Zlateh die Geiss und andere Geschichten
- Autor*in
- Singer, Isaac Bashevis
- ISBN
- 978-3-8489-2032-7
- Übersetzer*in
- Pressler, Mirjam
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Sendak, Maurice
- Seitenanzahl
- 105
- Verlag
- Aladin
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 20,00 €
- Bewertung
Teaser
Zlateh, die gutmütige Geiß, vertraut den Menschen, denn sie wird immer gut behandelt. Weil nun aber das Geld sehr knapp geworden ist im Winter, soll Aaron die Geiß zum Metzger bringen. Unterwegs kommt ein schlimmer Schneesturm auf und ohne Zlatehs Wärme und Milch hätten sie nicht überlebt, was alle im Dorf schon befürchteten. Jetzt aber ist im Dorf eine große Freude und die Familie feiert glücklich mit Aaron und Zlateh Chanukka – „Niemand dachte je wieder daran, Zlateh zu verkaufen!“
Beurteilungstext
Dies ist eine der sieben Erzählungen in der bereits 1966 von Isaac B. Singer veröffentlichten Sammlung von Geschichten für Kinder, die er all den Kindern widmet, „die wegen der dummen Kriege und der grausamen Verfolgungen, die Städte verwüsteten und unschuldige Familien zerstörten, nicht die Möglichkeit hatten, aufzuwachsen.“ Singers Familie hat polnisch-jüdische Wurzeln, ebenso wie der französische Kinderbuchautor und Maurice Sendak (Autor und Illustrator von „Wo die wilden Kerle wohnen“), der die Illustrationen zu diesem vergriffenen und erst jetzt wieder im Aladin-Verlag neu aufgelegten Kleinod der Kinderliteratur beigesteuert hat.
Die Geschichten erzählen von einer verlorenen Welt, der Welt der osteuropäischen jüdischen Schtetl, die durch den barbarischen Eroberungskrieg gegen die Sowjetunion und den Holocaust durch die Nazis zerstört wurden und nur noch in Geschichten und der Literatur lebendig bleiben kann. Es sind Geschichten von Narren, Schelmen und oft etwas einfältigen Gestalten, meist Männern (!) wie der Schlemiel, der eigentlich nichts wirklich hinbekommt: Während seine Frau auf den Markt geht, soll er auf das Baby aufpassen und den Hahn nicht aus dem Haus lassen. Weil sie weiß, dass er ein Schleckermaul ist und vermutlich die köstliche Marmelade aufessen wird, die sie tags zuvor gekocht hat, behauptet sie, das wäre Gift und er dürfe keinesfalls davon essen. Verträumt und ungeschickt wie er ist, fällt das Baby aus der Wiege und der Hahn rennt auch hinaus. Aus Angst vor dem Zorn seiner Frau, entschließt er sich das „Gift“ zu nehmen und zu sterben. Das gelingt natürlich nicht und durch nachbarschaftliche Hilfe können Schlemiels doch noch ein glückliches Fest feiern. Die Ältesten des Dorfs diskutieren sieben Tage lang die Bedeutung dieses Vorfalls und kommen zu Schlüssen, die man sich nicht hätte ausdenken können.
Die Geschichten bereiten Vergnügen, lassen den Leser einen ungewohnten Blick auf die Menschen und ihre teils sehr seltsamen Gewohnheiten und ihr Tun werfen. Der Ort Chelm, in dem sie spielen, ähnelt und erinnert an Schilda und die naiven Streiche ihrer Bewohner. Nur schwingt in Singers Geschichten und besonders den Illustrationen Sendaks (in seinen feinziselierten Strich- und Linienbildern) doch immer noch das Moment des geschichtlichen Wissens um den wirklichen Verlust einer wirklichen Welt und wirklicher Menschen mit, der den einfach gestrickten Schildbürgerstreichen fehlt.
Hervorragend neu übersetzt von Mirjam Pressler, mit festem Leineneinband, illustriertem Schutzumschlag und großzügigem Layout, das Bildern und Text Raum lässt, handelt es sich bei diesem Buch um „ein Werk von hoher Schönheit“, wie T. Spreckelsen das Buch in seiner Rezension in der FAZ vom 15.9.2017 würdigt.