahren von unvorhersehbaren Reaktionen, Aggressionen wie Depressionen, vom nicht enden wollenden Kreisen um das Geschehene, von der Unsicherheit ihrer Umgebung, mit ihr umzugehen.
Und wir erfahren, wie unermüdliche Zuwendung von Menschen, deren Bereitschaft, sich ihr immer wieder mit unendlicher Geduld zu stellen, sie zu ertragen, sie ernst zu nehmen, dazu führt, dass sie ihr Leben wieder in die Hand nimmt.
Wichtig sind dabei professionelle Hilfestellung, die in Israel selbstverständlich zu sein scheint, vor allem aber die Treue eines Freundes, Etan, schön und sportlich und voller Lebenslust. – Aber ohne Maher, den arabischen Jugendlichen, den Ella im Krankenhaus kennen lernt, wäre nicht der Kontakt zur Familie der Attentäterin möglich geworden und die Erkenntnis, dass Trauer, Verzweiflung und Unverständnis auf beiden Seiten herrschen.
Ella findet schließlich die Kraft, mit dem Geschehen umzugehen – beim Schreiben Gefühle und Gedanken in die Ordnung zu bringen, die sie zu eigenen Entscheidungen über ihr weiteres Leben befähigen.
Aufgewühlt legt man dieses Buch aus der Hand; hoffnungsvoll und verzweifelt zugleich: von soviel Stärke und Zärtlichkeit, Klugheit und Irrsinn wird berichtet, so nahe liegen Krieg und Frieden, Leben und Tod beieinander.
Wie es einer ganzen Gesellschaft geht, die mit einem solchen Trauma leben muss, lässt sich nur erahnen...

Das Buch sollte Pflichtlektüre nicht nur im Politikunterricht sein!

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Diese Rezension wurde verfasst von .
Veröffentlicht am 01.01.2010

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