Zug der Fische

Autor*in
Black, Yaroslava
ISBN
978-3-551-51197-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jänichen, Ulrike
Seitenanzahl
36
Verlag
Carlsen
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Bilderbuch über die einsamen Kinder Osteuropas, deren Eltern im Ausland arbeiten.

Beurteilungstext

Arbeitsmigration ist ein weltweites Problem, und das nicht nur für die, die sich auf die Wanderung begeben, um fernab von Heimat und Familie - meist unter den Bedingungen verschärfter Ausbeutung - den Lebensunterhalt für sich und die Kinder zu erwirtschaften, auch in den Ländern der europäischen Union, dem großen Friedens- und Wohlstandsprojekt. Die Kinder bleiben in der Regel zuhause bei Verwandten oder, wenn es diese einfach nicht mehr gibt, allein auf sich gestellt. Eines dieser Kinder heißt Marika. Marika lebt in Brusturiv am Fluss Brusturka in den Karpaten. Sie kennt den Fluss genau, hat ihre ganze Kindheit an ihm verbracht, doch eines Tages kommt sie aus dem Staunen nicht heraus, als sie im Wasser blaue Fische sieht. "Fische sind überall. Blau leuchten sie auf dem Grund des Bergflusses, hüpfen gelegentlich, gleiten über die Steine und huschen davon." Die Fische sind so blau "wie die Marke mit Maria und Josef auf dem Brief, den Mutter ihr aus Italien geschickt hat." Marika ist fleißig. Sie sammelt Blaubeeren im Wald und verkauft sie auf dem Markt, weil sie sich unbedingt ein Harry-Potter-Buch kaufen will. Sie hat Wünsche wie jedes andere Kind im Dorf, und wie jedes andere Kind im Dorf bekommt sie ab und zu eine 100-Dollar-Note von ihrer Mutter für Stiefel, Wintermantel und Futter für die Kuh. Die Kinder warten alle Tage auf das Geld, nur heute ist es ihnen egal, sie wollen keine Scheine mehr, sie wollen ihre Eltern sehen. Also sitzen sie zusammen und bemalen ihre Hundert-Dollar-Noten mit Bildern und Botschaften. Iwan, der älteste von ihnen, malt eine Krippe mit dem Jesuskind, das weint. "Komm zurück!", schreibt er dazu. "Komm zurück!", schreibt auch Hanka an ihre Mutter. "Es gibt genug Blaubeeren in den Karpaten." Auch Marika bemalt den Schein, den sie von ihrer Mutter bekommen hat, um Stiefel zu kaufen, einen Wintermantel und Futter für die Kuh. Wie alle anderen Kinder auch wirft sie ihn in den Fluss. "Sobald die Scheine das Wasser berühren, verwandeln sie sich in blau glänzende Fische und schwimmen davon, schwimmen zum Meer, nach Italien, in die müden Hände der Mütter."
Wir wissen nicht, ob das, was hier geschildert wird, jemals geschehen ist. In aller Nüchternheit - und von erhobener Warte aus - könnten wir sagen, wie dumm die Kinder sind. Geldscheine verwandeln sich nicht in Fische, Fische schon eher in Geldscheine, aber das auch nur für den, der die Produktionsmittel zum Fischfang und zur Verarbeitung besitzt und seine Arbeiter mit Hungerlöhnen abspeisen kann. Was hier beschrieben und in kindlich anmutenden Zeichnungen ins Bild gesetzt wird, ist ein Märchen und mehr als ein Märchen, es ist das Märchen von der Sehnsucht, das Märchen von der Hoffnung und zugleich ein Buch, das uns aufklären will und kann über die Zustände in der besten aller Welten, der sogenannten freien Welt. Die Geschichte rührt uns an und weckt - so ist zu hoffen - auch die Wut auf ein System, in dem die Freiheit weniger darin besteht, die Arbeitskraft vieler auszubeuten, ob dabei die Familien zugrunde gehen oder nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bf; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 04.07.2020

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