Zuckerbrot und Maggisuppe

Schlagwörter

• Familie
• Gender/Geschlecht
• Historisches

Teaser

Das kleine Buch erzählt die Kindheit der 9-jährigen Jutta zu Beginn der 50er Jahre in einer deutschen Kleinstadt.

Beurteilungstext

Werden sich heutige 10-jährige Leser für das Buch interessieren? In meinen Augen passiert insgesamt zu wenig. Der normale Alltag von Jutta wird beschrieben: Die Familie hält mehr zusammen, das Geld spielt eine große Rolle, denn davon hängt ab, ob man in eine größere Wohnung umziehen kann, also darf der Vater seine Arbeit nicht verlieren. Der Krieg ist noch ziemlich präsent, was mir, die ich eine Generation später geboren wurde, nicht so bewusst war. Autos sind eine Seltenheit, ebenso wie Eis oder ein Hähnchen zum Essen. Viele Themen werden ziemlich "verklemmt" behandelt und gar nicht ausgesprochen (z.B. alles über Sexualität) und die Kinder dieser Epoche sind mit ihren Fragestellungen ziemlich allein geblieben. Die Verwandtschaftsverhältnisse, die zu Beginn des Buches erklärt worden sind und durchgängig eine Rolle spielen, sind meiner Meinung nach verwirrend und nicht so wichtig.
Handelt es sich bei dem Buch überhaupt um ein Kinderbuch? Meines Erachtens nach eher nicht. Ist es ein Jugendbuch? Vielleicht für geschichtsinteressierte Jugendliche, die sich für die 50er Jahre in Gütersloh interessieren. Für den Deutsch- oder Geschichtsunterricht einer Mittelstufe könnte ich mir das Buch als Klassenlektüre geeignet vorstellen, mit der Fragestellung, was war damals für ein 9-jähriges Mädchen anders als heute.
Wie nett muss es aber für eine heute Anfang 60-jährige Frau sein, die selber in der Zeit aufgewachsen ist, die Zuckerbrot, Maggisuppe oder die Funklotterie aus eigener Erfahrung selber kennt und die sich durch den kleinen Roman an Kindheitserlebnisse erinnert, die vielleicht inzwischen vergessen wurden?